Frage: Überforderungssituationen

Hallo Herr Dr. Posth, vielen lieben Dank für Ihre beruhigende Antwort auf meine Frage bzgl. des Urvertrauens unseres Sohnes. Hätte noch eine ergänzende Frage. Aufgrund des Berufs m. Mannes bin ich häufig längere Zeit allein daheim mit Baby und es wohnen auch keine Eltern bei uns in der Nähe. So komme ich manchmal leider in die Lage, mit allem (schwieriges Temperament Paul, wenig Schlaf, etc.) teilw. "überfordert" bzw. erschöpft zu sein. Da geschieht es manchmal, dass ich ungeduldig werde oder ihn "anfahre", was er denn gerade habe, wenn er den ganzen Tag nur jammerte oder nach 7 Std Action immer noch nicht einschlafen will und ich totmüde bin. Ich kann dann nicht aus meiner Haut raus - werde eben auch mal wütend oder bin völlig platt um nur feinfühlig zu sein. Dabei hab ich ihn aber im Arm und lasse ihn so meine Liebe spüren. Muss ich mir ernsthaft Sorgen machen, dass er "Schaden" nimmt oder lernt Paul so nur auch meine Grenzen kennen? Ich fühl mich in solchen Momenten echt schlecht!

Mitglied inaktiv - 02.02.2009, 17:02



Antwort auf: Überforderungssituationen

Hallo, so verständlich für uns Erwachsenen Ihre Erschöpfung und Ihre Reaktionen sind, so erschreckend und vielleicht sogar beängstigend sie aber doch für Ihren Sohn, selbst wenn er bei Ihnen im Arm liegt (was natürlich immer noch besser ist als irgendwo alleine zu liegen). Ein Säugling kann keine Grenzen seiner Eltern begreifen. die Fähigkeit, Gefühlszustände anderer Menschen zu verstehen, gelingt erst mit etwa 4 Jahren (Theory of Mind)! Der Fehler liegt ja auch nicht beim Kind, sondern in der Tatsache, dass Sie so lange mit Ihrem Sohn allein sein müssen. Sie brauchten natürlich unbedingt eine Unterstützung. In verschiedenen Kommunen und Städten gibt es jetzt solche Angebote z.B. in Form einer Familienhebamme. Am besten, Sie fragen einmal bei Ihrem Jugendamt nach, oder im nächsten Frühförderzentrum. Die haben meist die gewünschten Adressen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 06.02.2009