Ein Kind erblickt das Licht der Welt - und damit beginnt das große Abenteuer, sich eben diese zu erschließen.
Zwar besteht zu Anfang der Kosmos für den Säugling primär aus Mama und Papa, aber das ändert sich schon bald mit jedem Tag, an dem es neue Dinge zu entdecken gibt. Mit dem Entdecken der Umgebung setzt auch der Lernprozess ein: das Baby lernt beispielsweise hell und dunkel kennen, Farben zu unterscheiden und räumlich zu sehen, es wird zum ersten Mal angezogen und gewaschen - und zum ersten Mal spazieren gefahren. Für uns Erwachsene sind das alles vertraute Dinge oder Gewohnheiten - für die Kleinsten ist das alles aber ein richtiger Wirbel unterschiedlichster, neuer Erfahrungen.
Mamis und Papis macht es viel Freude beobachten zu können, wie viel Wissensdurst in ihren Sprösslingen steckt. Und dieses Verlangen, von der Welt immer größere Stücke erhaschen zu können, wird tagtäglich stärker. Eltern möchten ihrem Kind natürlich die beste Hilfestellung bieten, damit es seine Umwelt und das Leben möglichst gut begreifen und erfassen kann. Es schadet dabei den Erwachsenen nicht, "wieder Kind zu werden" - was heißt, sich bewusst zu machen, wie aufregend, neu, unbegreiflich, verwundernd, riesengroß, verwirrend (um nur einige Attribute zu nennen) die Welt für die Kleinen ist.
Fördern kann man sein Kind vom ersten Lebenstag an und dies auf eine ungezwungene Art, die nicht nur dem Nachwuchs, sondern auch den Eltern Spaß bringt. Liebe, Zuwendung, Verständnis und viel Zeit sind dabei die besten Hilfsmittel. Ein Patentrezept gibt es nicht, denn die Entwicklungszyklen und die Temperamente sind nun mal von Kind zu Kind verschieden. Der turbulente Alltag mit Babys und Kindern bietet Eltern jedenfalls eine Fülle von Anhaltspunkten, um die "Lektionen" unverkrampft und abwechslungsreich zu gestalten. Dabei sollen sich die Kleinen aber vor allem wohl fühlen, denn eine Umgebung, die nur auf Lernen programmiert ist, ist - und das empfinden nicht nur Kinder so - ein Alptraum.
Fördern bedeutet längst nicht immer, ein "Lernziel" zu erreichen. Vielmehr sollte man mit mehr Spaß und eher spielerisch, denn mit einer bestimmten Erwartungshaltung sein Kind mit der Welt bekannt und vertraut machen.
Viel Hautkontakt durch Schmusen, Streicheln und Massagen gibt bereits dem Säugling nicht nur das Gefühl von Nähe und Vertrauen zu Papa und Mama, sondern unterstützt die Anfänge, um ein Körperbewusstsein auszubilden. Babys lernen ja erst, dass Händchen und Füßchen ihnen gehören. Fingerspielchen bereiten Vergnügen und stärken das Körperbewusstsein. Mit dem Baby natürlich und entspannt zu sprechen, Unterhaltungen zu führen, auch wenn es noch nicht verbal antworten kann, unterstützen das Sprachempfinden. Singen oder auch das Erklären von Bilderbüchern sind wunderbare Möglichkeiten, die Sprache zum ihm zu bringen. Das Baby strampeln zu lassen, regt nicht nur seinen Kreislauf an oder macht es müde. Aus zunächst noch unkoordinierten Bewegungen wird schließlich ein bewusst gesteuerter Bewegungsablauf.
Natürlich kann man jede Menge Lernspielzeuge für jedes Alter kaufen, aber so richtig abwechslungsreich und spannend ist doch die Entdeckung der eigenen Wohnung. Besonders kleine Krabbler finden, dass man nirgendwo besser Abenteuer erleben kann. Alles finden sie faszinierend - angefangen beim Blumentopf oder dem Zeitungsständer bis hin zur Hifi-Anlage. Nummer eins auf der Hitliste der interessanten Orte ist dabei die Küche. Dort ist immer was los und in den Schränken klappert es sehr geheimnisvoll. Damit der Nachwuchs auch kräftig mit dem Erforschen der Wohnung anfangen kann, sollte diese krabbel- und kindsicher sein. Manche Eltern begeben sich übrigens auch auf alle Viere, um eine Vorstellung davon zu bekommen, was vielleicht ihrem Kind gefährlich werden könnte. Spitze Ecken können mit Schaumgummi abgepolstert und der Küchenherd mit einem Schutzgitter versehen werden, die Porzellansammlung nimmt man auch besser aus dem untersten Board heraus, die Erde von Zimmerpflanzen kann man mit Folie zudecken und mit Klebestreifen verkleben - um nur einige Tipps zu nennen.
Allerdings kann man wohl nicht das gesamte Heim in Watte packen, sodass das "Autsch", wenn man mit dem Köpfchen gegen die Tischkante stößt, zu einem Stück Lebenserfahrung wird. Meist fangen sich Kinder jedoch recht schnell wieder nach solchen kleinen Unfällen und die Tränchen trocknen rasch. Neben positiven Erfahrungen lernt der kleine Mensch so auch erste unangenehme Seiten des Lebens kennen. Schön wäre es, dies seinem Kind ersparen zu können. Doch zu wissen, dass es unter Umständen Schmerzen verursacht, wenn man nicht aufpasst, ist für die Kleinen lebenswichtig.
Man kann täglich neue Anregungen bereitstellen, um ihnen Spaß am Entdecken zu bereiten. Findet der kleine Krabbler z.B. im Wohnzimmer einen Stoß gelesener Zeitungen, die er knüllen und zerreißen darf oder steht gar im untersten Regalfach eine Plastikschüssel aus der Küche nebst Holzlöffel oder ein Karton mit geheimnisvollem Inhalt, wird er sich über die Möglichkeit freuen, seinem Forscherdrang freien Lauf lassen zu können.
Wichtig ist, dass sich das Kind nicht verletzen kann und man auch den eventuellen Verlust der Sache verkraften kann. Auch muss man damit rechnen, dass jeder Gegenstand ausgiebig befühlt und geschmeckt wird. Trotz der gewährten Freiheit sollten Papa oder Mama aber nicht weit weg sein. Sobald das Kleine ihnen etwas mitzuteilen hat, Bestätigung, Ermunterung oder Trost braucht, ist es gut, zur Verfügung zu stehen und als sicherer Hafen zu fungieren. Schließlich stürmt eine Fülle von Eindrücken auf das kleine Wesen ein und die wollen erst einmal verarbeitet sein. Es ist schon eine kleine Kunst, immer dann da zu sein, wenn das Kind einen braucht - sich aber dennoch zurückzuhalten. Zu viel Behütung kann bremsen, wenig Beachtung kann frustrieren.
Eine besondere Freude bereitet man Kindern, wenn sie Mama oder Papa zeigen dürfen, was sie schon selber können. Solche Situationen kann man z.B. beim Aufhängen von Wäsche, Kuchenbacken, Kehren oder Einkaufen herbeiführen - und darf sich stolzer, strahlender Augen sicher sein.
Spätestens, wenn die Kleinen zu aktiven Forschern werden, ist es für die Eltern an der Zeit, sich mit einer ordentlichen Portion Geduld und Nachsicht zu wappnen. Fünfe gerade sein lassen zu können, schont nämlich die Nerven. Mit der Kritzelei auf der Rauhfasertapete wollte das Krümelchen doch nur zeigen, dass es auch schon einen Stift halten kann. Und wer hat wohl den Stift achtlos liegen gelassen? Da schaut man doch großzügig über die "verzierte" Tapete hinweg...ist ja schließlich zu Forschungszwecken ...