Frage: Zwergenaufstand

Hallo Herr Dr. Posth, meine 16 Monate alte Tochter testet derzeit wohl Ihre Grenzen aus. Wenn ich ihr was verbiete oder abnehme, was nichts für sie ist, erfolgt lautes,z.T. jämmerliches Geschrei. Wie soll ich reagieren, ignorieren, auf den Arm nehmen und trösten, zusehen? Es tut mir in der Seele weh, aber ich kann ja nicht immer nachgeben, v.a. wenn sie gefährliche Sachen hat oder macht. Außerdem trinkt sie noch nachts 1- 2x Flasche, schläft so bis 5Uhr in ihrem Bett, dann weint sie, ich nehme sie zu uns, sie bekommt ein ganz dünne Flasche (nur 1 Löffel Pulver), dann schläft sie weiter. Ist das o.k. oder sollte wir das abgewöhnen (wenn sie keine bekommt, schreit sie ebenfalls, irgendwann geb´ ich dann nach, weil ich nachts dazu keine Nerven habe, bin wieder schwanger und eh recht schlafbedürftig). DANKE für Ihren Rat!

Mitglied inaktiv - 05.03.2007, 09:15



Antwort auf: Zwergenaufstand

Stichwort: erste Erziehungsschritte Hallo, im 2. Lebensjahr wird das Bedürfnis des Kindes nach Selbstbestimmung immer größer. Dahinter verbirgt sich ein lebensentscheidender Entwicklungsprung, nämlich der vom völlig abhängigen Säugling zum einigermaßen selbständigen Kleinkind. Aber ein kleines Kind besitzt noch nicht genügend Erfahrung, die Dinge immer richtig einzuschätzen, und es kann noch nicht wissen, ob es das, was es gerade will, auch schon ausführen kann. Es überschätzt sich manchmal gewaltig. So ist es also noch ganz auf die Obhut und Führung durch seine Eltern angewiesen. Beides sollte dann aber voller Verständnis für die Bedürfnisse des Kindes und in gebührender Sorge ausgeübt werden. D.h. um Grenzen setzen geht es nicht, sondern um Schutz des Kindes und Begleitung zum selbständigen Handeln. Schutz heißt, das Kind von selbstverusachenden Gefahren fern zu halten, u.U. auch gegen seinen eigenen Protest. Begleitung heißt, sich mit dem Kind hinsetzen und seine Handlungen aufmunternd korrigieren. Man muß sich als Eltern also fragen: was verbiete ich hier eigentlich und muß ich das überhaupt? Besteht vielleicht nicht der Fehler darin, daß ich für den ausreichenden Schutz nicht genug vorgesorgt habe oder empfindliche Gegenstände nicht rechtzeitig in Sicherheit gebacht habe? Ist nicht vielleicht mein Anspruch an das kindliche Verhalten ungerechtfertigt und das Verhalten meines Kindes ganz normal und altersgerecht? Erst dann kann ich mich fragen, muß ich hier eine Regel einführen muß, und wie mache ich das, damit es mein der Sprache noch wenig mächtiges Kind es auch versteht. Solche Regeln müssen dann immer wieder eingeübt werden, weil sich das Kind komplizierte Sachzusammenhänge wie eine Regel so schnell nicht merken kann. Dieses Einüben fordert das Kind im Spiel dann ständig heraus. Es handelt sich dabei nicht um eine Provokation des Erwachsenen, auch wenn es manchmal so wirkt! Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 07.03.2007