Frage: Wandlung

Unsere Tochter ist 3 Jahre alt. Sie ist ein eher ängstliches Kind, hatte bisher immer Mühe sich zur Wehr zu setzen, hat sich immer alles gefallen lassen. Seit bald 1 Jahr hat sie nun eine kleine Schwester. Seither hat sie sich, besonders der Kleinen gegenüber total gewandelt. Sie nimmt ihr alles weg, auch Sachen, die sie überhaupt nicht interessieren. Auch anderen Kindern gegenüber, ist sie sehr Besitzergreifend geworden, immer heisst es nur noch ich, ich ich. Auch die Spielgruppenleiterin war überascht über diese Entwicklung. Bei schwächeren Kindern ist es noch ausgeprägter. Zurzeit (Phasenweise) geht sie zu anderen Kindern hin und haut diese grundlos oder gibt ihnen einen Schubs. Bei stärkeren Kindern gibt sie bald auf oder weint. Wie lässt sich das erklären? Habe manchmal das Gefühl, bin nur noch am Schlichten und wie auf "Draht", dass sie nicht wieder auf ein Kind losrennt. Loslösung problemlos, auch sonst ein fröhliches, eher ruhiges Kind, in intaktem Zuhause, ohne Schubse!!!

Mitglied inaktiv - 06.11.2006, 11:28



Antwort auf: Wandlung

Hallo, die Veränderung im Verhalten Ihrer Tochter erklärt sich durch die zunehmende Rivalität unter den beiden Geschwistern. Wenn das jüngere Kind anfängt, mobil zu werden und in das "Territorium" des älteren Kindes einzudringen, wird dieses je nach Entwicklungstand und ausgebildetem Selbstbewußtsein rabiat. D.h. je schlechter das Selbstbewußtsein ist, desto wehriger und aggressiver wird das ältere Kind. Die entstehenden Aggressionen werden häufig aber gar nicht am Geschwisterkind ausgelassen (Hemmung durch den intakten Familienverband), sondern an anderen Kindern, vorzugsweise natürlich an schwächeren. Auf diese Weise verschafft sich das ältere Kind, wenigstens in seiner egozentrischen Vorstellungswelt, fehlende Selbstwertanteile. Es kommt also ein natürlicher Prozeß mit einer altersentsprechende Aufgabe passend zusammen. Als Eltern oder Erzieherin läßt sich nur so reagieren, daß in der Manier der Induktion empathisches Verhalten ausglöst wird. Beide Begriffe finden Sie mit Beispielen erklärt im gezielten Suchlauf. Vielleicht lesen Sie sich die Antworten erst einmal durch. Sie können mir gerne wieder schreiben. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 08.11.2006