Frage: Sollte sich unsere Familie Hilfe suchen?

Sehr geehrte Frau Höfel, habe am 13.12. in der 22+6 Woche meine wunderschöne Tochter leider kurz vor Lebensfähigkeit entbinden müssen, die Wehen waren nicht mehr aufzuhalten. Die erste Schockstarre weicht gerade einer tiefen Traurigkeit, die nur sehr schwer in den Alltag gebettet werden kann, der zwangsläufig mit Schulbeginn der beiden großen Brüder (9+10) begonnen hat. Da die gesamte Familie sehr damit hadert, dass die Ursachen komplett unklar sind und unsere süße Tochter/Schwester kerngesund gewesen zu sein scheint, ist unsere Seelenwelt zusätzlich belastet. Hinzu kommen starke Schuldgefühle, Situationen der vorangehenden vier Wochen, in denen ich im Krankenhaus um die Kleine kämpfte und den Jungs die Mutter weggeschnitten wurde, und Gedanken, Gerüche und Emotionen, die plötzlich aufflammen. 1. Ist dies alles noch im grünen Bereich nach so kurzer Zeit oder hört es sich so an, als sollten wir uns Hilfe suchen? 2. Gibt es Familienkuren/Einrichtungen, die auf so etwas spezialisiert sind? Herzliche Grüße, Mammma

von Mammma am 14.01.2013, 18:11



Antwort auf: Sollte sich unsere Familie Hilfe suchen?

Liebe Mammma, tiefe Traurigkeit nach dem Verlust eines Kindes/ Geschwisterkindes ist nicht nur NOCH, sondern GANZ und GAR im "grünen Bereich"! Sie beschreiben es ja auch sehr treffend - erst der Schock und die Starre - nichts geht - alles ist egal! Und jetzt langsam das Begreifen und damit eine tiefe Traurigkeit. Hilfe wäre trotzdem eine Option. Es wäre eine Möglichkeit zu reden, vielleicht auch darüber, dass Familienmitglieder nicht alle gleich trauern (was nicht heißt, dass sie nicht traurig sind!). Vielleicht von ebenfalls Betroffenen zu hören, wie Sie mit den Schuldgefühlen umgegangen sind. So viel ich weiss, gibt es zwei Einrichtungen, die auf verwaiste Familien eingestellt sind. Ich glaube aber, dass solch eine Maßnahme viel zu früh ist. Wozu hätten Sie den Arzt zwingen wollen? Dazu, ein Kind, welches vor der Lebensfähigkeit war, mit Tubus und Beatmung und diversen Messgeräten zu versorgen? Um letztendlich neben dem Inkubator zu stehen und doch einsehen zu müssen, dass es nichts nützt? Liebe Grüße Martina Höfel

von Martina Höfel am 15.01.2013



Antwort auf: Sollte sich unsere Familie Hilfe suchen?

Kurzer Nachtrag, der mir sehr wichtig zu sein scheint, sonst würde ich ihn jetzt nicht nachreichen: Die Kleine lebte noch 51 Minuten, wog 540g und war 29cm groß. Vielleicht hätte ich die Ärzte zwingen sollen, sie zu versorgen.

von Mammma am 14.01.2013, 18:24



Antwort auf: Sollte sich unsere Familie Hilfe suchen?

Liebe Frau Höfel, vielen Dank für Ihre Worte. Das heißt, wir "dürfen" uns noch Zeit lassen mit all diesen Gefühlen und verschleppen nichts. Reden tun wir untereinander sehr, sehr viel, ansonsten haben wir uns im Moment noch komplett abgekapselt. Ich lese im Moment sehr viele Berichte um unsere Geschichte rum und habe dabei eben oft auch gelesen, dass Kinder, die viel kleiner und leichter waren versorgt wurden und auch ohne großen Schaden überlebten. Auch Kinder die scheinbar früher auf die Welt kamen. Sogar in den Medien ist von diesen Wundern zu hören. Ihre Worte helfen mir aber insofern von meinen Schuldgefühlen (hoffentlich) wegzukommen, weil sie nicht so klingen, als würde das der Fall sein. Manchmal habe ich das schlimme Gefühl, dass meine Tochter sich von mir aufgegeben fühlte, weil ich sie einfach nur direkt auf den Bauch wollte, um sie wenigstens die paar Minuten zu fühlen (und andersrum), die sie unverhofft aber eben doch noch lebte. Und vielleicht hätte sie überlebt, wenn ich eben die Ärzte "gezwungen" hätte...

von Mammma am 15.01.2013, 18:53



Antwort auf: Sollte sich unsere Familie Hilfe suchen?

Liebe Mamma, ja, es gibt diese ganz wenigen winzigen Frühchen, die es schaffen. Betonung auf wenige. Es gibt leider viel mehr, die mit lebenslangen schwer wiegenden Beeinträchtigungen gehen. Sicher haben Sie auch hier gelesen: http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2010/0525/001_medizin.jsp Das finde ich sehr gut recherchiert. In dem Interview mit dem Kinderarzt gibt es eine Stelle, wo ich denke: sehr mutig! Nämlich unsere Nachbarländer, die die Grenze der Lensfähigkeit später als wir setzen. Sie werden wissen, warum. Dieses Gefühl von "was wäre wenn" wird Sie noch lange begleiten. Aus einem ganz einfachen Grund: Sie werden niemals eine befriedigende Antwort bekommen - weil niemand die Antwort weiß. Sie haben eine Entscheidung getroffen. Diese Entscheidung war für Sie in dem Augenblick gut und richtig. Und das darf sie auch weiterhin sein! Ihre Tochter wußte nicht was "aufgegegeben"heißt. Von daher konnte Sie sich auch nicht so fühlen. Was sie aber gefühlt hat, das waren Ihre Wärme, Ihren Herzschlag, Ihre Stimme, Ihre Hände! Liebe Grüße Martina Höfel

von Martina Höfel am 16.01.2013



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