Kind von Papa mit Maske erschreckt - wie sollen wir das mit ihm verarbeiten?

Dr. med. Andreas Busse Frage an Dr. med. Andreas Busse Kinderarzt
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Frage: Kind von Papa mit Maske erschreckt - wie sollen wir das mit ihm verarbeiten?

Mein Mann hat gestern abend unseren Sohn (22 Monate alt) ärgern wollen und stand plötzlich mit einer ganz gruseligen ausdruckslos aussehenden weißen Maske in seiner Zimmertür, als ich gerade dabei war, ihn umzuziehen. Sogar ich habe einen Schreck bekommen, obwohl ich das Ding kenne. Ich habe gemerkt, wie meinem Sohn das Gesicht entgleist ist und sofort streng zu meinem Mann gesagt, dass das nicht lustig sei und er die Maske sofort abnehmen solle, was er auch gleich getan hat. Der Kleine hat nur ganz leicht mit dem Kopf geschüttelt (wie zur Bestätigung "nicht lustig") und die Mundwinkel leicht nach unten gezogen, woraufhin ich ihn an mich gedrückt und versucht habe, ihm zu erklären, dass das nur eine Maske (kennt er aus einem Buch, in dem ein kind ein anderes auf die Art erschreckt) sei und Papa einen doofen Witz gemacht hätte. Er kam mir total paralysiert vor, hat ins Leere gestarrt und sich an mir festgekrallt. Geweint hat er gar nicht. Er wurde zudem kreidebleich und hatte Gänsehaut an den Gliedmaßen. Fast halbe Stunde ging das, ohne, dass wir an ihn ran kamen. Dann hat er sich von mir Saftschorle anreichen lassen, von der er Unmengen (bestimmt 300 ml, sonst trinkt er höchstens 50 auf ein mal, wenn er sehr gut trinkt..) getrunken hat, danach ließ er sich langsam lösen, zuende anziehen und dann auch ins Bett bringen. Wir haben ihm in der Zwischenzeit die Maske nochmal gezeit, dem Teddybären als Hut (nicht wieder als Maske!!) aufgesetzt, versucht, sie weniger gruselig wirken zu lassen... Das alles hat ihn gar nicht beeindruckt, bzw. wenn, dann nur Angst gemacht, seinem Blick nach zu urteilen. In der Nacht ist er dann einmal aufgewacht, hat sich hingesetzt und auf irgendetwas gezeigt und "da, da" gesagt und hat am ganzen Leib gezittert. Ich habe Licht angemacht, gezeigt, dass alles ok ist und ihn dann an mich gedrückt, er ist wieder gut eingeschlafen - im Gegensatz zu mir. Heute wirkte er extrem weinerlich, hat stärker getrotzt und zwischendurch wieder ins Leere gestarrt; wirkte auch total müde trotz normaler Schlafdauer. Als abends der Papa nach hause kam und wir wieder zusammen im Kinderzimmer waren, hat er sich bestimmt wieder eine halbe Stunde lang an mich gedrückt und gestarrt und kaum reagiert. Wir haben dann auch noch einmal kurz die Sache und den Traum in der Nacht angesprochen, haben wir es dadurch nur verschlimmert...? Es wirkt nicht, als hätte er Angst vor seinem Vater - im Gegenteil, er hat ihn irgendwann durch Humor wieder "zurück geholt". Aber ich habe das Gefühl, dass ihn das Bild von dieser Maske nicht mehr los lässt (was mir übrigens genau so geht). Kann es sein, dass so ein "kleiner" Zwischenfall bei einem sensiblen Kind etwas Bleibendes hinterlässt? Er wächst ziemlich behütet auf, ich stille noch morgens, er schläft bei uns, ich bin noch zuhause (wieder schwanger), wir lassen ihn nicht Schreien (nur wenn er "trotzt" bis er mich ihn wieder in den Arm nehmen lässt). Ich habe bewusst das mit der Maske hinterher noch versucht, anzusprechen, habe versucht, mit ihm über die Nacht und seinen Traum zu reden (er scheint sich zu erinnern, auf die Frage hin, ob er die doofe Maske gesehen hat, hat er wieder nur so leicht mit dem Kopf geschüttelt). Ist es richtig, dass ich versuche, die Bilder zu verbalisieren oder überfordere ich ihn damit nur? Woher weiß ich, wann er bereit dazu ist? Ist es normal, dass ein Kind am nächsten Tag komisch drauf ist, nur, weil es sich erschrocken hat (andere Kinder müssen viel Schlimmeres durchmachen)? Und wenn ja, wie lange dauert diese Phase dann? Kann es pathologisch werden, wenn ja, woran erkenne ich das? Bzw. viel wichtiger, wie beuge ich dem vor? Sollen wir die Maske noch einmal raus holen, anmalen, kaputt machen, darauf rumhüpfen etc.? Oder es einfach darauf beruhen lassen und die Sache nicht überdramatisieren? Ich bin einfach besorgt, da er heute ab und zu so extrem abwesend gewirkt hat und die kalten Gliedmaßen mit der anhaltenden Gänsehaut und wie er sich an mir festgekrallt hat, mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Danke und liebe Grüße V

von Vivien Si am 16.11.2012, 21:35



Antwort auf: Kind von Papa mit Maske erschreckt - wie sollen wir das mit ihm verarbeiten?

Liebe V., dass das Unsinn war, weiß inzwischen wohl jeder, ein Drama sollte man daraus aber nicht machen. Und dass KInder in diesem Alter wegen irgendetwas auch mal "unangenehm " erschreckt werden, gehört doch zum Alltag, ist eine Erfahrung, die zum Leben dazu gehört und dann sollte man zum Normalen zurückkehren und das nicht auch noch endlos "bearbeiten". Alles Gute!

von Dr. med. Andreas Busse am 17.11.2012