Frage: Übermut

Lieber Dr. Posth, heute habe ich/wir mal eine Frage zu meinem Neffen, 4 ½ Jahre, Zwillingsfrühchen, KS bei 31+6, kompl. SS, lange gestillt, viel getragen (siehe posting meiner Schwester Karin). Er ist ein unbeschwerter Junge, dem manchmal aber der Verstand zu fehlen scheint. Man hat dann das Gefühl, dass er nicht weiß wohin mit seiner Energie. Er nimmt dann z.B. einen Gegenstand und schlägt damit im Übermut irgendwo gegen und hat neulich meinen Sohn (13 Monate) um haaresbreite verfehlt. Er will niemanden verletzen, es ist auch keine Wut, er lacht dabei. Er liebt es, mit etwas älteren Jungen zu balgen. Ist das typisch Junge und normal? Und wie kann man ihm etwas mehr Rücksicht bei seinen Aktionen beibringen? Meine Schwester möchte ihn beim Fußball anmelden, damit er sich austoben kann. Andererseits kann er sehr faul sein und zu müde, um sich selbst an- oder auszuziehen. Als Säugling hatte er Verarbeitungsschwierigkeiten (u.a. Angst vor Sand a.d. Händen). LG, Moni und Karin

Mitglied inaktiv - 01.10.2007, 08:35



Antwort auf: Übermut

Hallo, es geht also um den Zwillingsbruder des Mädchens aus dem vorangegangenen Posting(?). So ganz umkompliziert, wie eben dargestellt, scheint also auch der Junge nicht zu sein. Das, was ihn offenbar charakterisiert, ist ein gewisse Impulsivität, verbunden mit einem starken Aktionsdrang. Aktionsdrang oder lebhaftigkeit, ist ein wünschenswertes, natürliches Phänomen, das sich später meistens durch hohe leistungsbereitschaft ausdrückt. Die Impulsivität könnte zu einer Schwierigkeit im Umgang mit den anderen Menschen werden. Die erwünschte Achtsamkeit und Rücksichtnahme ist aber eine Errungeschaft, die erst jetzt, zwischen 4 und 6 erworben wird durch die Fähigkeit zur Affektregulierung (Berherrschung der Gefühle) und die Entwicklung des Gewissens (s. gezielter Suchlauf). D.h. die jetzt kommende Zeit, ist das Alter, in dem ein Kind in die Lage kommt, sich mehr auf die Ansprüche und Bedürfnisse seiner Mitmenschen einzustellen. Dazu schreibe ich viel in meinem Buch! Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 03.10.2007