Frage: Ratlosigkeit

Hallo, Ich weiß nicht, was ich mit meiner 11,5 Monate alten Tochter noch tun soll. Zur Vorgeschichte: Sie ist seit dem 4. Lebensmonat Brillenträgerin. Daher habe ich ihr immer ziemlich viel Aufmerksamkeit geschenkt, weil ich darauf achte, dass sie die Brille wenn möglich auf der Nase trägt! Sie war eigentlich schon immer recht quengelig. Aber bis so 8-9 Monate ging sie problemlos zu meinen Eltern oder Freunden auf den Arm. Danach fing es an, dass sie das nicht mehr wollte. Klar- Fremdeln bzw. Verlustangst. Aber jetzt kommt seit ca. 4 Wochen hinzu, dass sie ständig schreit, wenn ich sie nicht auf den Arm nehme oder mich (z. B. beim Kochen) nicht intensiv mit ihr beschäftige, was dann ja auch schlecht möglich ist. Sie schreit dann auch richtig, aus "Trotz". Weil es kommen dann auch oft gar keine Tränen und sobald ich sie auf den Arm nehme, ist sie von einer Sekunde auf die nächste ruhig. Was kann man hier für mehr Ausgeglichenheit tun bzw. ist das normal? VG Michaela

Mitglied inaktiv - 23.01.2006, 07:07



Antwort auf: Ratlosigkeit

Liebe Michaela, vordergründig könnte man jetzt meinen, Ihre Tochter sei durch die viele Zuwendung, die Sie Ihr gewährt haben (wegen der Brille usw. ) nun sehr verwöhnt und verlange jetzt, daß das auch immer so bleibt. Folglich müßten Sie ihr jetzt Widerstand bieten. Aber das ist zu kurz gedacht. Die relativ späte Fremdelphase (anlagemäßig bedingt oder wegen Ihrer vielen Nähe früher nicht nötig gewesen) geht jetzt entwicklungsmäßig beinahe nahtlos über in die Phase der Anhänglichkeit. Diese ist gekoppelt an die motorischen und kognitiven Fähigkeiten des Kindes, auf eigenes Erkunden auf die Welt und ihre Geschehnisse zuzugehen. Aber das macht die kleinen Wesen auch unsicher und ängstlich und läßt sie, wenigstens in der Anfangsphase, noch wieder stark auf die Mutter zurück bezogen zu sein (Mutter als sichere Basis s. mein Langtext, Teil 2 Fremdeln und Anhänglichkeit, link oben links). Jetzt muß die Mutter viele Ideen entwickeln, wie sie am besten mit dem Phänomen umgeht und wie trotzdem noch zu ihrer Arbeit kommt. In meinem Langtext und unter dem Stichwort "Anhänglichkeit" bekommen Sie dazu viele Anregungen. Die Phase ist nur vorübergehender Natur! Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 23.01.2006