Geschenkeflut zu Weihnachten
vermeiden: Ausflüge und gemeinsame
Zeit sind besser als Spielzeugberge

Kind mit Duplo Bausteinen

© Adobe Stock, Maria Sbytova

Spielzeugautos, Lego, Puppen oder Hörspiele und Bücher - was soll der Weihnachtsmann bloß wieder bringen dieses Jahr? Genau die Frage treibt gerade Millionen Eltern um.

Spielzeugberge: Überangebot blockiere Kinder, sich zu konzentrieren

In vielen Kinderzimmern türmt sich das Spielzeug, die Regale sind voll und auch die Geschenke vom letzten Geburtstag liegen nach dem kurzen, ersten Ausprobieren jetzt unangetastet in der Ecke: Die Kleinen können sich kaum entscheiden, mit was sie eigentlich spielen wollen. Denn Omas, Onkel, Tanten oder Freunde bringen ihnen oft auch gern mal etwas zwischendurch mit. Ein Überangebot an Spielzeug ist die Folge – mit negativem Effekt.

„Gibt es zu viele Spielwaren, unterstützen sie nicht mehr die Neugierde und den Erkundungsdrang, mit dem Kinder auf die Welt kommen“, erklärt Christiane Kutik, Coach für Erziehungsfragen. Ein Überangebot blockiere Kinder, sich zu konzentrieren, so die Fachfrau. Dadurch wird das kreative, länger anhaltende Spiel gebremst, da das Kind sich aufgrund der vielen Sachen nichts selbst ausdenken muss. Es beschäftigt sich mit jeder Spielsache nur kurz, legt es beiseite und fängt mit etwas Neuem an.

Natürlich freuen sich Eltern über die strahlenden Kinderaugen, wenn zu Weihnachten die Tür geöffnet wird und die Kleinen ihre Geschenke sehen. Aber ein Geschenkeberg unter dem Weihnachtsbaum überfordert Kinder oft. Zumal ein gewisser Gewöhnungseffekt eintritt. So kann eine Erwartungshaltung gefestigt werden, dass man ja sowieso alles bekommt, was gewünscht wird. Denn reich beschenkte Kinder erleben nicht, dass sie mal verzichten müssen und haben es in der Folge dann schwer, eine Wertschätzung für materielle Dinge zu entwickeln. In manchen Familien reißen die Kinder gerade die Geschenkverpackung des einen Geschenks auf und gieren währenddessen schon nach dem nächsten. Für das gerade ausgepackte Geschenk bleibt kaum Zeit.

Weniger ist mehr: Kleinere Auswahl an Spielzeug fördert die Kreativität

Aber woran erkennen Eltern, dass ihr Kind zu vielen Reizen ausgesetzt ist? „Wenn das Kind inmitten von Spielzeug sitzt und nicht spielt oder es dauernd etwas haben und animiert werden will, sich also nicht alleine beschäftigen kann", beschreibt Erziehungsexpertin Christiane Kutik.

Um diese Situation zu vermeiden, sollten Eltern mit ihrem Nachwuchs zusammen regelmäßig Spielzeug aussortieren. „Man kann mit dem Kind überflüssiges Spielzeug "in den Urlaub" schicken. Dazu eine Umzugskiste für den Keller packen mit den Dingen, von denen sich das Kind zeitweise trennen mag", rät Kutik. Haben Kinder weniger Spielzeug zur Auswahl, wird dagegen die Improvisationslust gefördert und Kreativität angeregt. Bei Rollenspielen reichen ohnehin meist ein paar wenige Dinge, denn Kinder lernen so zu improvisieren und andere Dinge auch zweckentfremdet zu nutzen. Bei anderen Spielen, etwa bei Nachziehtieren oder Bauklötzen sollte man sich auf eines bzw. ein System oder Material beschränken.

Speziell Kleinkinder sind übrigens besonders genügsam, sie brauchen die wenigsten Spielzeuge. „Für sie ist es oft viel interessanter, wenn sie an echten Tätigkeiten im Alltag teilhaben dürfen. Sie wollen auf ihre Weise mitmachen, wenn Eltern kochen, etwas reparieren oder sauber machen", berichtet Kutik.

Zoo, Kino, Erlebnisparks – wie wäre es mit Gutscheinen für Ausflüge?

Vielleicht muss es dieses Weihnachten gar nicht noch mehr Dinge geben - sondern wir schenken stattdessen gemeinsame Spielzeit und unsere volle Aufmerksamkeit. Denn in manchen Fällen haben Eltern einfach ein schlechtes Gewissen, weil sie sich nicht genügend Zeit für den Nachwuchs nehmen und wollen ihm dann mit heiß ersehnten Geschenken eine Freude machen. Doch grundsätzlich ist klar: Kinder wollen lieber Zeit mit Mama oder Papa verbringen. Weihnachten mit nur zwei, drei Geschenken für die Kinder kann für alle ein Vorteil sein: Der Stress in der Vorweihnachtszeit reduziert sich, die Kinder strahlen über die erfüllten Wünsche – und es bleibt mehr Zeit, um Weihnachten zusammen zu genießen. Das ist schließlich das Schönste an Weihnachten: die gemeinsame Familienzeit.

Dabei sollten Großeltern, Tanten und Paten auch ruhig mit ins Boot geholt werden, damit die Geschenkeflut eingedämmt wird. Präzise Anweisungen können manchmal helfen, die Beschränkung auf ein Geschenk pro Kind oder der Hinweis auf einen Gutschein für einen gemeinsamen Ausflug. Eltern dürfen ruhig ehrlich sein und weiteres Spielzeug von vornherein ablehnen, im Interesse ihrer Kinder. Ein Besuch im Zoo mit Oma und Opa, im Erlebnispark oder ein Sonntagnachmittag mit Kino und Kirmes schaffen bleibende Erinnerungen und machen allen Spaß, wenn Weihnachten schon längst vorbei ist.


Quellen:
familienleben.ch: Warum zu viele Geschenke an Weihnachten Kinder überfordern
Spiegel: Wie geht man als Eltern mit der Geschenkeflut an die eigenen Kinder um
Süddeutsche Zeitung: Wie viel Spielzeug brauchen Kinder?

Zuletzt überarbeitet: November 2022

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