Schreien

Ich finde es auch heftig, deshalb fühle ich mich auch so furchtbar. Ich habe es im Hintergrund gehört, wollte aber schnell das wichtige Telefonat beenden. Und mir kam es nicht so lange vor. Jetzt ist mir auch klar, dass ich hätte auflegen und es verschieben sollen.

Ändern kannst du es jetzt so und so nicht mehr. Wie geht's dem Zwerg jetzt? Ich denke nicht, dass er davon jetzt einen Schaden davon trägt, aber in Zukunft würde ich mehr darauf achten, dass es nicht nochmal vorkommt.

Als ich ihn nach dem Telefonat hoch genommen habe, hat er noch ziemlich gewimmert. Jetzt geht's ihm wie immer. Und klar passiert mir das nie wieder. Aber ich hab jetzt so ein furchtbar schlechtes Gewissen

Ah, jetzt sind es schon 30 Min., um das Ganze zu dramatisieren? Na, du musst es ja wissen... Und rechtfertigen werde ich mich hier nicht

Naja, immerhin hast du das Thema selbst angesprochen. Das Baby in einen anderen Raum legen und 20 Minuten schreien lassen - da kannst du nicht erwarten dass dir hier alle auf die Schulter klopfen und nur sagen „wird schon nicht so schlimm sein“. Klar ist das schlimm, für den Kleinen muss das schrecklich gewesen sein und mir hat es auch gleich im Herz weh getan als ich deinen Anfangspost las. Dir gut es leid und das ist gut, aber dann sollte sowas auch wirklich nicht mehr passieren. Es gibt Leute, die machen das bewusst und halten es für richtig, aber das ist ein anderes Thema. Aber es ist eben doch erstaunlich, wie jemand, der es eben selbst für schlimm hält, das einfach so passieren kann. Und wenn du damit an die Öffentlichkeit gehst muss man sowas eben auch sagen dürfen. Ich will dich wirklich nicht angreifen und ich bin froh, dass es dir selbst so leid tut. Du hast das ja nicht mit Absicht gemacht. Aber ich hoffe für den Kleinen sehr, dass er nicht nochmal so „vergessen“ wird.

Du hast ja keine Ahnung, was für Vorwürfe ich mir gemacht habe und immer noch mache. Und das ich das für einen schrecklichen Fehler halte, habe ich ja im Post geschrieben. Das es also einmalig war, ist ja wohl klar. Und natürlich erwarte ich nicht, dass hier jemand das beschönigt. Aber milkyways Antwort fand ich doch etwas überzogen, das ist alles. Es gibt keinen Grund aus 20 Min. plötzlich 30 zu machen, außer man möchte hier noch mehr Drama produzieren. Und ja, ich habe mich selbst an dieses Forum gewandt. Aber ich habe mich nicht vor Gericht gestellt. Mit rechtfertigen meine ich, dass ich nicht erläutern werde, was das für ein Telefonat war, damit hier die Leute beurteilen können, ob es "angemessen" war. Und nur um das klar zu stellen: Ich bin der Meinung kein Telefonat der Welt rechtfertigt das. Es ist nun mal doch passiert, auch wenn es hätte nicht passieren dürfen, wieso habe ich schon erklärt. Meiner Meinung nach ausreichend.

Mackie, was für eine Reaktion erhoffst du dir denn auf so einen Beitrag? Ist doch klar, dass hier dich dazu nicht jedermann trösten und dir dazu gut zusprechen wird. Wenn ein Kind unbeaufsichtigt eine Treppe runterfällt, ist es egal, ob es 20 oder 30min unbeaufsichtigt gewesen ist - wenn du verstehst, was ich meine. Beides ist eine zu lange Zeit m.M. nach. Dein Kind kann sich jetzt noch nicht vom Fleck bewegen, aber wenn es z.B. Rollen oder Krabbeln kann, dann ist so etwas gänzlich ausgeschlossen. Viele Kinder schreien auch lange auf dem Arm, aber da wissen sie wenigstens, dass jemand da ist. Für mich persönlich kommt so etwas nicht in Frage - wird mir auch nicht so schnell "passieren", trotz Geschwisterkind, was auch mal vom Klettergerüst fällt und dann erste Hilfe benötigt. Ich gebe immer mindestens räumliche Nähe oder eine Körperberührung. Aber auch das mit der Dauer des Schreiens sehen viele Leute anders. Ich habe gestern erst mit einer gesprochen, die absoluter Verfechter dieser Schreienlass-Durchschlaf-Therapie (Ferber) ist. Am 4. Tage lässt man da z.B. auch 30min am Stück schreien. Am 5. Tag schläft das Kind dann durch. Mittlerweile hat man neurologisch nachgewiesen, dass dies für die Kleinen nicht gesund ist, selbst Herr Ferber rät mittlerweile nur sehr verzweifelten Eltern zu dieser Methode. Quelle jetzt mal wahllos: T-Online: "Stress kann krank machen Ohne tröstenden Körperkontakt wird auch kein Oxytocin ausgeschüttet. Adrenalin und Cortison werden weiter produziert, der Stresslevel bleibt hoch und kann nicht abgebaut werden. "Diese Vorgänge sind Gift für das kindliche Gehirn. So können neurologische Vernetzungen, die für unsere Stressverarbeitung im weiteren Leben wichtig sind, nicht aufgebaut werden. Das wiederum führt dazu, dass Kinder, die schon früh mit ihren Ängsten allein gelassen werden, eine viel größere Wahrscheinlichkeit haben, später schwere Depressionen oder Angststörungen zu entwickeln. Sie können auch körperlich krank werden, weil Stress das Immunsystem schwächt." Außerdem sind Kinder, die am Anfang ihres Lebens von ihren Eltern nicht aufgefangen werden, später oft selbst nicht zu tiefer Zuwendung und Empathie fähig." Oder Quelle: Babycenter.de "Es gibt weltweit eine Fülle von Studien, die belegen wie frühkindlicher Stress dauerhaft negative Veränderungen im Gehirn eines Kindes hervorruft. Ein überempfindliches Stressreaktionssystem kann bedeuten, dass das Weltbild und die Erfahrungen überwiegend grundlos von einem Gefühl der Bedrohung und Anspannung gefärbt sind. Was genau geschieht im Körper ihres Kindes? Wenn ein Kind schreit, wird das Stresshormon Kortisol in den Nebennieren ausgeschüttet. Lässt man ein Kind einfach schreien, bleibt der Kortisolspiegel hoch, nur durch Trost kann dieser wieder gesenkt werden. Der Spiegel kann eine toxische Höhe erreichen. Das kann dazu führen, dass Schlüsselstrukturen und -systeme im sich entwickelnden Gehirn des Kindes zerstört werden. Kortisol ist ein langsam wirkender biochemischer Stoff, der in hoher Konzentration über Stunden im Gehirn verbleiben kann, bei klinisch depressiven Menschen sogar über Tage und Wochen. Trösten sie ihr Kind, wird der beruhigende Botenstoff Oxytocin im Gehirn frei gesetzt. Dieser lässt den Stresshormonspiegel wieder sinken. Welche Folgeschäden können auftreten? Wissenschaftler gehen davon aus, dass ein Zusammenhang zwischen frühkindlichem Stress und der rapide ansteigenden Anzahl an Menschen besteht, die bereits als Heranwachsende unter Angststörungen und Depressionen leiden." Wird jetzt schon nix passiert sein, aber gutheißen und beschönigen werde ich das trotzdem nicht.

Glaubst du, das habe ich nicht alles schon gelesen? Was denkst du, warum ich mir solche Sorgen und Vorwürfe mache? Weil ich es nicht schlimm finde oder was? Und nein, Trost erwarte ich nicht. Ich teile ja deine Meinung sogar. Aber wie du sie rübergebracht hast war etwas respektlos. Aber ist jetzt auch egal. Lassen wir es einfach.

Für dein Kleines hoffe ich wirklich dass es bei dem einen mal bleibt, wie man das so lange ausblenden könntest, ist mir wie allen hier das größte Rätsel an der ganzen Sache. Wie willst du wissen, dass du es beim nöchsten mal nicht wieder 'ausblendest'? Naja, wenn es nicht nochmal sowas durchleben muss, wird es sein Vertrauen zu dir wieder aufbauen mit der Zeit. Mackie, für dein Baby ist gleichgültig, ob das nun 20, 25 oder 30 min waren - es ist einfach eine gefühlte Ewigkeit. Vielleicht war es sein scharfer Ton in manchen Antworten, aber ich meine mich zu erinnern, dass auch du das auch ganz gut kannst (damals vor der Geburt zum Thema "Ihr mit eurem Einleiten" - kam es fann nicht bei dir genauso sogar mit Kaiserschnitt am Ende?), mag sein, dass das bei einigen hängen geblieben ist... oder du empfindest die Antworten wie von Milkyway als "respektloser" als sie sind, weil du noch aufgewühlt bist von der Sache. Wünsche uns allen geruhsame Tage, viel Geduld für die Babys und einen Muttertag voller Dankbarkeit für unsere kleinsten größten Schätze

Mir ist ein Rätsel, wieso nicht absolut klar ist, dass das nicht nochmal passiert, wenn man sich doch so Vorwürfe macht. Ich denke jeden Tag daran, glaubst du echt, beim nächsten Telefonat werde ich mich wieder so verhalten? Und schade, dass nicht in Erinnerung geblieben ist, wie das mit dem Einleiten gemeint war, ich habe es nämlich damals extra nochmal erklärt, weil du es in den falschen Hals gekriegt hast. Außerdem ich bin sicher, dass sich sonst niemand mehr daran erinnert. Und das mit dem Kaiserschnitt in Verbindung zu bringen, ist einfach nur unfair. Vielleicht erinnerst du dich auch, wie sehr ich mir eine natürliche Geburt gewünscht habe. Dass es ein KS wurde, daran habe ich manchmal immernoch zu knabbern. Jetzt in alten Wunden zu bohren, um mir noch eins reinzuwürgen ist richtig mies. Zum Thema respektlos: So was zu schreiben geht schnell. Aber man muss sich auch vorstellen, wie man das jemanden ins Gesicht sagt. Dann sollte der ein oder andere seinen Beitrag doch noch mal überdenken. Und ja, ich bin auch nicht perfekt und mir passiert das sicher auch mal, das ist aber kein Grund so mit jemandem zu reden.