Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Faktor V Leiden?

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Faktor V Leiden?

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Sg.Herr Dr.! Ich bin 40 Jahre, habe bereits 3 Kinder im Alter von 19,17,10. Bei diesen SS hatte ich nie Probleme und auch "Bilderbuchgeburten"! Im Nov 09 wurde ich dann erneut schwanger, hatte aber leider eine Missed AB in der 13.SSW. Ich hatte 2006 einen pulm. Infarkt, was ich bei Beginn meiner SS auch meinem Gynäkologen mitgeteilt habe. Da ich selbst Ordinationshilfe bei einer Prak. Ärztin bin, hab ich selbst veranlasst mein Blut auf Faktor V Leiden untersuchen zu lassen. Mein Befund ist nun nach 3 Wochen gekommen und Faktor V nachweisbar..... Genotyp: herteozygot Soll ich bei einer erneuten SS Heparin spritzen? Ich werd natürlich auch mit meinem Arzt darüber sprechen, würd nur gern ihre Meinung hören. Ab wann spritzen? Ab Eisprung oder erst später? Bitte um Antwort! LG Andrea


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, 1. Ihre Vorgeschichte stellt sicher ein erhebliches Risiko für eine zukünftige Schwangerschaft dar, wenn dieses auch durch eine Blutverdünnung reduziert werden kann. Insofern empfehle ich Ihnen, sich zunächst vor Ort bei Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt und ggf. in der Klinik kompetent zu der Frage beraten zu lassen, ob man Ihnen guten Gewissens zu einer weiteren Schwangerschaft raten kann, zumal Sie doch schon drei Kinder haben. Denn auch mit einer Heparintherapie kann Ihnen niemand dieses Restrisiko nehmen. Und das Schicksal muss man ja nicht unbedingt herausfordern. 2. diese Mutation (ein Austausch eines Eiweißes) in einem wichtigen Gerinnungsfaktor des Blutes wird auch als Faktor V-Mangel oder APC-Resistenz bezeichnet und sie kommt einer angeborenen Thromboseneigung gleich. Hierdurch kann eine körpereigener Hemmstoff der Gerinnung (das aktivierte Protein C = APC) nicht mehr ausreichend am Faktor V binden und dies führt so zu einer verstärkten Gerinnbarkeit des Blutes. Die Störung liegt auf dem Chromosom (Teil der Erbanlage) Nr. 1. Da alle Chromosomen beim Menschen in doppelter Form vorliegen, kann entweder nur ein Chromosom betroffen sein (heterozygoter Träger) oder beide Chromosomen (homozygoter Träger). In gewissen Situationen (Pille, Schwangerschaft) kann diese Störung eine besondere Bedeutung gewinnen, als nämlich hiermit ein erhöhtes Thromboserisiko verbunden ist. Unter Berücksichtigung einer solchen Gerinnungsstörung wäre dann in Anlehnung an die Empfehlungen der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH) zu erörtern, ob und ab wann man der Schwangeren, neben Kompressionsstrümpfen auch einen so genanten "Blutverdünner" (niedermolekulares Heparin) verordnet, um das Thrombose- und Embolierisiko zu minimieren. Dazu würde dann ggf. auch der Zeitraum des Wochenbettes (etwa 6 Wochen nach der Entbindung) gehören. Am sinnvollsten ist es hier, dass die Frage einer Blutverdünnung mit einem erfahrenen Hämostaseologen oder einer Gerinnungsambulanz abgestimmt wird. Meines Wissens - bitte dieses aber nochmals vor Ort individuell besprechen! - bietet der alleinige, heterozygote Defekt ohne Thrombose in der Vorgeschichte ein niedriges Risiko nach der Klassifikation: Man würde aber einen Blutverdünner für die Zeit des Wochenbettes empfehlen. Heterozygote Merkmalsträger weisen ein ca. 5 -10fach erhöhtes Thromboembolierisiko auf, homozygote Merkmalsträger ein 80 - 100faches Risiko. 3. In Ihrer Situation mit einer Vorgeschichte einer Lungenembolie würde man aber sicher anders vorgehen und ggf. schon mit Beginn der Schwangerschaft und in der Zeit des Wochenbettes die Blutverdünnung mit einem niedermolekularen Heparin beginnen. Bitte sprechen Sie sich aus diesem Grund zum weiteren Vorgehen mit Ihrer behandelnden Frauenärztin/Frauenarzt ab. VB


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