Frage: Willensproblem??

Sg Dr Posth, vielen Dank für die Antwort zu "Tochter spinnt" * Leider hatte ich mich unklar ausgedrückt. Es hatte vorher ein paar Ausraster gegeben, dass ich nicht wusste, wie ich die Frage formulieren sollte * Sie haben auf ein fehlendes Selbstbewußtsein geschlossen. Dies können wir nur bestätigen * Sie schreiben aber auch von einem Willensproblem, das damit korreliert. Könnten Sie dies bitte ein wenig genauer erläutern: Was ist dies genau bzw. wie differenziert man dies oder wie reagiert man darauf ? * Passt es für Sie eigentlich auch ins Bild, dass Sie oft einen fast depressiven Eindruck macht, selten wirklich ausgelassen ist und selten herzhaft lachen kann. Auch kann sie sich kaum mit sich selber längere Zeit beschäftigen, sie findet von selbst keine Beschäftigung für sich * Ihre kleine Schwester ist in diesen Dingen lockerer. Dies merkt sie und es beschäftigt Sie auch * Uns ist klar, dass das "Hosenproblem" nicht das Thema ist, aber wie kommt man zum Kern? Danke Ben

Mitglied inaktiv - 26.09.2005, 13:05



Antwort auf: Willensproblem??

Lieber Ben, das mit den Hosenträgern war auch nur ein Beispiel dafür, wie man bei hartnäckigem Trotz tatsächlich deeskalieren kann. Die Methode stelle ich ja in meinem Langtext u.a. heraus. Mit dem Willen verhält es sich, und das ist meine Auffassung, so, daß ihm ein unbestimmtes Gefühl des Drangs vorausgeht. Dieser Drang führt am Übergang der Säuglingszeit zur Kleinkindzeit dazu, daß einmal gefaßte Absichten, koste was es wolle, auch umgesetzt werden müssen. Ich meine, je günstiger die Gefühlssituation im ersten Lebenjahr verlaufen ist (emotionale Integration), desto stärker wandelt sich der Drang in einen Willen, welcher Entscheidungsmacht und -fähigkeit entwickelt (neueste Forschungen weisen für diesen Vorgang eine Region im Gehirn aus, die sich im sog. Cingulum befindet). Letztere Aspekte des Willens machen ihn umgänglich und ermöglichen dem Kind, seine einmal gefaßten Absichten auch wieder zurückzunehmen, wenn es sich dem Willen eines anderen Menschen beugen muß. Diese Fähigkeit wird sehr wichtig beim Gehorchen. Gehorchen führt zur Sozialverträglichkeit und zum Frieden zwischen Eltern und Kind, wobei es nicht auf Gehorchen müssen und autoritäre Aspekte dabei ankommt, sondern auf einsichtiges Verhalten auf Seiten des Kindes. Der soziale Erfolg, der sich daraus ergibt, erfüllt ein Kind mit Stolz und macht es selbstbewußt. Dieses Selbstbewußtsein braucht Ihre Tochter. Dann fühlt sie sich besser. Wie man Selbstbewußtsein gezielt stärkt, erkläre ich unter dem Stichwort "Selbstbewußtsein". Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 28.09.2005