Interview mit Herr Prof. Abeck, Dermatologe und Allergologe
zum Thema:

Wie kann man Neurodermitis sinnvoll vorbeugen und behandeln?

Prof. Dr. Abeck  - Dermatologe und Allergologe
Wie kann man Neurodermitis sinnvoll vorbeugen und behandeln?

Rund 10 Prozent aller Babys und Kleinkinder leiden unter Neurodermitis. Die Neurodermitis ist häufig der Beginn der "Allergiker-Karriere": Die "atopische Trias" umfasst neben der Neurodermitis noch das das allergische Asthma und den Heuschnupfen, wobei die Neurodermitis in der zeitlichen Abfolge als erste Erkrankung auftritt.
 
Wir haben mit Prof. Dr. med. Dieter Abeck über die Erkrankung Neurodermitis gesprochen.

Prof. Dr. Abeck ist Dermatologe und Allergologe. Er arbeitet seit Jahren auf dem Gebiet der Kinderdermatologie. Sein klinischer Schwerpunkt gilt der Therapieoptimierung. Er ist außerdem langjähriger Experte bei Rund-ums-Baby.de und leitet seit über 10 Jahren unser Expertenforum für Hautfragen bei Kindern.

Redaktion:

Herr Prof. Dr. Abeck, welches sind die Ursachen einer Neurodermitis?

Prof. Dr. D. Abeck:

Letztendlich kennen wir die genauen Ursachen bis heute nicht. Natürlich spielen genetische Faktoren eine Rolle. Das Risiko ist deutlich erhöht, wenn ein oder sogar beide Elternteile an Neurodermitis erkrankt sind bzw. waren. Aber sehr häufig tritt die Erkrankung auch bei Kindern auf, ohne dass eine genetische familiäre Belastung vorliegt. Deshalb sind zusätzlich auch Umweltfaktoren, die mit dem Begriff des "westlichen Lebensstil" beschrieben werden, für die Entstehung der Erkrankung relevant. Zu nennen sind u.a. verstärkte Hygienemaßnahmen oder der Wegfall parasitärer Erkrankungen. Die allgemeine Umweltverschmutzung spielt hingegen keine Rolle.

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Redaktion:

Was geschieht bei Neurodermitis in der Haut?

Prof. Dr. D. Abeck:

Klinisch ist die Neurodermitis durch Hautentzündungen gekennzeichnet. Diese werden durch eine Vielzahl von sogenannten „Entzündungsmediatoren“ beeinflusst. Das sind körpereigene Stoffe wie Histamin oder auch Proteine (z.B. Interleukine), die eine Entzündung hervorrufen. Der Anteil dieser Stoffe ist unterschiedlich hoch, je nachdem ob es sich um ein akutes nässendes Ekzem oder eher ein chronisches Ekzem handelt.

Redaktion:

Was bedeutet das für die Behandlung?

Prof. Dr. D. Abeck:

Die trockene Haut ist typisch für Kinder mit Neurodermitis. Deshalb ist eine regelmäßige, d.h. täglich morgens und abends durchgeführte Basispflege ein zentraler Bestandteil im Behandlungskonzept.
Zusätzlich benötigen akute Ekzeme eine anti-entzündliche Behandlung. Diese erfolgt mit heute ungefährlichen Kortisoncremes bzw. mit kortisonfreien Zubereitungen. Diese Präparate werden vom behandelnden Kinder- oder Hautarzt verordnet. Zusätzlich ist es wichtig, bekannte Auslösefaktoren zu erkennen und wenn möglich zu meiden. Hierbei werden reizende Faktoren wie Schwitzen, unsachgemäße Kleidung (Wolle und synthetische Fasern werden von Neurodermitikern nicht toleriert, Baumwolle ist das Material der Wahl!) etc. von allergischen Faktoren (z.B. Pollen, Tierhaare oder Nahrungsmittel) unterschieden.

Redaktion:

Gibt es Möglichkeiten, das Auftreten einer Neurodermitis-Erkrankung zu verhindern, d.h. gibt es eine Chance der Prävention?

Prof. Dr. D. Abeck:

Ja, gerade bei der Neurodermitis gibt es diese Möglichkeiten. Bekannt ist, dass sowohl Stillen wie auch Probiotika und das Vermeiden von Aktiv- und Passivrauchen während Schwangerschaft und Stillzeit das Risiko für das Auftreten einer Neurodermitis beim Säugling reduzieren. Neu ist, dass auch die frühe Pflege der Haut des Neugeborenen - möglichst direkt innerhalb der ersten drei Wochen nach Geburt beginnend - das Auftreten der Neurodermitis in bis zu 50% der Fälle verhindern kann. Das ist für mich ein sensationeller Befund, der so einfach durchzuführen ist: Einmal täglich das Kind vollständig mit einer hochwertigen Feuchtigkeitspflege eincremen.

Redaktion:

Das Schlimmste bei Neurodermitis ist für die betroffenen Kinder der Juckreiz. Oft entsteht dabei ein regelrechter Teufelskreis aus trockener Haut, Jucken, Kratzen und Entzündungen. Haben Sie Tipps, wie Eltern ihren Kindern das Leben ein wenig leichter machen können?

Prof. Dr. D. Abeck:

Leider ist das hier Geschilderte ein ernstzunehmendes Problem der Erkrankung. Hier greift jedoch neben der ärztlichen Behandlung die Basispflege (s. oben) an. Die Entzündungsmediatoren verursachen den Juckreiz, so dass der Schlüssel zum Erfolg die konsequente Behandlung ist! Unterstützend können feuchte oder fett-feuchte Umschläge durch Kühlung eine Juckreizlinderung bei entzündeten Gebieten erzielen.

Redaktion:

Können Sie Produkte empfehlen, die wirkungsvoll im Rahmen der Basispflege einsetzen?

Prof. Dr. D. Abeck:

Ja. Es gibt eine Reihe sehr guter Basistherapeutika zur Behandlung der trockenen Haut. Sehr gerne empfehle ich Pflegeprodukte mit Filaggrin- und Ceramid-Bausteinen, erhältlich z.B. als Feuchtigkeitscremes. Sie lassen sich leicht auftragen und ziehen gut ein. Dies ist sehr wichtig, wenn eine regelmäßige Anwendung erfolgen muss. Natürlich sind die Produkte auch für die Basistherapie Erwachsener geeignet.

 

Herr Prof. Dr. Abeck, vielen Dank für das Gespräch.

 

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