Thema:
Muss mal raus: Wenn euer Kind "Justin" heißt,...
... tut ihm doch bitte den Gefallen und buchstabiert im Laufe der Vorschulzeit - wenn er auch Interesse zeigt - seinen Namen und sprecht über die Diskrepanz zwischen Schreibung und Aussprache ;-) ... Das ist auch bei anderen nicht lautgetreuen Namen kein Nachteil.
Ich habe heute mit einem Schulanfänger dieses Namens Anlaute geübt und sollte mal gucken, ob und welche Buchstaben er evtl. kennt, meist sind das ja zumindest die Buchstaben, die ein Kind im Namen hat...
Pustekuchen.
Der Junge kannte keinen einizgen Buchstaben seines Namens (das ist an unserer Schule tatsächlich ungewöhnlich), identifizierte das "J" dann als "s/sch"-Laut (immerhin!) und - was mich echt für das Kind gestört hat bzw. es mir leid tat - hielt das "U" in seinem Namen für ein "A". Er heißt schließlich "Schastien". Das ist doch nicht fair. Da ist er stolz, was isoliert zu erhören und dann ist es leider komplett falsch.
Manno.
Dass der Junge keine Buchstaben und Laute kennt und auch keine Vorerfahrung beim Hören/Lautieren hat, ist kein Problem, dafür ist Schule da.
Aber - man kann es seinem Kind als Eltern leichter und schwerer machen, das Ganze zu lernen. Und vieles geht spielerisch, das muss kein "Pauken" sein, sondern einfach mal thematisieren und ausprobieren...
LG, M.
...sonst eher in anderen Foren unterwegs bzw. mehr mitlesend
...jetzt ehrlich gespannt auf die Eltern des Jungen (ja, ich habe nun den Hauch eines Vorurteils)
von
Minimonster
am 29.08.2011, 18:31
na ich würd mal sagen, da hast du ein wenig mehr als einen hauch;)
Mitglied inaktiv - 29.08.2011, 18:50
Antwort auf diesen Beitrag
na, das ist aber doch für dich nur ein hauch des erklärens nötig :-)
nennt sich unterschied zwischen laut- und schriftsprache und mündet in orthographie..
man sagt ja auch "muta" statt "mutter" (doppelkonsonanten hört man ja nicht, nur den indikator kurzvokal)
man sagt "EEsel" und "Änte", aber dennoch schreibt man beides mit "E"...
da kann lehrer auch erklären, dass Dschastin ein tolles A gehört hat, aber genau dieses "a" ein englisches ist, dass als "u" abgebildet wird...
LG
ps: leider entspricht das klischee eines justins aber oftmals mangelnder spracherfahrung, das mag stellenweise stimmen - aber auch "ophelia casssandra aimee marguerite" von prof. dr. ichbintoll kann ihren namen wahrscheinlich bei schuleintritt nicht schreiben - höchstens auf chinesisch
von
muddelkuddel
am 29.08.2011, 19:39
Hi,
zum Buchstabieren kann ich nix sagen. Aber meine Freundin arbeitet als Kinderzahnärztin und erzählte erst am Wochenende, dass sie zu 90 Prozent am Vornamen der Kinder den Gebisszustand vorhersagen kann... oje oje. Das lasse ich unkommentiert mal stehen (wir wohnen in einer großen Stadt)
Katja
von
engelchen500
am 29.08.2011, 19:43
1. Ja, es gibt Namen, bei denen man relativ einfach Schlüsse auf das Umfeld des Kindes ziehen kann.
Das funktioniert übrigens auch mit emailadressen (und offenbar auch mit Zähnen *staun*) und ist keine Erkenntnis der Neuzeit.
2. Hoffe ich INSTÄNDIG, dass du weder Lehrerin noch Referendarin bist. Du kannst doch mit einen Schulanfänger keine Wörter anlautieren, die NICHT lautgetreu sind! Lieber Himmel, Deutschdidaktik erstes Semester, da lernt man das!
3. Hättest du ihn gefragt, wie sein Name geschrieben wird, hätte er das vielleicht gewusst. Dass er aber nicht das Schriftbild zum Lautbild wiedergeben kann ist das Normalste der Welt bei einem Erstklässler.
4. AnLAUT und Anfangsbuchstabe sind zwei unterschiedliche Dinge im Schriftspracherwerb. Auch dies wird einem Lehramtsanwärter relativ zügig erklärt. So heißt die Frage beim Anlautieren IMMER IMMER IMMER: "Was (NICHT: Welchen Buchstaben!!!!!!) hörst du am Anfang?" Später erweitert zu "... in der Mitte/ am Ende?"
5. Wenn ein Kind wirklich SO deutlich ALLE Laute seines Namens hören konnte, dass da hinterher "Schastin" (woher soll das ie gekommen sein? Das wäre doch ein gedehntes i und würde schon Einblicke in die Ausnahmeregelungen unserer Sprache voraussetzen!!!) stand, dann hat dieses Kind ein so dickes, fettes Lob verdient, dass es seinesgleichen sucht!!! Erstklässler hören im Wort Spaghetti üblicherweise das: "aketi" Was er gehört hat, war nicht FALSCH, nein, er hat PERFEKT gehört!!! Dein AUFTRAG war falsch, aber sowas von!!!
Und dieses Posting von dir beweist mir mal wieder, dass nicht viel drauf zu geben ist, wenn fachfremde Menschen großspurig erklären, dass ja die Anforderungen an eine Grundschullehrerin so immens nicht sein können, schließlich kann doch jeder diese PillePalle Aufgaben lösen.
Ja. Lösen vielleicht, aber didaktisch-methodisch kindgerecht aufarbeiten? Offenbar nicht. Was du hättest machen müssen, wäre, dir vorher lautgetreue Wörter überlegen und sie mit ihm besprechen (Anlauttabelle?). ODER eben seinen Namen mit ihm schreiben, je nach Ziel welches zu verfolgst. Auch darüber musst du dir vorher klar sein.
Viele Grüße,
Annette
von
momworking
am 29.08.2011, 21:58
Liebe Annette,
danke für deine engagierte Antwort. Ich kann dir in fast jeder Hinsicht zustimmen und finde es toll, dass du dich so für den Beruf, den Auftrag einer Lehrerin und für Justin so stark machst und das ganze Geschreibsel von mir so genau unter die Lupe nimmst.
So viel Aufmerksamkeit und Mühe hatte ich weder erhofft noch erwartet :-).
Ich habe weder den Inhalt noch Kontext, Gründe oder Details des Gespräches komplett dargestellt, insofern hast du kein objektiv zutreffendes Bild von der Situation, von Justin oder von mir. Somit finde ich deine Kritik an mir völlig ok und ich werde nun auch nicht versuchen, dich von meinen Qualifikationen und Qualitäten als Lehrerin zu überzeugen, da mir das sicher nicht gelingen würde ;-)
Eigentlich wollte ich nur meinen höchst subjektiven, emotionalen, unprofessionellen und unreflektierten Schreck loswerden... und evtl. einige Mütter animieren, mal mit dem Kind den eigenen Namen zu üben, bevor es zur Schule kommt...
Kollegiale und freundliche Grüße von M.
von
Minimonster
am 29.08.2011, 22:19
Sean und wusste schon mit 3 Jahren, dass es einen Unterschied zwischen der Aussprache seines Namens und der Schreibweise gibt.
Das machte er all den inkompetenten Erwachsenen dann klar, die nicht in der Lage waren, seinen Namen korrekt auszusprechen geschweige denn zu schreiben, obwohl das ja nun nicht soo schwer ist.
Und ich fand es immer sehr amüsant, wie viele doch so gebildete Leute an der Aussprache eines doch gar nicht anspruchsvollen Namens scheitern.
von
Graupapagei3
am 30.08.2011, 06:25
musste gerade sooo Lachen....*Ironieon*"armes Kind"*Ironieoff*...
DAS ist wahrscheinlich der Grund warum meine mit 2 Ihren Namen Schreiben /abmalen konnten (Tim und Mia....*kicher*).
LG
P.S. Meine kids haben Phoebe (Fiebie), Imogen (Imädschen) und Islay (Aila) in der Klasse ... wär´sicher spannend in einer dt. Grundschule 
von
Timtom
am 02.09.2011, 11:50
All die Justins, Kevins und Marvins - sie tun mir leid.
Ein sehr guter Freund meines Sohnes (8J) heißt Justin. Es ist ein lieber, netter, aufgeweckter Junge. Und man merkt so deutlich, dass die Eltern tatsächlich "so" sind, wie die Namenswahl erahnen lässt. Der Junge war letztens (Ferien) über Nacht hier bei uns und am nächsten Tag auf einem Ausflug mit, ich kenne ihn also nicht nur vom Sehen.
Der kleine Bruder heißt übrigens Julien (= Dschulien).
Das andere Extrem finde ich übrigens Justus = beide Eltern Akademiker, mindestens Ärzte.
lg Anja
von
kanja
am 30.08.2011, 18:18
Auch hier nennen die sehr gut gestellten Familien ihre Kinder Justin aber eben dann dt. ausgesprochen.
Gruß maxikid
von
Maxikid
am 30.08.2011, 18:53
noch nie gehört (aber sehr sympathisch). mit kurzem oder langem "i"?
Französisch kann ich es mir noch vorstellen, klingt dann aber furchtbar elitär.
Kenne einen Marvin aus einer besser gestellten Familie...
Gruß
von
björg
am 31.08.2011, 07:44
Justin wie Justiz. Ich kenne sogar eine Jaqueline - dt. gespr., Jordan - dt. gespr.
Gruß maxikid
von
Maxikid
am 31.08.2011, 13:21
Um Gottes Willen, ich hoffe du arbeitest inzwischen anderweitig. Beruf verfehlt nennt man das. Selbst ohne Kenntnis des Gesprächs ist klar, dass hier Vorurteile vorherrschen und das Kind keine Chance hatte. Nicht alle Kinder können bei Schuleintritt ihren Namen schreiben, lesen oder lautieren. Das ist Aufgabe der Schule hier nachzuhelfen. Nicht alle Eltern sind in der Lage, ihren Kindern die Hilfe zu geben, dass der Name geschrieben werden könnte. Aber nicht alle unfähigen Eltern nennen ihr Kind Justin, um dir das Leben zu erleichtern. Und umgekehrt sind nicht alle Justins dieser Welt aus unfähigen Elternhäusern.
Ich hatte mal eine Anna, bei der das Namenschreiben nicht klappte. Es liegt nicht am Namen, sondern an den Voraussetzungen.
von
Leya07
am 31.08.2011, 11:49
die Eltern sprechen es Josua (wie geschrieben aus). Ungewöhnlich aber mal was anderes.
Mitglied inaktiv - 31.08.2011, 12:23
Danke für deinen Hinweis ;-) - und du bist sicher Hellseherin?!
Hab's jedenfalls an meine Chefetage weitergegeben, falls es denen bisher nicht aufgefallen war... ;-)
LG, M.
... die dich ansonsten bittet, die Antwort an momworking zu lesen
von
Minimonster
am 31.08.2011, 16:19
Hallo,
ich weiß ja nicht wie das bei euch ist - aber hier können so gut wie alle Vorschulkinder lautieren - hier wird in der Vorschule auch so gut wie in jedem Kindergarten das Würzburger Modell gemacht.
Fängt an mit Silbenklatschen - und geht bist zum lautieren von lautgetreuen Wörtern.
Damit ist über die Hälfte der Schulanfänger auch so weit, das sie anfangen den Lauten Buchstaben zuzuordnen und auch kleine eigene Wörter zu schreiben.
Und insoweit finde ich es nicht weit hergeholt, das Kinder ihren Namen nicht nur schreiben (malen) können sondern auch die Laute den einzelnen Buchstaben zuordnen können.
Und klar sollte man dann auch mal mit den Kinder drüber reden, das z.B. bei englischen Wörtern oder Eigennamen das mit der Lauttreue nicht immer so passt.
Auch wenn der Aufhänger "Justin" vielleicht negativ behaftet ist - es gibt ja mehr Namen auf die es zutrifft.
Lg Dhana
von
dhana
am 31.08.2011, 20:54
Meine Kinder haben beide ungewöhnliche Namen, die Große hat einen langen Namen, der anders geschieben wird als gesprochen. Sie kann ihren schreiben, die Kleine (deutscher, kurzer Name) wird ihn nicht lautieren lernen. Sie ist besonders. Wenn wir es nicht bereits vor der Geburt festgestellt hätten, wüssten wir es nicht und würden es erst in der Schule herausfinden, wenn nämlich eine Lehrerin darüber anfängt zu schimpfen, wie bescheuert wir sind unser Kind so zu nennen.
NIEMAND sucht einen Namen danach aus, ob es den Lehrern später leicht fällt, dem Kind das Schreiben damit beizubringen.
Und bei uns im ausländerstärksten BL gibt es keine Vorschulen, sie wurden als pädagogisch unsinnige Institutionen (aus der politikersprache übersetzt: "zu teuer") abgeschafft. Aber Vorschule und Frühförderung hin oder her, eine Grundschullehrerin lernt im Studium, dass Kinder verschieden sind und verschiedene Voraussetzungen mitbringen. Es gibt Kinder, die können bis 100 zählen und erste 1x1 Aufgaben rechnen, manche schaffen mit Mühe bis 10 zu zählen. Vom Namen ganz unabhängig bringen sie unterschiedliche Fähigkeiten mit. Liegt es an dem komplizierten englischen Namen, dass manche nicht rechnen können, wenn sie eingeschult werden?
Eine Lehrerin lernt übrigens auch, nicht gleich die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen, wenn ein Kind 2+2=22 vorrechnet oder eben völlig korrekt dschastin hört. Spätestens im Ref sollte man lernen, seine eigenen Lehrmethoden und Fragen noch mal zu reflektieren, denn vielleicht war die Frage ja einfach unglaublich dumm. Ist die Frage dementsprechend gestellt, sagt dir jeder, dass Justin mit [a] gesprochen wird, das u also das Zeichen für genau dieser Laut sein muss.
Übrigens sehr gute Beobachtung, dass es der zweite Buchstabe von links sein muss und wärst du Englischlehrerin könntest du dich über erste Erfolge bereits freuen.
von
Leya07
am 31.08.2011, 22:40
Ja, auch ich habe - um dich zu zietieren - nur einen Hauch eines Vorurteils...dir gegenüber!
LG
von
Mutti69
am 01.09.2011, 08:36
von
Mutti69
am 01.09.2011, 09:16
