Monatsforum August Mamis 2018

Brauche mal eure Hilfe - beruflich -

Brauche mal eure Hilfe - beruflich -

Tiri_15

Guten Morgen ihr Lieben! Ich brauche mal eure Hilfe, weil ich den Knoten in meinem Magen nicht gelöst bekomme und mein schlechtes Gewissen mich noch auffrisst. Die Geschichte wird aber etwas länger... Ich habe ein duales Studium im öffentlichen Dienst in einer Verwaltung gemacht. 2016 bin ich damit fertig geworden, Abschluss 1,4 (damals dachte ich noch, das bringt mir irgendwelche Vorteile...) und wurde dann, Übernahmeverpflichtung seitens AG, mangels freier Stellen auf eine Stelle gesetzt, die meiner Qualifikation nicht im Mindesten entsprach. Egal, dachte ich, das ist ja nur eine Schwangerschaftsvertretung, also Augen zu und durch, das schaffst du schon. Ich habe trotzdem einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Nur die Stelle an sich war befristet. Letztes Jahr im September bekam ich dann durch einen glücklichen Zufall die Chance, genau die Stelle anzutreten, die ich schon nach dem Studium haben wollte. Jackpot, dachte ich! Nun ja, leider ist auch diese Stelle eine Krankheitsvertretung und aufgrund einer für mich sehr unglücklichen tariflichen Regelung bekomme ich nun weniger Geld als vorher, obwohl die Stelle 5 Entgeltgruppen über meiner alten ist. Aber da mir die Arbeit sehr viel mehr Spaß macht, war mir das Geld in dem Moment weniger wichtig. Im Oktober dann wurde eine zusätzliche unbefristete Vollzeitstelle geschaffen. Quasi MEINE Stelle in "richtig". Mein Team und ich haben uns sehr darüber gefreut und rechneten seitdem jeden Tag mit der Ausschreibung, damit ich endlich fest ins Team komme. Nun ja, jetzt ist schon wieder fast Mitte Januar und jeden Tag kommt eine neue Ausrede, warum die Stelle noch nicht ausgeschrieben werden konnte, wir kommen der Sache aber mit Trippelschritten näher. So, und NUN ist es ja so, dass ich in der 9. Woche schwanger bin. Meinem Team, inklusive meinem Teamleiter, habe ich es noch nicht gesagt, weil alle davon ausgehen, dass wir erstmal das Haus zu Ende bauen, bevor hier Kinder kommen. Ich denke eigentlich nicht, dass mein Chef es mir negativ auslegt, dass ich schwanger bin und mir deshalb die Stelle nicht gibt, aber 100% sicher bin ich mir eben auch nicht. Andererseits kommt es mir furchtbar unehrlich vor, es für mich zu behalten, bis ich die Stelle habe und dann mit einem "Ach, übrigens..." um die Ecke zu kommen. Es kommt mir so vor, als würde ich mir die Stelle und damit das Mehr-Geld, durch Vorspiegelung falscher Tatsachen "erschleichen". :( Was denkt ihr darüber? Was würdet ihr in meiner Situation tun? Traurige Grüße, Tiri


Snoopy_0818

Antwort auf Beitrag von Tiri_15

Huhu Tiri_15, also bezüglich deiner Angst, dass du dir die Stelle durch Vorspiegelung falscher Tatsachen "erschleichen" würdest brauchst du nicht haben. Es ist ausdrücklich erlaubt bei Vorstellungsgesprächen usw. die Angabe einer Schwangerschaft zu "verheimlichen". Ich bin auch im ö.D. tätig und habe meine Stelle erst im Juni 2017 neu angetreten bei meinem neuen Arbeitgeber und nun bin ich Schwanger. Habe da auch ein leicht schlechtes Gewissen, denke aber andererseits, damit muss ein Arbeitgeber rechnen, wenn er junge Menschen einstellt. Du kannst meiner Meinung nach gerne warten, bis die Stellenentscheidung getroffen wurde. Andererseits darf dir kein Nachteil entstehen, wenn du die Schwangerschaft angibst. D.h. aus diesem Grund darf dir die Stelle nicht versagt werden. Ich rate dir vielleicht auch mal vertrauensvoll mit der Gleichstellungsbeauftragten zu reden und deine bedenken dort anzubringen. Die ist in die Auswahlverfahren immer mit eingebunden und kann da ein Auge mit drauf werden. Das Problem das ich sehen ist, wenn du wartest kann dein Arbeitsgeber erst später den Mutterschutz beachten. Sobald du die Schwangerschaft bekannt gibst, gilt das Mutterschutzgesetz und dein Arbeitgeber muss den Mutterschutz bei dir beachten. (Arbeitszeit, Arbeitsverbot für gewisse Arbeiten, Ruheplatz usw). Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen. LG Snoopy_0818


Eva-mit-Körnli

Antwort auf Beitrag von Tiri_15

Hi Tiri, ich hatte ein vergleichbares Dilemma in der ersten Schwangerschaft. Ich arbeite im öffentlichen Dienst und es gibt fast ausschließlich Zeitverträge. Als ich schwanger wurde wartete ich schon geraume Zeit auf meine Verlängerung. Alle ließen sich Zeit. Ich habe weiter Druck gemacht (Finanzierung war durch Fördergelder schon gesichert) und dann auch mit der Abteilungsleiterin im Vertrauen gesprochen. Die sagte, ich solle unbedingt den Mund halten! Denn (und sie hat recht) kein Mann würde es vorher sagen!! Im Endeffekt habe ich direkt nach der Unterschrift das Gespräch mit meinem Teamleiter und anschließend mit der Personalstelle gesucht. Da war ich schon weit im 4. Monat! Und erst nach denn Gespräch wurde mein Bauch sichtbar...Psyche ist schon lustig... Die Situation hat mir wahnsinnig zugesetzt aber es war für mich und meine Familie das Beste so. Am Ende hat mein Chef trotzdem versucht mich fertig zu machen und ich wurde früher frei gestellt vom Gyn. Der Mensch ist aber auch ein riesen A und das schon immer. Bei einem normalen Menschen sollte die Reaktion anders sein. So, ich weiß nicht ob es dir hilft, aber ich hoffe du kannst mit einer für dich akzeptablen Variante leben. Ich würde sicherlich wieder nichts sagen.


Hannah79

Antwort auf Beitrag von Tiri_15

Hallo Tiri, na da musste ich mal bittersüß schmunzeln, ich habe dasselbe Studium und dachte auch die gute Note interessiert irgendjemanden..... Ich tendiere dazu es zu sagen. Rein rechtlich musst du es natürlich nicht und es wäre auch kein Stelle erschleichen! Aber unter Abwägung der Argumente würde ich das persönliche Gespräch mit deinem Chef suchen und ihm genau diese Problematik so schildern, dass es deine absolute Traumstelle ist etc, aber du - gerade auch wegen eures guten und kollegialen Klimas - sie nicht hintergehen willst usw. Wenn du deinen Chef richtig einschätzt kann dir diese Offenheit sogar Pluspunkte einbringen. Aber dazu kenne ich natürlich deinen Vorgesetzten nicht. Je nachdem wie bei euch die Personalsituation ist wäre es ja auch nur bedingt ein Problem, dann müsste eben in fünf Monaten nochmal als Schwangerschaftsvertretung ausgeschrieben werden, die Stellenbeschreibung gibt's ja schon... Klar ist das nicht optimal, aber wenn die dich fachlich und persönlich unbedingt behalten wollen ist das eine gute Variante. Mit Offenheit würde ich allerdings nur spielen wenn eine gute Chance besteht, dass dir das honoriert wird. Ansonsten ist es nunmal so, dass andere auch schauen wo sie bleiben, warum also du nicht. Bei uns ist es so, dass aufgrund der Altersstruktur in den nächsten Jahren sowieso viele Stellen neu besetzt werden, vielleicht ist das bei euch ähnlich, dann ergibt sich ja vielleicht auch was interessantes nach der Elternzeit. Willst du denn nach der Elternzeit in Vollzeit zurückkommen? Auch das hätte ja im Grunde Auswirkungen auf deine Stelle dort. Keine einfache Entscheidung. Ich selber harre seit knapp zwei Jahren auf einer Horror-Stelle aus, weil ich mich eben nicht bewerben wollte um dann im nächsten Monat zu sagen, ich bin dann mal wieder weg. Aber ich habe auch nicht eine konkrete Traumstelle vor der Nase, dann wäre es vermutlich etwas anderes. Ich drücke dir feste die Daumen, dass du die für dich selber passende Entscheidung findest. Hannah


Tiri_15

Antwort auf Beitrag von Tiri_15

Hallo an alle! Danke für eure Antworten. Hannah, du hast es ganz gut erfasst. Rein rechtlich ist mir die Situation ja klar, und auch mit dem Mutterschutzgesetz habe ich auf meiner (Traum-)Stelle wirklich keine Probleme. Jetzt mal ganz abgesehen davon, dass ich die Stellenausschreibung schon gesehen habe und nicht weiß, woran es nun schon wieder hapert... Das Problem, dass ich sehe, ist tatsächlich ein emotionales. Ich komme mit meinem Team super zurecht und dieses schöne Klima würde ich gerne beibehalten. Meine Kollegen sind aber leider alle deutlich älter als ich. Die Jüngste geht in sechs Jahren in Rente. Ich glaube, dass deswegen die Thematik "Schwangerschaft" bei denen sehr weit weg ist. Ich habe einfach Angst, dass, egal wie ich mich entscheide, ich das Klima zerstöre mit der Verkündung meiner Schwangerschaft. Mein Gewissen tendiert ganz klar dazu, es meinem Chef im Vertrauen schon eher zu sagen, einfach, damit ich dieses "Ätschibätsch!"-Szenario aus dem Kopf bekomme. Hierbei habe ich aber genauso Bammel vor den Konsequenzen, wie bei der Variante, es erstmal für mich zu behalten. Irgendwie kann ich das momentan deswegen auch alles nicht genießen. Ganz schön doof und verfahren. :(