Frage: Bin ich überfordert mit meiner Tochter?

Sehr geehrte Frau Höfel, sonst bin ich eher ein stiller Leser und gebe mich mit Antworten von Familien oder aus Büchern/dem Internet zufrieden, aber langsam glaube ich, muss ich selbst auch mal meine Sorgen Preis geben. Ich bin 24 Jahre jung, am 27. Juni kam unsere Tochter auf die Welt. Sie war und ist ein absolutes Wunschkind. Wir haben über ein Jahr gebraucht bis ich endlich schwanger wurde. Die Schwangerschaft war eigentlich ganz okay. Die übliche Übelkeit, Sodbrennen, Rückenschmerzen. All das hab ich nicht so eng gesehen, weil ich wusste, dass bald unser Sonnenschein da sein würde. 9 Tage nach dem Entbindungstermin ist die Fruchtblase geplatzt, jedoch hatte ich keine Wehen und somit wurde durch einen Wehentropf die Geburt eingeleitet. Ich muss zugeben, es war das schlimmste was mir je passiert ist. Ich wusste, dass eine Geburt nicht einfach wird und schmerzhaft ist, aber ich hatte das Gefühl als würde man mir das Kind rausreißen. Ich wollte nie eine Einleitung, einen Dammschnitt oder Kaiserschnitt. Habe jedoch, bis auf den KS alles bekommen. Ich hatte im Krankenhaus viele Probleme. Besucher, die ich nicht sehen wollte, unfreundliche Hebammen, schlechtes Essen. Ich hasse Krankenhäuser. Schon immer. Natürlich war es der Horror als ich eingewiesen werden musste. Im KH selber hat nicht funktioniert. Ich konnte mich kaum bewegen durch denn Dammschnitt (wollte auch keine Schmerzmittel nehmen) und auch das Stillen war leider nicht drin. Ich war so froh als ich nach Hause konnte. Zuhause war ich im Dauerstrom. Ich war stets nervös, hatte Angst was mit der Kleinen falsch zu machen. Ich habe viel geweint und konnte weder schlafen noch essen. Selbst jetzt, nach 3 Monaten sitze ich hier und schreibe und muss nebenbei weinen. Ich schäme mich richtig dafür. Jedenfalls klappt es mittlerweile super mit dem Stillen, ich stille voll und möchte dies auch bis Ende 5./6. Monat tun. Die Maus schläft nachts 6-8 Std. und dann nochmal 4-5 Std. Sie schläft in ihrem eigenen Bett und das auch ohne abendliche Schreistunden etc. Sie schläft meistens nur ein, wenn ich sie hinlege. Insgesamt weint sie auch sehr wenig, sicher tut sie das ab und zu, sie ist auch öfter mal quengelig, aber meistens bekomme ich das hin und sie ist anscheinend glücklich. Jetzt zu meinem Problem. Wenn mein Partner da ist, ist immer alles super. Die kleine Maus ist glücklich, lacht und plappert. Heute ist er nicht da und sie hat schlechte Laune. Immer wenn ich alleine bin, hat sie schlechtere Laune. Ich habe alles versucht sie heute zu beruhigen und trotzdem hat sie gebrüllt, wie am Spieß. Ich muss dazu sagen, ich bin ein sehr impulsiver Mensch und somit schnell überfordert. Natürlich würde ich meiner Püppi nie was antun, aber heute habe ich sie angeguckt und sie gefragt warum sie mich hasst. In meinem Inneren habe ich mich auch selber gefragt ob ich sie hasse, aber das tu ich nicht. Ich liebe sie abgöttisch, aber anscheinend kann sie mich überhaupt nicht ausstehen. Ich weiß, dass meine Nervosität auf sie übergeht, deshalb versuche ich mich im Zaum zu halten, aber trotzdem bin ich grad völlig überfordert und verunsichert. Ich habe Kopfschmerzen, mein Rücken bringt mich um und auch sonst fühle ich mich elend. Ich kann nichts für mich machen, weil ich meine Zeit meiner Tochter opfere und das mache ich auch gern, aber was soll ich tun? Ich höre jeden kleinen Mucks von ihr und renne, weil ich weiß, dass man Babys nicht schreien lässt. Es tut mir auch in der Seele weh, wenn sie weint. Schon deshalb versuche ich alles um sie glücklich zu machen. Ich bin völlig am Ende im Moment und möchte einfach nur schlafen. Ich glaube, ich bin wirklich eine schlechte Mutter. Ich hasse mich dafür, dass ich keine eigene Lösung finde. Bitte verurteilt mich nicht :-(

von Kuniju am 24.09.2014, 17:35



Antwort auf: Bin ich überfordert mit meiner Tochter?

Liebe Kuniju, was erwarten Sie denn von einer guten Mutter? Wahrscheinlich das, was uns durch Werbung immer suggeriert wird: strahlend lächelnde ausgeruhte Mama mit süßem Knuddelbaby auf dem Arm!?! Ich glaube, dass es an der Zeit ist, dass Sie sich einmal selber auf die Schulter klopfen! In der Klinik ist es nicht gut gelaufen - trotzden stillen Sie voll! Niemand sagt einem, dass es die ersten Wochen nur anstrengend, nur neu, nur chaotisch sein kann! "Insgesamt weint sie auch sehr wenig, sicher tut sie das ab und zu, sie ist auch öfter mal quengelig, aber meistens bekomme ich das hin und sie ist anscheinend glücklich." Kinder haben Frust: es geht nicht wie es soll, eine Falte drückt oder der Bauch zwickt oder, oder, oder! Das Kind kann aber nur Weinen um sich mitzuteilen! Wenn diese Situation an Ihren Nerven zerrt, dann das Kind abgeben oder zumindest erstmal ein paar Minuten weg gehen. Dann ist es besser, dass das Kind ein paar Minuten weint. Überlegen was Sie in dieser Situation (als Kind) wollten, aber nicht bekommen könnten (weil die Fähigkeit nicht da ist). Dann wird klar, warum Ihr Kind brüllt, dass es nichts mit Ihnen zu tun hat. Dann entspannt sich die Situation schnell wieder. Kann es sein, dass es abends entspannter ist, weil zwei Leute da sind und Sie dann auch nicht so angespannt sind? Ja, das merkt ein Kind. "Ich kann nichts für mich machen, weil ich meine Zeit meiner Tochter opfere und das mache ich auch gern, aber was soll ich tun?" Wenn Ihr Mann abends da ist, haben Sie die Möglichkeit ganz bewußt eine Auszeit zu nehmen! Tun Sie das auch! Gehen Sie zwei Stunden zur Freundin oder in die Wanne! Ihr Mann kann mit dem Kind zuhause bleiben (vorher stillen) - egal, ob die Pampers vorne oder hinten zu gemacht wird! Bitte wenden Sie sich an eine Schwangerenberatungsstelle (Pro Familia, Donum vitae, Caritas, Sozialdienst der Kath. Frauen). Dort ist Zeit mit geschultem Personal über Ihre Probleme zu reden und vielleicht neue Perspektiven zu entdecken. Ja, auch nach der Schwangerschaft! Liebe Grüße Martina Höfel

von Martina Höfel am 24.09.2014



Antwort auf: Bin ich überfordert mit meiner Tochter?

Eine schlechte Mutter bist du keinesfalls, rede dir das bloß nicht weiter ein! Du tust alles Menschenmögliche für dein Kind, opferst dich auf und das tut nur eine gute Mutter ;) Such dir doch einfach jemanden zum reden, egal ob Verwandte,Freunde oder vielleicht sogar die Familienhilfe.Hauptsache du klagst jemandem dein leid und bekommst die Hilfe die du brauchst. Bleib stark für deine Maus :) Liebe grüße

von Tweetygirl am 24.09.2014, 17:56



Antwort auf: Bin ich überfordert mit meiner Tochter?

Halloooo, ich wollt dich nur mal schnell wissen lassen, dass es mir ganz genauso ging. Die Geburt war der deines Kindes sehr ähnlich und auch die Zeit im Krankenhaus habe ich als schlimm/tw. durch das Verhalten des Pflegepersonals auch als demütigend empfunden. Zu Hause erging es ebenfalls ähnlich wie dir. Ich habe mir viele Vorwürfe gemacht, nicht alles richtig zu machen und war irgendwann überzeugt, dass meine Tochter mich nicht mag. Gespräche mit meiner Hebamme haben mir sehr geholfen und ich habe die Kraft gefunden, der Klinik eine Rückmeldung zu meinen Erfahrungen dort zu geben. Die Reaktion darauf war überraschend positiv und so konnte zumindest dies etwas "aufgearbeitet" werden. Jetzt ist September und deine Tochter ist 3 Monate alt. Zu dieser Zeit war ich auch noch sehr unsicher und habe bei dem Gedanken an die Geburt/den Krankenhausaufenthalt oft geweint. Nun ist es besser, meine Tochter nimmt viel mehr wahr, ich bekomme Rückmeldungen von ihr und kann nun viel besser und sicherer mit ihr umgehen. Hol dir unbedingt Hilfe, du musst das nicht alleine schaffen. Der Partner/die Familie sind oft gute Zuhörer, aber manchmal Bedarf es die Hilfe einer außenstehenden Person. Ich wünsche dir alles, alles Gute. Du bist mit Sicherheit eine gute Mutter und das wirst du bestimmt auch ganz bald selber spüren!

von Mari12 am 24.09.2014, 19:59



Antwort auf: Bin ich überfordert mit meiner Tochter?

bitte hadere nicht so mit dir, das hast du gar nicht verdient. Es geht vielen von uns so, glaub nicht alles, was du vielleicht draussen hörst von den happy Müttern, bei denen alles nur rund läuft. ich bin da einmal durch, schlimme Geburt, sehr unruhiges Kind, schwieriger Stillstart... ich kannte erst keine anderen Mütter, danach, als ich viele kannte, haben deren Babies besser geschlafen als meins und und und.... Heute ist mein Sohn 3 Jahre alt und eine verdammt coole Socke. Meine kleine Tochter ist 4 Tage jünger als deine und wieder gehe ich durch das selbe durch, ich habe sogar heute abklären lassen, ob ich an einer postnatalen Depression leide. Ist aber nicht so und wenn, wäre es auch kein Drama. Ein Alltag mit Baby kann ziemlich hart sein. aber schau doch mal, was du alles leistest! Schreib es dir am besten sogar auf, was du alles hinbekommst. Dass du voll stillst, dein Baby den ganzen Tag versorgst und nachts schläft sie doch auch toll. mach dir eine Liste mit all den guten Sachen. Und wenn dir der Rücken weh tut vom Tragen, leih dir vielleicht ein gutes Tragetuch aus und lass dir zeigen, wie man es bindet. hab ich auch erst ab dem 2. Kind gemacht. Ich trage sie oft 3 std. ohne dass ich es merke. Du machst das gut und du bist für dein Kind die beste Mutter!

von alessi_a am 25.09.2014, 21:06