Fantasiefreunde sind kein Grund zur Sorge
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"Das war nicht ich, das war Kollege Bernd", behauptet der dreijährige Sohn einer Mama, wenn er etwas angestellt hat. Dieser Bernd stiftet ihn auch zu allerlei Unsinn an, wie beispielsweise den Teppich zu bemalen. |
Sehr gern würde die Mama deshalb einmal mit dem Kollegen Bernd sprechen, denn verständlicherweise ist sie mit seinem Verhalten nicht ganz einverstanden. Leider hat sie ihn noch nie gesehen.
Fantasiefreund: er übernimmt Dinge und sagt, was zu tun ist
Ratsuchend fragt sie bei unserer Rund ums Baby - Expertin: "Wie normal ist es, einen Kollegen Bernd zu erfinden, für einen Dreijährigen, und darf man schon auf die Realität pochen oder soll man es einfach laufen lassen?" Erziehungsexpertin Sylvia Ubbens gibt in ihrem Expertenforum Erziehung Entwarnung: "Es ist ganz normal, dass Kinder sich jemanden suchen, mit dem sie spielen, der für sie Dinge übernimmt, der ihnen sagt, was sie tun sollen usw., auch wenn nicht jedes Kind einen Fantasiefreund hat."
Der Vater des Kleinen korrigiert ihn teilweise, das führe zu Wutanfällen, berichtet die Mama. Das kennt Sylvia Ubbens: "Erklärungen, dass es Kollege Bernd nicht gibt, wollen die Kinder nicht hören und verstehen es auch noch nicht. In ihrer Vorstellung ist Bernd da." Die Rund ums Baby - Expertin empfiehlt den Eltern, mit Bernd zu schimpfen oder ihm zu erklären, was er darf und was er nicht darf. "Ihr Sohn darf die Erfahrung machen, dass Bernd genauso behandelt wird, wie er selbst", rät Sylvia Ubbens
Überall dabei - aber niemand sieht ihn
Viele Kinder lassen sich von einem Fantasiefreund begleiten: er oder sie ist dabei, wenn alle am Tisch sitzen und essen, kommt mit in den Kindergarten, auf den Spielplatz, in den Urlaub - überall ist er oder sie mit von der Partie. Seine Besonderheit ist nur: Er ist unsichtbar, niemand kann ihn sehen.
"Die meisten Kinder haben für eine gewisse Zeit einen Freund, der hinter den Wänden wohnt, allein in der Fantasie des Kindes. Doch die wenigsten Eltern bekommen davon etwas mit", erklärt Erziehungsberater Jan-Uwe Rogge. Oft taucht der Fantasiefreund zwischen dem dritten und vierten Lebensjahr auf und verschwindet spätestens im ersten Schuljahr. Bei manchen Kindern zeigt er sich in der Pubertät auch noch einmal, das ist aber selten.
Der Freund ist toll - kein Grund zur Sorge für Eltern
Eltern müssen wegen dem imaginären Kumpan nicht besorgt oder beunruhigt sein, der Freund ist kein Anzeichen für eine psychische Störung ihres Kindes. Das Kleine kann seinem Fantasiefreund alles erzählen, von allen Sehnsüchten und Wünschen berichten, ohne Angst vor der Reaktion. "Er ist toll, weil er einfach immer zuhört und da ist. Das kann er besser als ein echter Freund", erläutert Rogge die Beliebtheit Freundes, der Trost und Schutz bieten kann.
Nur warum ist gerade Kollege Bernd ins Leben des Dreijährigen getreten? Oft springt der Fantasiefreund aus einem Film ins Leben des Kindes. Man müsse sein Kind nicht mit diesem Thema löchern, aber wenn es selbst von dem Freund berichtet, können sich Eltern öffnen, rät Erziehungsberater Rogge. "Am besten ist es, das nicht als Spinnerei abzutun, sondern neugierige Fragen zu stellen: Wo wohnt denn dein Freund? Wie sieht er aus? Und wann kommt er gern?", schlägt Rogge als Fragen vor.
Quellen:
AOK - Gesundheitsmagazin: Imaginäre Freunde: So gehen Sie als Eltern am besten mit dem imaginären Freund Ihres Kindes um
Web.de: Die wenigsten Eltern bekommen etwas vom imaginären Freund mit
von Sandra Wright, Journalistin
Zuletzt überarbeitet: Oktober 2023