Frage: Schreianfälle bei 2jähriger

Hallo Herr Dr. Posth, unsere kleine Tochter 2,5 flippt seit den letzten Tagen immer wieder extrem aus. Anlass ist meist in meinen Augen etwas völlig belangloses, zB heute morgen hatte der Nuckel die falsche Farbe und sie wollte unbedingt den blauen haben. Danach war es um sie geschehen, sie war nur noch am weinen und ließ sich nicht mehr trösten. Alles was ich danach versucht habe, habe ich in ihren Augen falsch gemacht (Nicht so!). Sie möchte dann oft, dass man getane Dinge rückgängig macht, um sie dann aber wieder genauso zu machen, wie sie es möchte. Macht man es dann falsch ist wieder alles vorbei. Ich komme mir etwas erpresst vor und weiß auch nicht, wie ich mich verhalten soll. Ruhig mit ihr reden, lauter werden, Konsequenzen androhen und dann durchführen (Mama geht dann runter und lässt dich 2 Minuten allein) helfen irgendwie nicht. Ich lasse sie nun meistens schreien bis sie sich beruhigt hat. Danach ist sie dann als wäre nichts gewesen oder fragt: Warum habe ich so geweint?

Mitglied inaktiv - 23.10.2006, 10:34



Antwort auf: Schreianfälle bei 2jähriger

Stichwort: erster Wille Hallo, meist etwas früher, aber im Einzelfall durchaus noch nach dem 2. Geburtstag kommen solche Willenskonflikte vor. Vor dem Willen des Menschen steht der Drang, oder etwas härter ausgedrückt, der Zwang. Das, was sich im Kopf des Kleinkinds als Wille formieren möchte, unterliegt je nach Entwicklungsstand und innerer Reife noch z.T. dem Zwang. D.h. der empfundene Wille ist vom Zwang beherrscht, was bedeutet, daß genau das getan werden muß oder geschehen muß, das Willensinhalt ist. Weicht die Wirklichkeit davon ab, entwickelt das Kind Wut oder erleidet sogar einen regelrechten Trotzanfall. Optimal für das Kind ist es, wenn "die Zeit" noch einmal zurückgedreht wird, und der Vorgang in der "richtigen", d.h. gewollten Form wiederholt. Mit Erpressung der Eltern hat das nichts! zu tun. Es handelt sich nur um eine Problematik der Willensbildung, die auf diese Weise -sagen wir- nachsichtig und "weise" gelöst wird. Denn mit der Achtung vor der Entwicklungsproblematik des Kindes wächst dessen Chance, die Konflikthaftigkeit zu überwinden und den Willen besser beherrschbar zu machen. Das ist zentrales Thema der emotionalen Integration!, wie ich sie in meinem Langtext, link oben links zu beschreiben versuche. Jüngst hat man an der Universität Würzburg so etwas wie ein Willenszentrum im Gehirn des Menschen entdeckt. Es befindet sich sehr zentral gelegen an der Nahtstelle zwischen dem "Gefühlszentrum" und dem Planungszentrum für die eigenen Handlungen. Viele Grüße PS: s.a. gezieltes Stichwort "erster Wille"

von Dr. med. Rüdiger Posth am 25.10.2006