Frage: Bradykardien bei reif geborenem Baby

Sehr geehrter Herr Dr. Busse, erst einmal vielen Dank, dass Sie als Experte kostenlos Ratschläge erteilen, das finde ich klasse! Zu unserer Situation: Unser Sohn (reif geboren im August 2019) wird via Monitor beim Schlafen überwacht wg. ALTE (Ursache unbekannt, er hat einfach aufgehört zu Atmen, konnte aber durch „Kneten“ des Körpers wieder dazu animiert werden; aufgefallen dank Angelcare). Der Kleine war damals 3 Monate alt, jetzt gut 6 Monate. Wegen des Monitors fällt auf, dass er immer wieder Bradykardien hat. Diese haben begonnen mit gut 3 Monaten, sie sind vorher nie aufgefallen (trotz Krankenhausaufenthalt mit 6 Wochen wg. Fieber/Magen-Darm-Infekt). Im Alter von gut 3 Monaten hatten wir regelmäßig Bradykardie-Alarme, da die HF unter 80 fiel. Daraufhin wurde nach Monitorauswertung der Grenzwert HF auf 70 eingestellt. Mittlerweile haben wir die Alarme ständig (fast jede Nacht mehrmals), da die HF bis auf Minimum 60 runtergeht. Die Sättigung bleibt dabei stets im Normalbereich (also zw. 89% und 100%, meist zw. 95% bis 100%). Die Bradykardien kommen immer nur beim Schlafen in der Nacht (tritt fast nur zw. 0.30 Uhr bis 4.00 Uhr nachts auf), normaler Weise in Verbindung mit langsamer Atmung (20 Atemzüge/Minute plus/minus 3), manchmal auch mit kleinen Atemverzögerungen (bis ca. 8 Sekunden, aber nie besorgniserregende Apnoen). Manchmal sind die Bradykardien verbunden mit starken Schwankungen der Herzfrequenz (pendelt wellenförmig innerhalb von einigen Sekunden hin und her zw. Minimum 60 bis ca. Maximum 110). Diese Schwankungen dauern geschätzt eine halbe bis ganze Stunde, sie treten teils beim Einschlafen, teils aber auch irgendwann im oben genanntem Zeitraum mitten in der Nacht auf. Nach diesen Schwankungen pendelt sich die Herzfrequenz wieder im Bereich zw. 80-90 oder 70-80 ein. Im Wachzustand haben wir nie Probleme mit Bradykardien (wobei Baby da nicht am Monitor angeschlossen ist), auch nicht, wenn Baby tagsüber schläft. Die Ärztin, die den Monitor ausliest, schätzt, dass der Kleine einfach eine „coole Socke“ ist – zur Sicherheit werden wir aber bald ein Langzeit-EKG sowie einen Herzultraschall beim Kinderkardiologen machen. Davor habe ich aber ein paar Verständnisfragen und hoffe, Sie können diese beantworten?: 1) Bradykardie = zu langsamer Herzschlag. Problem normaler Weise dabei: Organe werden nicht genug mit Sauerstoff versorgt. Korrekt? Aber was ist, wenn die Sättigung trotz Bradykardien immer in Ordnung ist, also zw. 89% und 100% liegt? Sind dann Bradykardien trotzdem ein gesundheitliches Problem? 2) Ich habe gelesen, dass Herzrythmusstörungen bzw. in diesem Fall Bradykardien durch eine Schilddrüsenfehlfunktion begründet sein können. Mein Vater hat eine Schilddrüsenfehlfunktion. Kann das vererbt werden und sollten wir das deshalb in Bezug auf die Bradykardien zusätzlich checken lassen? 3) Wie erkennt man Bradykardien bei reifen Babys ohne Monitor? Gibt es da eine hohe Dunkelziffer? Denn wir wüssten ja „normaler Weise“ auch nichts davon... Vielen Dank für Ihre Hilfe und freundliche Grüße!

von Larubina am 19.02.2020, 23:30



Antwort auf: Bradykardien bei reif geborenem Baby

Liebe L., so lange die O2Sättigung im normalen Bereich ist, gibt es keinen Sauerstoffmangel. Ob die Schwankungen, die ausgelesen wurden, normal sind, kann aber nur die Kollegin vor Ort beurteilen. Alles Gute!

von Dr. med. Andreas Busse am 20.02.2020