Die Inflation belastet dich persönlich stark – das gaben im vergangenen Dezember 70 Prozent der Eltern mit minderjährigen Kindern an. Dies geht aus dem Familienbarometer hervor.
Das Familienbarometer ist eine statistische Erhebung zum Familienleben, die Familienministerin Lisa Paus vorstellte. In der Studie werden zentrale Trends analysiert, aus denen im Anschluss konkrete Punkte für die Weiterentwicklung familienpolitischer Leistungen folgen sollen.
Je geringer dein Einkommen, desto stärker die Belastung
Inflation und Energiekrise – viele Familien haben mit der aktuellen wirtschaftlichen Lage zu kämpfen. Dabei zeigt sich: je geringer dein Einkommen, desto stärker die Belastung. So gaben insgesamt 47 Prozent der befragten Familien an, dass sie sich von der Inflation in ihrem Alltag stark eingeschränkt fühlen.
Single-Mamas und Single-Papas müssen demzufolge über 7 Prozent ihres Haushaltseinkommens für die Preissteigerungen, die inflationsbedingt sind, ausgeben. Bei besserverdienenden Paaren mit Kind macht die Mehrbelastung dagegen nur 4,5 Prozent ihres Einkommens aus.
Kindergrundsicherung und Kinderbetreuung sind die wichtigsten Themen
Aus den Ergebnissen sollen drei Hauptaufgaben erwachsen: die finanzielle Sicherheit für Familien erhöhen, die Kinderbetreuung bedarfsgerecht weiterentwickeln und die Zeitautonomie in herausfordernden Familienphasen erhöhen. So die Pläne des Familienministeriums. Familienministerin Lisa Paus will vor allem die Kindergrundsicherung voranbringen und in eine verlässliche und gute Kinderbetreuungsinfrastruktur investieren. „Das sind die Punkte, wo der Schuh am meisten für die Familien drückt“, sagte die Grünen-Politikerin.
Mit der Kindergrundsicherung könnten künftig Gelder gebündelt werden: Kindergeld, Kinderzuschlag, die finanzielle Unterstützung für Klassenfahrten etc. – all dies soll unter diesem Begriff zusammengefasst werden und mehr Eltern sollen davon profitieren können. Aber es ist momentan noch umstritten, ob dafür mehr Gelder bereitgestellt werden; Familienministerin Paus hat dafür jedenfalls einen Bedarf von zwölf Milliarden Euro angemeldet.
Kinderbetreuung und Hausarbeit – meist Frauensache
Das Familienbarometer offenbart eine weitere Schwachstelle: Die Aufgabenverteilung zwischen den Geschlechtern ist nicht ausgewogen. So wünschen sich 46 Prozent der Eltern eine partnerschaftliche Aufteilung von Kinderbetreuung, Haushalt und Erwerbstätigkeit – aber die Umsetzung klappt leider noch nicht. „Mütter leisten primär die Aufgaben der Kinderbetreuung und Hausarbeit“, sagte die Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, Renate Köcher. „Doch nur ein Fünftel der Eltern sagt, dass das ihr Ideal ist.“
Elternzeit haben etwa 70 Prozent der befragten Väter genommen. Die Väter, die keine Elternzeit genommen haben, verzichteten oft aus Sorge um den Job. So gaben 53 Prozent von ihnen an, der Hauptgrund für diese Entscheidung seien Einkommensverluste und 38 Prozent gaben berufliche Nachteile als Grund an. „Eltern wünschen sich eine partnerschaftlichere Aufteilung, können das aber im Alltag nicht so gut realisieren und fallen in alte Muster zurück“, sagte Paus. Die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit sei in vielen Familien groß.
Gemeinsame Partnerzeit nach der Geburt ab 2024
Damit sich dies ändert, soll ein Gesetz helfen: Mit der sogenannten Vaterschaftsfreistellung sollen Väter bzw. Partnerinnen nach der Geburt des Babys zwei Wochen bezahlt freigestellt werden. Urlaubstage und Elternzeit bleiben dabei unberührt. Die gemeinsame Partnerzeit nach der Geburt solle ein Schutz- und Schonraum werden, erklärte die Familienministerin. Der Gesetzentwurf dafür sei fertig und die Elternstartzeit solle im Januar 2024 kommen. Damit setzt Deutschland auch eine entsprechende EU-Richtlinie um.
Quellen:
BMFSFJ: Familienbarometer: Stand und Perspektiven einer krisensicheren und chancenorientierten Familienpolitik
Tagesspiegel: Familien in der Krise: Stimmung unter Eltern deutlich verschlechtert
IfD Allensbach: Weichenstellungen für die Aufgabenteilung in Familie und Beruf
Volksstimme: Familienbarometer: Familien sehen sich durch Inflation stark belastet