Frage: Bitte wenden

Liebe Frau Dr. Dotzauer, mein Sohn wird in zwei Tagen ein halbes Jahr alt und Sie können sich sicherlich denken, mit welchem Anliegen ich mich an Sie wende.  Er wacht natürlich alle 2 Stunden auf. Darüber bin ich schon fast glücklich, es war auch schon stündlich. Geschlaucht bin ich aber trotzdem sehr. Ich probiere mich gerade am „Bitte wenden“, da ich dies auf Instragram bei Ihnen gesehen habe.  Nun wollte ich Sie fragen, wie lange es denn ungefähr dauern wird, bis sich erste Erfolge zeigen? Tage, Wochen, hoffentlich nicht Monate? Auch wollte ich fragen, wie lange man beim „Bitte wenden“ ungefähr „aushalten“ muss? Also lohnt es sich, 5-10 Minuten zu beruhigen oder dann trotzdem zu stillen? Ich möchte mich zu früh aufgegeben haben.  Vielen Dank für Ihre fantastische Arbeit und noch einen schönen Tag!

von Ju_le am 24.04.2024, 11:51



Antwort auf: Bitte wenden

Liebe Jule, vielen Dank für die anerkennenden Worte! Also es ist ja nicht so, dass das "bitte wenden" die Lösung des Problems darstellt und man es nur durchhalten muss. Es ist halt ein Baustein und es braucht noch viele andere. Und es geht ja darum sich zu erreichen und das ist schlaftrunken und Brustwollend ziemlich schwer vorallem wenn man das gewohnte nicht zackig bekommt... Die Lösung des Problems sind eigenregulative Fähigkeiten und das wird noch ein bisschen dauern. Ich beschreibe mal der Reihe nach was alles nötig ist: Erstmal am Tage üben! 1. Grundsätzlich brauchen Kinder eine Ahnung von Ruhigwerden, Entspannung und Einschlafen, jenseits von schlucken saugen. Daher ist es sinnvoll, wenn auch die Väter ihre Babys erreichen, mit einer entspannenden Beruhigungsbotschaft. Dies kann beim ersten Tagschlaf geübt werden, nach 2 Wachstunden mit sattem, müden und ruhigem Kind. Aber natürlich sollte auch das die Mama üben...und ihrem Kind zeigen: bei Hunger gibts Essen bei Einschlafen gibts Entspannung... 2. Einschlafroutine etablieren ohne Stillen gerne mit "Runterkuscheln"  Beruhighen im Dialog, ggfs ablenken... erst senkrecht, langsam-leise-langweilig, auf Zeichen der Entspannung warten und dann erst in die Waagerechte, dann ablegen erst schlafend gemeinsam dann immer wacher... 3.Beim Zwischenerwachen immer wieder gestuftes Beruhigen, auch "bitte wenden" hin und her..., Stimme, Schnuller, Popo klopfen, schuckeln, ggfs, mal kurz Licht anmachen, um Kind zu wecken um dann bessere Möglichkeit zu haben ihn zu erreichen. hochnehmen, schuckeln, notfalls halt doch stillen. aber durch gestuftes Beruhigungsangebot lernt Kind andere Trostmöglichkeiten kennen. Darum gehts beim Weiterschlafen. 4. Bei Hunger wird natürlich gestillt und bei Zwischenerwachen wird das Weiterschlafen gelehrt. Beides auseinander zu halten ist nicht leicht. Aber der zeitliche Verlauf sagt Dir nach 1-2 Std ist es nicht Hunger sondern Zwischenerwachen. 5. Manchmal ist es auch hilfreich nachts Bewegung zB im Stubenwagen/ Bett auf Rollen, anzubieten um das Weiterschlafen zu erleichtern. Good luck und Geduld denn das ist ein Prozess der dauert, vorallem je mehr die Erwartungen und Einschlafassoziationen gefestigt sind. Herzliche Grüße Daniela Dotzauer  

von Dr. Dotzauer am 24.04.2024