Frage: Wie mit trotzigen Schreiattacken umgehen?

Hallo Dr. Posth! Meine Tochter wird im September 3 Jahre alt. Dazu zu sagen wäre vielleicht noch, daß sie in Ihrer Entwicklung ziemlich weit ist - sie hat schon früh gesprochen und ist in ihrem Sprachverständnis auch sehr weit. sie wird meist auf fast 4 Jahre geschätzt! Mein Problem sind zur Zeit ihre Schreiattacken (hat sie seit ein paar Wochen/ zwar nicht soo häufig, aber doch fast 1xtäglich), die sie bekommt , wenn sie etwas tun soll, was ihr grad absolut nicht in den Sinn passt (bzgl. waschen, anziehen, frische windel machen o.ä.). Sie schreit dann von jetzt auf gleich lauthals herum, schmeißt alles durch die Gegend und läßt überhaupt nicht mehr mit sich reden, was sonst bei ihr absolut kein Problem ist!Also TROTZ pur! Wenn ich sie frage, warum sie so rumschreit, sagt sie dann immer nur: weil alles doof ist... Wie reagiere ich denn am besten auf dieses lautstarke Geschrei? Irgendwann hört sie zwar von selbst auf (als würde jemand einen Schalter umlegen); dann sagt sie, sie wäre nun wieder lieb und alles ist tatsächlich ok. Aber ich bin so unsicher, wie ich mich verhalten soll! Ich bleibe immer ruhig und versuche mit ihr zu reden, doch dann wird sie noch bockiger - wenn ich aber in ein anderes Zimmer gehen, dann kommt sie hinter mir her! Die Dinge, die sie wütend auf den Boden schmeißt sammel ich in aller Ruhe ein und erkläre ihr, daß ich die Sachen (meist Dinge, die ihr gehören) dann ja wegschmeißen kann, weil man Dinge, die man durch die Gegend schmeißt ja wohl nicht mehr braucht... Dieses Vorgehen hat michzumindest in dieser Beziehung weitergebracht...das Rumschmeißen ist deutlich zurückgegangen! Soll ich mir weiterhin denken: "in der Ruhe liegt die kraft" und davon ausgehen, daß diese Phase bald auch wieder vorbei ist, oder kann ich irgendwie aktiv sein, um solche Schreiattacken zu verhindern? Ich weiß auch, daß meine Tochter in dieser Trotzphase im Vergleich zu anderen Kinder ja noch recht pflegeleicht ist, aber wenn man soooo verwöhnt ist von dem Verhalten seines Kindes, dann können solche Phasen ja doch viele Nerven kosten! Hoffe, ich habe mich verständnisvoll ausgedrückt :o) ...wäre froh über eine Antwort! Schönen Tag und Gruß Nina

Mitglied inaktiv - 01.06.2004, 08:39



Antwort auf: Wie mit trotzigen Schreiattacken umgehen?

Liebe Nina, auf eine ganz ähnliche Frage habe ich vor kurzem so geantwortet: Hallo, im Rahmen des Trotzes eignet sich das Kind Bestimmungsmacht an, die es braucht, um seine Selbständigkeit zu behaupten. Allerdings kann es mit dieser Macht noch nicht selbstkritisch umgehen. Es kostet nur die hierdurch entstehenden positiven Gefühle für das eigene Selbst aus. So weit die Seite der Erklärung und des Verständnisses. Wie aber damit umgehen? Wenn das Kind nun merkt, daß es eigentlich immer erfolgreich damit ist, und seine Eltern sich dem unterwerfen, sieht es natürlich keinen Grund, daran etwas zu ändern. Mangelnde Fähigkeit zur Selbstkritik eben. Zurückname von Selbstvorteilen, Rücksicht auf andere, einsichtiges Verhalten, etc. muß das Kind durch Gewissensbildung und Erlernen von Vernunft erst erlernen. Dazu braucht beständige, überzeugende und gegenmächtige Reaktionen seiner Eltern. Anhand solcher Reaktionen kann es sein eigenes Verhalten korrigieren und auf Dauer ausrichten. Es geht also um die gemeinsame Einrichtung von Regeln. Hierfür haben die Eltern sogar eine große Verantwortung. Man muß also eigene Kräfte aufbringen, sich verständnisvoll und sinnvoll mit seinem Kind auseinanderzusetzen. Das ist nicht einfach und manchmal reißt einem auch der Geduldsfaden und man schimpft kräftig. Dann ist das Kind sehr betroffen. Wenn man nun aber seinem Kind hinterher erklärt, warum es so gekommen ist, und auf diese Weise die Gemeinsamkeit wiederherstellt, nimmt es keinen Schaden daran. Die Aufgabe, so zu reagieren und zu handeln, haben Sie als Mutter oder Vater, und diese ist nicht delegierbar. Ich denke, diese Antwort erklärt auch Ihnen das Verhalten Ihrer Tochter. Mit den drei Möglichkeiten des Drohens, Schimpfens und der sozialen Trennung (Auszeit), besitzen Eltern ein ausreichendes Instrumentarium, mit dem Trotz ihrer Kinder fertig zu werden (s. Langtext, link oben rechts, Teil 3) Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 02.06.2004



Antwort auf: Wie mit trotzigen Schreiattacken umgehen?

Jou, das kenne ich zur genüge. Mit dem Waschen und Anziehen ist es so,daß sie jetzt alles alleine machen muß - ich habe einfach keine Lust mehr auf Sperenzchens,Zähne putzen will sie auch alleine - ich putze nur nochmal nach,Windeltheater habe ich rigoros abgeschafft als sie ständig weglief und rumzickte und sich querstellte,indem ich die Windeln einfach weggelassen habe am Tage mit der Bemerkung,daß ich keine Lust auf Bockereien habe.Wenn sie die 1 Minute nicht still hält und schimpft und zetert, dann eben keine Windel mehr. Und es klappt. Mein Kind ist tagsüber ohne Windel! Netter Nebeneffekt ;-)) An sich sind die Tage wieder viel ruhiger geworden.Es ist eben alles wichtiger wie die sinnlosen Wiederholungen von Waschen,anziehen etc. ALLES NUR NE PHASE!!!

Mitglied inaktiv - 01.06.2004, 22:52