Ich war von Beginn der Schwangerschaft an mit meinem Sohn, jetzt 26 Monate allein. Der Vater kam im ersten Jahr häufiger zu Besuch, dann wurden die Abstände immer größer, seit zwei Monaten besteht kein Kontakt mehr. Mein Sohn erinnert sich aber noch an ihn, fragt aber inzwischen seltener nach ihm. Seit mein Sohn 10 Monate alt ist, kommt meine Mutter einmal die Woche, um ihn zu betreuen, da ich mich beruflich neu orientieren muss, um für uns beide auch in Zukunft gut sorgen zu können. Eine Fremdbetreuung konnte ich zum Glück auf das Unvermeidliche reduzieren (2 x die Woche für je 2 Stunden).
Ich wüsste gern, ob die Präsenz meiner Mutter ausreichend war und ist, damit mein Sohn sich von mir loslöst. Was muss ich beachten? Und können Sie mir einen Rat geben, wie ich die Abwesenheit des Vaters gegenüber meinem Sohn altersgerecht erkläre? Ich möchte nicht, dass er Schaden nimmt.
Mitglied inaktiv - 15.03.2010, 00:46
Antwort auf:
Loslösung
Hallo, prinzipiell kann jede andere Person, die sich zuverlässig und einfählsam mit dem Kind beschäftigt, Ersatzloslösungsvorbild werden. Natürlich sind Abstriche vom Idealfall zu machen, wenn der Vater nicht verfügbar ist. Aber der notwendige Schritt zur Selbstständigkeit gelingt auch mit gut eingestellten Ersatzvorbildern. Die Großmütter stehen in der Rangliste, was das angeht wahrscheinlich weltweit obenan. Großväter leisten das auch, sind aber häufig nicht genug interessiert an der Rolle. Aber sogar eine gute Tagesmutter kann Ersatzloslösungsvorbild werden oder eine Erzieherin. Nur müssen sich alle diese Personen ihrer Verantwortung bewusst sein und dürfen ihre Rolle nicht einfach aufgeben.
Die Frage, wie Mütter (selten Väter) ihren Kindern erklären sollen, warum sie alleine erziehen, wird sehr kontrovers diskutiert. Ich selbst bin der Auffassung, dass alle negative Kritik (so berechtigt sie im Einzelfall sein mag) in diesen Erklärungen nichts zu suchen hat. Das Kind hängt auch an dem nicht vorhandene Elternteil, als wäre es da. Das heißt das Kind hofft immer, dass der verschwunden Vater oder die Mutter wieder auftaucht. man nimmt dem Kind die Hoffnung auf eine vollständige Familie, wenn man den fortgegangenen Elternteil diskreditiert. Es sei denn, es hätte sich ein zuverlässiger Ersatz eingestellt. Dann kann man etwas offensiver sein. Was die Erklärung selbst anbelangt, ist die zuerst einmal die Fantasie gefragt. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 15.03.2010