Toxoplasmose

Toxoplasmose

© Adobe Stock, zinkevych

In der Schwangerschaft stellt sich neben dem Verzicht auf rohes Fleisch die Frage, ob der Schmusetiger aus dem Haus muss, wenn sich ein Baby ankündigt. Tragen eigentlich alle Katzen Toxoplasmoseerreger mit sich herum - und wie gefährlich ist der Kontakt für schwangere Frauen?

Was ist Toxoplasmose?

Eine Infektionskrankheit, deren winzige, einzellige Erreger Parasiten (Sporentierchen) sind - in der medizinischen Sprache: "Toxoplasma gondii".

Woran erkennt man diese Infektion und wie verläuft die Toxoplasmose?

Das Tückische an der Toxoplasmose ist, dass man die Infektion mit diesem Erreger ohne Laboranalyse nicht erkennt. Experten schätzen, dass etwa die Hälfte aller Deutschen bereits eine Infektion mit Toxoplasmose durchgemacht haben. In den meisten Fällen verlief die Krankheit unbemerkt mit grippeähnlichen Symptomen: mäßiges Fieber, leichte Lymphknotenschwellungen, Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen, evtl. Durchfall.

Dennoch bildete der Körper Antikörper, die ihn für den Rest seines Lebens vor einer neuerlichen Auseinandersetzung mit diesen ungebetenen Gästen schützen. Denn in aller Regel sind nicht alle "Gäste" gegangen bzw. konnten besiegt werden. Der eine oder andere hat sich abgekapselt und fristet sein Dasein im Körper auch weiterhin.

Das einmal alarmierte Immunsystem wacht also weiter pingelig darüber, dass sich auch nicht ein einziger Erreger "frei" im Körper bewegen kann oder von außen ein weiterer Vertreter der Familie "Toxoplasma gondii" in den Körper gelangt, ohne sofort vernichtet zu werden. So ist auch das Baby einer Schwangeren geschützt, die bereits einmal eine Infektion durchgemacht hat.

  • Gefährlich für das Ungeborene wird es, wenn die werdende Mutter sich zum ersten Mal infiziert. Inwieweit gefährlich ist unter Medizinern und Forschern umstritten.

Soviel ist jedoch sicher: Passieren Toxoplasmose-Erreger erst einmal die feine Membran der Plazenta, so gelangen sie in einen kindlichen Kreislauf, der noch durch kein funktionsfähiges Immunsystem geschützt ist.

Nun sagen die einen Mediziner, dass sowohl körperliche als auch geistige Behinderungen die Folge sein können und auch die bereits angelegten Organe - besonders aber das Gehirn und die Augen - nachhaltig geschädigt werden können.

An anderer Stelle findet man die Meinung, dass die Toxoplasma-Erreger erst ab der 16. Woche die Membran der Plazenta durchdringen können - zu einer Zeit, zu der die Organbildung bereits abgeschlossen sei und von daher keine Fehlbildungen mehr befürchtet werden müssen. Allerdings schließt man auch hier Augenschäden sowie - bei schwerem Verlauf - ein vorzeitiges Absterben des Ungeborenen in der Gebärmutter nicht aus.

  • Vertreter beider Meinungen sind sich jedoch einig, dass mögliche Folgen nicht bei allen infizierten Neugeborenen gleich zu erkennen sind. Manchmal treten Gesundheitsschäden (z.B. Sehstörungen) erst nach Monaten oder sogar Jahren auf.

Wodurch wird man mit Toxoplasmose infiziert?

Die meisten denken bei dem Wort "Toxoplasmose" sofort an Katzen. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung kommen die Katzen jedoch erst an zweiter Stelle der möglichen Überträger. An erster Stelle steht Fleisch vom Schwein oder Schaf - insbesondere roh oder rosa gebraten: Tartar, "englisch" gebratene Steaks - aber auch Rohwurst wie z.B. Mettwurst und Salami.

Die Hauskatze kommt - wie gesagt - an zweiter Stelle. Wie kommt nun aber der "Toxoplasma gondii" in die Katze? Dieses Sporentierchen ist ständig in einer Art "Kreislauf" unterwegs - ist dabei sehr anpassungsfähig und sehr vermehrungsfreudig. Als Wirte sind nahezu alle Säugetiere willkommen, die ihre "Gäste" nach einer gewissen Zeit wieder ausscheiden - bevor diese z.B. über Gräser in den nächsten Wirt gelangen. Interessanterweise sind Katzen die einzigen "Endwirte" in diesem Kreislauf. Doch scheiden auch sie einen entwicklungsfähigen Abkömmling des eigentlichen Erregers, die sogenannten "Oozysten" aus.

Katzen, die Freilauf haben und draußen jagen, sind wesentlich häufiger Träger von Toxoplasmose-Erregern, als Hauskatzen.

Hauskatzen, die zudem noch mit Fertignahrung - also mit keinem rohen Fleisch - gefüttert werden, scheiden dagegen als Träger eher aus.

Wie kann man der Toxoplasmose vorbeugen?

Für Katzen gibt es bisher keine Impfung gegen Toxoplasmose - doch kann der Tierarzt durch eine Untersuchung feststellen, ob eine Infektion vorliegt. Darüber hinaus sollten Schwangere, die mit Katzen (auch reinen Hauskatzen) in Berührung kommen, vorsichtshalber ihr Blut auf Antikörper untersuchen lassen. Leider gehört dieser Test in Deutschland nicht zur routinemäßigen Schwangerschaftsvorsorge - wie etwa in Frankreich oder in Österreich - wird aber von vielen Frauenärzten vorgeschlagen.

Finden sich keine Antikörper im Blut ( Test = negativ ) hat die Frau noch keine Infektion durchgemacht und sollte vorsichtshalber

  • während der Schwangerschaft auf den Genuss von rohem oder halbrohem Fleisch (Vorsicht bei Hamburgern!) verzichten
  • bedenken, dass eine Infektion schon beim Hantieren mit Fleisch möglich ist und beim Zubereiten Einmal-Plastikhandschuhe tragen
  • insbesondere eine bisher frei laufende Katze vom Tierarzt untersuchen lassen und sie bei positivem Befund für die Dauer der Behandlung zu Freunden geben
  • nach jedem Kontakt mit Katzen ( auch Hauskatzen ) die Hände waschen
  • die Katze nur mit Fertigfutter - nicht mit rohem Fleisch füttern
  • die Reinigung des Katzenklos anderen Personen überlassen oder dabei Gummihandschuhe tragen
  • bei der Gartenarbeit Schutzhandschuhe tragen, um einer "Schmierinfektion" durch verunreinigte Erde (streunende Katzen) vorzubeugen
  • Gemüse, Salate und Obst aus dem Freilandanbau prophylaktisch gut waschen, da insbesondere Insekten und Schnecken mit dem Kot von Katzen in Berührung kommen können

Behandlung von Toxoplasmose

Wenn es dennoch zu einer Infektion während der Schwangerschaft kommen sollte, kann das Erkrankungsrisiko für das Baby durch eine Behandlung der Mutter mit geeigneten Antibiotika wesentlich gesenkt werden. Dennoch bleibt Vorbeugen der beste Schutz vor Toxoplasmose! Im Zweifelsfall gibt ein Bluttest Aufschluss.

Zuletzt überarbeitet: Dezember 2018

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