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Meine Freundin...

Thema: Meine Freundin...

Gut, es geht jetzt nicht wirklich um eine Paar-Beziehung, aber wahrscheinlich gehört es schon am ehesten hier in dieses Forum rein... Es geht um meine Freundin, früher meine beste Freundin, schon seit reichlich 20 Jahren, mittlerweile haben wir eigentlich nicht mehr viel miteinander zu tun, also wir leben quasi in verschiedenen Welten, sehen uns aber noch alles halbe Jahr mal oder so - und als Mensch ist sie mir einfach wichtig. Letztens waren wir wieder zusammen raus, das erste, was mir auffiel, war, dass sie die ganze Zeit an ihren Händen rumpuddelte, immer einen Finger so lange bearbeitete, bis es blutete, und dann am nächsten Finger weiter machte. Sie meinte, das wäre halt ein "Tick" von ihr, sie bräuchte einfach was, um ihre Finger zu beschäftigen, das hätte nichts zu bedeuten. Sie war eigentlich ganz überrascht, dass ich das von ihr eben noch nicht kenne... Ansonsten hat sie im Laufe des Abend einfach zu viel getrunken und zu viel geredet, zuerst war ihr Mann gemein, weil er ihr immer vorschreibt, wofür sie wieviel Geld ausgeben darf, wann sie zu Hause zu sein hat, mit wem sie ausgehen darf etc., und weil er sie quasi wie ein Kind behandeln würde. Je mehr sie getrunken hat, desto zufriedener war sie mit ihrem Mann - im Grunde wüsste sie ja doch, wie sie ihn dazu bekommen würde, dass sie das bekäme, was sie wolle, wenn auch auf Umwegen. Dafür ging es dann um ihre Mutter, die sie nie geliebt hat, die immer alles bewusst kaputt machen würde, sobald die Mutter merkt, die Tochter hängt ihr Herz an irgendetwas... ihre Mutter hätte sie nie geliebt, hätte nie Nähe zugelassen, und sie würde merken, wieviele Probleme, die sie im Leben habe, eben doch an ihrer Mutter liegen würden... Ich glaube, alles in allem hat sie auch einiges an Quatsch geredet, aber der Tenor war überdeutlich - sie ist unglücklich, sie versteckt sich hinter einem total coolen, gewalttätigem Äußeren, und sie "zerstört" sich selbst, so, wie sie mit sich umgeht - eben WEIL sie unglücklich ist. Es geht mir nahe... und ich fühle mich hilflos. Zum Schluss wollte ich sie erst nach Hause fahren, aber dann wollte sie lieber doch noch in eine andere Kneipe, sie würde da schon noch jemand finden, der sie hinterher heim schaffen würde... Wie gesagt - ich fühle mich hilflos.

von Leena am 04.12.2011, 13:55



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Vielleicht regst du fürs nächste Treffen was anderes als Kneipe an - Sauna, Spaziergang, Essen gehen, Museum? Dann könnt ihr auf einer ganz anderen Basis reden. (Mach aus dem Nagelhautzupfen nicht SO ein Drama, das heißt nicht gleich, dass sie psychisch krank ist - bei uns ist das quasi erblich, schon mein Opa mütterlicherseits knibbelte an der Daumennagelhaut rum, meine Mutter machte es, ich mach es (ab und zu) und mein Großer auch... ansonsten sind wir aber ganz unauffällig ;-) )

Mitglied inaktiv - 04.12.2011, 14:07



Antwort auf Beitrag von Leena

du bist auch hilflos. du kannst nur helfen, wenn sie sich helfen lassen will. das ist schon nicht normal mit den fingern........ wie wärs, wenn du dir mal richtig zeit nimmst für sie? ev. einen wellness-tag/wochenende? ohne alkohol? vielleicht öffnet sie sich dann eher. od. du gehst sie besuchen, siehst, wie sie so lebt? würdest du denn überhaupt etwas für sie tun wollen? lg v.

von veralynn am 04.12.2011, 14:10



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dass sie sich blutig kratzt. das ist nicht normal. v.

von veralynn am 04.12.2011, 14:11



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Ja, stimmt - das ist nicht normal. Und deutet schon auf eine große Nervosität (mindestens) hin. Zum Trinkverhalten kann man von hier aus schlecht was sagen. Bei nur einem Treffen alle 6 Monate kann man sowas eh schlecht beurteilen... Was ich immer seltsam finde ist die Formulierung [wir haben eigentlich nichts mehr gemeinsam aber] "sie ist mir als Mensch wichtig". Was bedeutet das? Als was sind Freunde uns wichtig? Ich würde vielleicht eine mail schicken, dass ich den Eindruck gehabt hätte, sie hätte grad Stress, ob sie nochmal reden wolle...

Mitglied inaktiv - 04.12.2011, 14:25



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deshalb meine frage, ob sie überhaupt etwas für 'ihre freundin' tum wollen würde! lg

von veralynn am 04.12.2011, 14:48



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...tja, wie soll ich das umschreiben? Als wir uns vor reichlich 20 Jahren kennen gelernt haben, hatten wir halt im Prinzip, mehr oder weniger, den gleichen Alltag, sind in dieselbe Klasse gegangen, haben zusammen Abi gemacht... Heute leben wir in gewisser Weise in komplett verschiedenen Welten. Ich bin eher so das Modell "bürgerlich bis langweilig", verheiratet, Einfamilienhaus, vier Kinder, und mein Alltag besteht aus meinem Beruf, meinen Kindern, meinem Haushalt... ich denke daran, dass ich noch Gemüse einkaufen muss und ob genug Gläschen fürs Baby da sind und ich mit dem Nachwuchs noch fürs Diktat morgen lernen muss. Meine Freundin ist dagegen absolut weder bürgerlich noch langweilig, sondern eher Modell "ausgeflippt", sie lebt eher immer 180%-ig, ist immer auf Achse und unterwegs, und ab und zu stürzt sie ab. Es ist also nicht so, dass es viele Gemeinsamkeiten gäbe, über die man eine gemeinsame Sprache finden könnte, über die man in Kontakt bliebe, viele Berühungspunkte o.ä. - in diesem Sinne haben wir eben nicht mehr wirklich Gemeinsamkeiten. Aber als Mensch ist sie mir einfach wichtig - und, ja, ich würde sehr gerne etwas für sie tun, wenn ich nur wüsste, wie ich ihr vielleicht helfen könnte... Mit den Fingern meinte ich übrigens schon nicht Nagelbettzupfen, sondern sie zieht sich quasi wirklich die Haut von den Fingern, insbesondere von den Gelenke, immer so lange, bis es richtig blutet, dann kommt der nächste Finger dran. Dass mit dem "Mail schicken, ob sie reden will" ist nicht so ganz einfach, sie tut normalerweise immer "total cool" und "alles im Griff", und es sind die seltenen Momente, wo sie eben meistens etwas getrunken hat und sich dann wirklich öffnet und redet... aber direkt auf etwas ansprechen, das funktioniert erfahrungsgemäß nicht, dann macht sie eher dicht...

von Leena am 04.12.2011, 16:21



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Kurz, weil KindGroß eigentlich schon seit 10 Minuten an den Laptop darf: Selbstverletzendes Verhalten deutet IMHO auf Probleme hin, die Du nicht "heilen" kannst - schon gar nicht auf diese räumliche und zeitliche Distanz. Maximale Hilfe unter den Bedingungen: Suche ihr Beratungsstellen und biete ihr an, einen Termin für sie auszumachen. Spontan kam mir "Borderliner" in den Sinn - aber das ist natürlich ein großes Wort für die wenigen Informationen.

von Strudelteigteilchen am 04.12.2011, 18:59



Antwort auf Beitrag von Leena

"Aber als Mensch ist sie mir einfach wichtig - und, ja, ich würde sehr gerne etwas für sie tun, wenn ich nur wüsste, wie ich ihr vielleicht helfen könnte..." Was bedeutet "als Mensch wichtig" ? Ein Mensch und somit wichtig ("der Nächste" im biblichen Sinne) ist ja jeder, den man so trifft. Ihr habt nichts mehr gemeinsam. Sie hat offensichtlich eine von uns von hier und auch von dir bei so seltenen Treffen unmöglich zu diagnostizierende "Störung", du willst ihr aber nicht einmal mailen und noch ein (nüchternes) Gespräch anbieten, weil sie es ablehnen könnte... Das ist das Risiko bei Menschen, dass sie keine Hilfe wollen oder von einem selbst halt keine wollen. Ich habe auch "Freundinnen", mit denen ich zu Abizeiten wirklich eng zusammen war und die sich halt auch komplett anders entwickelt haben, wobei ich trotz der drei Kinder und obwohl ich weiß, ob was zu essen im Haus ist, immer noch die "Ausgeflipptere bin. Wenn ich mich mit einer von ihnen träfe und sie benähme sich so, würde ich wohl beim zweiten blutenden Finger sagen "Mensch, was machst du denn da?" Wenn sie da blockt und aus dem Gesprochenen schließe ich auf echte Probleme seelischer Art, würde ich besagte mail schreiben, und wenn sie sich nicht meldet, dann würde ich sie in Ruhe lassen.

Mitglied inaktiv - 05.12.2011, 11:06



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Was willst Du von ihr? Ihr habt nichts gemein. Sie fasziniert Dich, beschäftigt Deine Gedanken, weil sie so ganz anders lebt. Das vergeht. Wenn sie Deine Hilfe will, wird sie es Dir schon kundtun. Fredda hat alles gesagt.

von Nikas am 05.12.2011, 15:07



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Na ja, komplett dusselig bin ich nun auch nicht - ich habe schon gefragt, was los ist, als sie sich da blutig pusselte - da kam dann eben die Antwort, es wäre halt ein "Tick" von ihr, sie bräuchte einfach was, um ihre Finger zu beschäftigen, das hätte nichts zu bedeuten. Das würde sie doch schon immer tun... auch wenn sie ganz überrascht war, dass ich das von ihr eben noch nicht kannte, also "schon immer" kann in dem Fall kein halbes Jahr sein... Besagte Mail habe ich ihr jetzt geschrieben, ob sie reagiert oder wie sie reagiert, das werde ich abwarten. Ich häng halt einfach an ihr, als Mensch - jetzt nicht im biblischen Sinne, sondern einfach im Sinne von "ich mag dich!".

von Leena am 07.12.2011, 16:17