Frage: Wie kann ich meinen traumatisierten Kind helfen?

Guten Morgen Ich hätte gerne ihren Rat zu folgender Situation. Meine Tochter wurde im Alter von 10 Monaten aufgrund einer Blasenentzündung stationär behandelt. Im Zuge der Diagnostik musste ein Katheterurin abgenommen werden. Dafür brauchten die Ärzte 2 Versuche. Meine Tochter wurde nicht sediert, sie schrie die ganze Zeit. Man hielt sie mit 3 Erwachsenen fest, mich entfernte man aus dem Zimmer. Das ganze Vorgehen war unmenschlich und hat Spuren in der Seele meiner Tochter hinterlassen. Leider war ich damals nicht in der Lage die Situation richtig einzuschätzen. danach ließ meine Tochter sich nur noch unter weinen wickeln, zuckte bei jeder Berührung des Intimbereiches zusammen. Das ist heute, mit knapp 5 Jahren nicht anders. Wenn ich sie waschen möchte akzeptiert sie es nur wiederwillig und ihr ganzer Körper steht unter Spannung vor Angst. Eine befreundete Kinderpsychologin riet mir positive Verstärkung anzuwenden. Leider brachte das keinen Erfolg. Haben sie noch einen Rat? LG

von Näppi am 28.03.2011, 08:30



Antwort auf: Wie kann ich meinen traumatisierten Kind helfen?

Hallo, positive Verstärkung beruht darauf, dass die Bezugsperson das Kind lobt und belohnt, wenn es das unerwünschte Verhalten unterdrückt. Damit wird aber kein Konflikt gelöst. Im Gegenteil, der Konflikt, hier die Angst und die Ohnmacht bei der Katheterisierung, wachsen eher noch an, weil sie jetzt nicht mehr zugelassen werden dürfen, die Grundkonstellalation aber ohne Widerstand in Kauf genommen werden muss. Mit Belohnung ist eben nicht alles zu machen. Nur: eine tiefenpsychologische Psychotherapie bei einem 5-jährigen Mädchen ist schwer zu machen. Am besten man unternimmt also gar nichts, und lässt die Widerstände zu, denn sie lassen in Miniportionnen immer wieder etwas Druck aus dem Inneren ab. Um der Gefahr einer Re-traumatisierung zu entgehen, sollte man auch gar nicht allzu viel auf einmal ändern wollen. Das Beste erscheint mir, das Wickeln wird nur mit beschwichtigenden, angstlösenden und kurzen Kommentaren begleitet, so dass im Gehirn ein anderer Zusammenhang hergestellt werden kann. Aus dem Wickelalter kommt Ihre Tochter ja ohnehin bald heraus. Später wird man sehen müssen, ob noch etwas zurückgebleiben ist. Das kann man dann richtig psychotherapeutisch behandeln. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 30.03.2011