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Transfer von 2 Blastozysten

Thema: Transfer von 2 Blastozysten

Da ich hier häufiger gelesen habe, dass viele sich zwei Blastozysten transferieren lassen, habe ich jetzt noch mal im IVF-Register nachgeschaut. Und dort von 2022 eine schöne Infografik gefunden, aus der ganz klar hervorgeht, dass man im Gegensatz zum Transfer einer einzelnen (und dann gegebenenfalls einer zweiten) Blastozyste eigentlich nur Nachteile hat: https://www.deutsches-ivf-register.de/perch/resources/infographik-set-det-dir-jahrbuch-2022.pdf Da zumindest in Deutschland man ja sowieso Selbstzahler ist, sobald man seine Eizellen in der verlängerten Kultur lässt, kann es eigentlich kein KostenArgument sein, dass viele Frauen sich zwei Blastozysten zurückgeben lassen. Wollte das einfach mal teilen…

von Pinguina1 am 09.05.2024, 09:08



Antwort auf Beitrag von Pinguina1

Unsere Erfahrung ist halt, dass 75% unserer Blastozysten nicht lebensfähig sind aufgrund genetischer Defekte. Da macht es schon Sinn, 2 zu nehmen...

von Rosebut am 09.05.2024, 09:17



Antwort auf Beitrag von Pinguina1

Es ist immer auch eine Auslegungssache der Gesetze. Soweit ich weiß, dürfen in Deutschland "nur" so viele befruchtete EZ zurückgegeben werden, wie auch ausgetragen werden könnten. Nach meinem Wissensstand war zu meiner IVF-Zeit möglich, bis zu drei einsetzen zu lassen. Meine KiWu hat immer davon abgeraten, mehr als eine einzusetzen. Das hatte mit der Selbstverpflichtung zu tun, den Frauen nicht zu "schaden". In den Ethikdiskussionen um IVF gibt es ein Lager, das die Diskussion so führt, indem es sagt: "Eine Mehrlingsschwangerschaft als Ergebnis der IVF ist ein (vermeidbarer) Kunstfehler." Die Begründung stützt sich auf eine Auslegung des ersten Prinzips des hippokratischen Eides: "Primum non nocere", also "Erstens, nicht schaden." Als "Schaden" wird hier ausgelegt, dass jede Mehrlingsschwangerschaft mit höheren Risiken verbunden ist, als eine Einlingsschwangerschaft. Daran schließt sich die Diskussion um höhergradige Mehrlinge nach IVF an, und das berührt das ethische Dilemma von "Reduktionen" bestehender höherradiger Mehrlingsschwangerschaften, sofern eine Indikation besteht und das bestehende medizinische Problem nicht anders gelöst werden kann. Die Skandinavier sehen bei all ihrer Freiheit in den Gesetzen, in denen sich Fruchtbarkeitsbehandlung bewegen, dies ganz streng. Dort gibt es strikt den Ansatz des "single transfers", um sicher zu gehen, aus einer IFV nur eine Einlingsschwangerschaft entsteht. Es ist dort z.B. nicht möglich, sich auf Wunsch eine zweite Blasto einsetzen zu lassen. Die dänische Gesetzeslage verbietet das. Es gibt eine Ausnahme, die gut begründet und belegt sein muss: Es muss in den Vorzyklen zu Einnistungsversagen gekommen sein, nach meinem Kenntnisstand mindestens zweimal. Dann kann das Einsetzen eine zweiten Blasto erlaubt werden, weil die Wahrscheinlichkeiten anders betrachtet werden. Ziel ist da aber immer noch eine gesunde Einlingsschwangerschaft. Ich gebe zu, ganz am Anfang meiner IVF-Reise war ich ganz vernarrt in die Idee, zwei Blastos zurückzubekommen und Zwillinge zu haben. Das hatte ich so romantisch verquerklärt... wenn es schon nicht natürlich klappen wollte, dann vielleicht mit IVF und Bonusbaby. Ich hatte lange das Gefühl, in Dänemark benachteiligt zu sein. Keine zweite Chance mit einem einzigen Versuch. Aber am Ende hatte ich keine Wahl. Es blieb bis auf eine einziges Mal nur eine Blasto zum Transfer übrig. Ich wüsste nicht, wie ich hier in Deutschland entschieden hätte. Wahrscheinlich hätte ich alle Risiken in den Wind geschossen und mir drei Blastos zurückgeben lassen. Gerade vor meinem ersten Kind, als die Sehnsucht so groß war. Mit gibt es sehr zu denken. Klar, Drillinge könne gesund sein, und die Schwangerschaft relativ komplikationsfrei. Aber... wäre es das Risiko wert gewesen? Ich war nie in der Situation, wirklich diese Entscheidung treffen zu müssen. Ich weiß, ich hätte nie, nie von Drillingen auf Zwillinge "reduzieren" können; nie und nimmer, wenn es Probleme gegeben hätte... aber die Aussicht, gleich drei Chancen zu haben?! Da muss es doch klappen mit der Schwangerschaft, wenigstens von einem. Und ja, auch bei vier reifen Follikeln und GVnP habe ich es darauf ankommen lassen... allerdings kenne ich auch die Qualität meiner Eizellen. Wie es gewesen wäre, wenn statt vier zufällig entstandener Eizellen mit Qualität Ende 30 die Option auf drei gesunde Blastos mit Qualität Anfang 30 bestanden hätte, die sich alle schon viele Meilensteine genommen haben... ? Tja, auch heute habe ich keine schlüssige Antwort parat. Aber... mein Gefühl sagt immer noch: Her damit; ich nehme sie alle.

von schroedingerskruemel am 09.05.2024, 10:20



Antwort auf Beitrag von schroedingerskruemel

Vielen Dank für eure Antworten! Wenn 75 % der Blastozysten genetisch defekt sind, dann würde ich es vielleicht auch mit zweien arbeiten. Allerdings ja auch nur, wenn ich überhaupt so viele Blastozysten habe. Am besten wäre natürlich eine genetische Untersuchung, bevor ich sie mir einsetzen lasse (ich weiß, das ist vor allem in Deutschland nicht leicht). Aber die Zahlen zeigen ganz deutlich, dass ich eher ein Baby auf die Welt bringe, wenn ich mir die Blastozysten nacheinander einsetzen lasse. Es scheint die Frauen zu geben, die dann eben auch Mehrlinge bekommen. Und die vielen anderen, wo die zwei Blastozysten sich dann gar nicht einnisten. Nacheinander hätte es aber vielleicht wenigstens eine geschafft… Zwillinge sind schon etwas tolles, in meiner Familie gibt es in jeder Generation welche. Schwangerschaft und die ersten zwei Lebensjahre sind aber auch deutlich anstrengender. Dafür wird es danach deutlich entspannter, weil die zwei Kinder immer zusammen spielen können. Aber bei IVF scheint es eben so zu sein, dass weniger Kinder geboren werden, wenn man immer zwei (statt einer) Blastozyste einsetzt. Dieses Gefühl, dass ich eine höhere Chance habe, wenn ich mehrere Blastozysten gleichzeitig einsetze, ist eben nur ein Gefühl! Aber Menschen glauben ja auch, dass sie eher im Lotto gewinnen als ein Krebs erkranken…

von Pinguina1 am 09.05.2024, 11:18



Antwort auf Beitrag von Pinguina1

Ja das sind schon gute Argumente... Also wir hatten nach 5 icsis 25 Befruchtungen auf 65 Eizellen. Mir wurden 16 eingesetzt, 9 sind also außerhalb verstorben. Allein das Einsetzen dauerte demnach 16 Monate, da man immer zwei eingesetzt hatte und nach einem gescheiterten Versuch immer ein Monat ausgesetzt wird (plus der Versuch ist ja auch ein Monat). Wenn ich überlege, dass wir diese 16 Monate auf 32 gestreckt hätte, macht mich das echt fertig... Zumal wir sowieso noch mehr Pausen hatten, weil mein Mann regelmäßig gar keine Spermien hatten. Meine Eizellqualität ist zum Glück top und ich habe mit 30 noch mehr Eizellen übrig als die durchschnittliche 20 Jährige... Tja aber das allein ist es eben nicht :( Präimplantationsdiagnostik hätte mir mehrere Fehlgeburten erspart, aber so denkt man in Deutschland nicht. Also musste ich da auch durch und auch das hat Zeit gekostet, vor allem die Fehlgeburt in der 10. Woche... Ich bevorzuge aber ohnehin den Tag 3 Transfer. Achtzeller werden fast immer Blastozysten, Siebenzeller hingegen nur sehr selten. Und die Gebärmutter, zumindest meine, ist das beste Zuhause für Embryonen. Sorry fürs Jammern xD Mann, war das eine lange Reise. Jetzt bin ich 41 Wochen schwanger und alles lief ohne Komplikationen ab, ein Wunder! Mit dem dicken Bauch habe ich aber tatsächlich auch zum ersten Mal gedacht, dass es gut ist, dass da nicht zwei Wunder auf mich warten. Ich möchte aber noch mindestens 2 weitere Kinder...

von Rosebut am 09.05.2024, 12:41