Liebe Frau Henkes,
mein Sohn ist 6 Jahre alt und wurde vor 2 Wochen eingeschult.
Leider geht er immernoch sehr ungern in die Schule und weint beim verabschieden.
Wenn wir nach der Ursache fragen, sagt er, dass er uns vermisst und dass das alles sehr anstrengend für ihn ist.
Er hat leider keine bekannten Gesichter in der Klasse.
Ich weiß, wie schwer es sein muss, ihn aber weinend und schluchzend ins Klassenzimmer zu schicken, bricht mir das Herz.
Ich erkläre ihm dann, dass es bei mir genauso war und es mit der Zeit viel besser geworden war.
Kurze Info zur Vorgeschichte: Er war während der Pandemie selten in der Kita. Nach einigen Traumas (Geburt Schwester, Oma hatte Covid, kein Kontakt zu Freunden) mussten wir sogar eine Überweisung zum Kinder und Jugendpsychiatrie holen, da er ein Wiederholungszwang entwickelt hat.
Der Termin steht noch aus.
Können Sie mir einen Ratschlag geben, wie wir mit der Situation umgehen sollen?
Danke im voraus
LG
Sükran
von
sükran
am 02.09.2021, 10:51
Antwort auf:
Einschulung und Verlustängste
Guten Tag,
bestärken Sie Ihren Sohn darin, dass er es schafft. Ihr eigenes Beispiel hilft ihm da bestimmt. Schule ist ja - anders als der Kindergarten - eine Pflichtveranstaltung, die man besuchen muss. Das kann für Kinder eine große Herausforderung sein. Besonders nach der Pandemie und den Belastungen, die Ihr Sohn in dieser Zeit gehabt hat, ist es verständlich, dass ihm diese Umstellung schwerfällt. Er darf aber auch das Zutrauen entwickeln, diese neue Situation bewältigen zu können. Da hilft es Ihrem Sohn sehr, wenn Sie dieses Zutrauen in ihn auch wirklich haben und es nicht nur sagen. Sie können ihm erklären, dass es anderen Kindern bestimmt ähnlich geht und alle jetzt etwas ganz Neues erleben. Sie können auch die LehrerIn über die Startschwierigkeiten Ihres Sohnes informieren. Sie kann ihm dann vielleicht verstärkt helfen, sich in der Schule wohlzufühlen.
Wichtig ist, dass Ihr Sohn sich ernst genommen fühlt und seine Gefühle äußern kann. Im Gespräch mit Ihnen kann er auch selber überlegen, was ihm helfen könnte, die Trennungsangst zu überwinden. Er erlebt ja zudem täglich, dass er nach der Trennung zuverlässig von Ihnen abgeholt wird oder nach Hause kommt, dass die Trennung also immer zeitlich begrenzt ist. Das kann ihm auch Sicherheit geben, die Trennung besser auszuhalten. Und natürlich ist das auch ein Thema für den Termin beim Kinderpsychiater.
Ich wünsche Ihnen alles Gute und Ihrem Sohn ein gutes Ankommen in der Schule.
Ingrid Henkes
von
Ingrid Henkes
am 02.09.2021
Antwort auf:
Einschulung und Verlustängste
Liebe Sükran,
vielleicht darf ich auch noch ein paar praktische Tipps dazu geben.
Unsere Tochter (6) hat ebenfalls Verlustängste und Probleme beim Lösen, wenn der Abschied in die Schule ansteht. Das hatte sich auch schon über die gesamte Kindergartenzeit gezogen, auch da fiel ihr der Abschied sehr schwer. Sie geht jetzt seit 3 Wochen in die Schule und hat keine Probleme, sobald sie erstmal in der Klasse ist. Nur das Lösen macht ihr Angst und sie hat oft geweint. Nun haben wir nicht solch eine belastende Vorsituation wie ihr, aber unserer Tochter haben ein paar Dinge in den letzten Tagen sehr geholfen:
Wir waren immer etwas früher da, damit sie sich innerlich gut darauf vorbereiten konnte, dass gleich die Schule beginnt. Sie hatte genug Zeit für den Abschied und wir besprechen noch, was ich während der Schulzeit mache (nur ganz langweilige Sachen natürlich!) und was sie danach erwartet. Weiterhin haben wir uns mit ein paar anderen Kindern aus der Klasse am Nachmittag auf dem Spielplatz getroffen, so dass erste Freundschaftsbande geknüpft werden konnten. Diese Kinder treffen wir morgens vor der Klasse und unsere Tochter geht gemeinsam mit den Kindern in die Klasse, dadurch fällt der Gang auch leichter.
Und abschließend habe ich für meine Tochter noch ein Armband geknüpft, dass ich jeden morgen mit einem ausgedachten Spruch mit meiner Liebe "auflade" und ihr dann umlege, so dass sie was von mir dabei hat, das ihr Mut verleiht.
Vielleicht ist etwas für euch dabei, was ihr ausprobieren wollt. Ich hoffe sehr, dass es euch weiterhilft.
Liebe Grüße
Christiane
von
Jahne
am 11.09.2021, 10:15