Frage: Morgen Termin beim Psychiater

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, mit meiner 4jährigen Tochter haben wir morgen einen Termin beim Kinderpsychiater, weil sie die U8 komplett verweigert und dort nur gebrüllt hat. Jetzt befürchtet er eine Störung des Sozialverhaltens, zumal sie auch in manchen anderen Situationen etwas mehr als schüchtern ist, auch wenn die Erzieherinnen im Kiga meinen, sie würde dort immer mehr reden und wir sollen keinen Druck machen. Mein momentanes Problem: Was soll ich ihr mit ihrer Arztphobie denn erzählen, wo wir hinfahren? Ich weiß ja nicht, was die da macht, ob sie z.B. irgendwelche Gegenstände auf Bildern benennen muss. Wie soll ich sie vorbereiten? Und meine 2. Frage: Ist es nicht schädlich, wenn wir ihre Probleme dann vor ihr besprechen? Z.B. dass sie nicht hallo und tschüss sagen kann im Kiga, wenn wir das auch noch dauernd erwähnen, verfestigt es sich doch irgendwann bei ihr im Kopf, oder nicht? Falls Sie heute nicht mehr antworten, können Sie die Frage ignorieren, der Termin ist morgen. Gruß

Mitglied inaktiv - 06.02.2012, 07:06



Antwort auf: Morgen Termin beim Psychiater

Hallo, doch, ich kann Ihnen heute antworten, weil Sie früh genug gefragt haben. Es ist zwar richtig, dass man von 4-jährigen Kindern bei der Vorsorge U8 ein ausreichendes Anpassungsverhalten erwarten, dass es einem Arzt ermöglicht, die Untersuchung durchzuführen. Aber gleich nach dem Kinder- und Jugendpsychiater rufen, wenn es anders kommt und die Vorsorge misslingt, halte ich für etwas übertrieben. Der oder die Ki- und Jug.psychiater(in) kann auch erst einmal nicht viel machen, als festzustellen, dass keine schwere psychosoziale Fehlentwicklung vorliegt. Das jedoch klärt er/sie mit den Eltern, und das Kind wird nur beobachtet und eingeschätzt. Ob Tests angewendet werden, hängt u.a. von den Beoachtungergebnissen ab. Arztphobie würde ich das Verhalten Ihrer Tochter nicht nennen. Aber Angst vor der Situation beim Arzt mit Selbstdarstellung ist es schon. Zu klären wäre, welche Situationen es sind, die Ihre Tochter so in die emotionale Sackgasse drängen, dass sie sich komplett verweigert. Zu klären wäre auch, was im Familiengeschehen und erzieherisch hinter diesem Verhalten steckt. Darum kann sich eigentlich auch der KiA/KiÄ kümmern. die Psychiatrie sollte bei solchen einfachen Verhaltensauffälligkeiten lieber außen vor lassen. Viele Grüße PS: es gibt ein Stichwort im gezielten Suchlauf. Das heißt "Angst vor dem Kinderarzt".

von Dr. med. Rüdiger Posth am 06.02.2012