Frage: Kritikaufnahme?

Hallo Herr Dr. Posth, unsere Tochter Miriam, 2 3/4 Jahre, hört so gut wie garnicht und verträgt keinerlei Bemerkungen, die ihrem Willen entgegenstehen. So zum Beispiel: Miriam möchte durch die geöffnete Balkontür in den Garten gehen. Ich sage dann zu Ihr, Sie möge bitte stehen bleiben, um vorher Schuhe anzuziegen. Miriam läuft weiter ..... Ich gehe hinter ihr her, halte Sie fest und erkläre ihr gleichzeitig ruhig, daß sie bei nassem Wetter zuerst die Schuhe anziehen muß. Dann immer die gleiche Reaktion bei dieser und ähnl. Situationen: Miriam weint, sagt: "Du bist böse. Geh weg. Du sollst mich nicht anschauen." Ich sage dann: "Ich habe Dir gerade erklärt, weshalb Du Schuhe anziehen mußt. Verstehst Du das?". Wieder "Nein, geh weg.". Diese Reaktionen treffen meine Frau in den entsprechenden Situationen gleichermaßen. Nur die Oma, die ihr einen Tag in der Woche alles zuläßt und als "Sklave" hinter Miriam herläuft, hat so eine Reaktion noch nie getroffen. Den Opa dagegen auch schon oft. Wenn ich ihr sage: "Du darfst nicht zu Deinen Eltern sagen, Sie sollen weggehen und Sie seien böse. Dann darfst Du heute Abend nicht Biene Maja sehen." Dann sagt Sie: "Ich mache das auch nicht wieder." Sie durchschaut das und gibt nur nach, um das Fernsehen zu bekommen. Oft wenn man ihr zwischendurch einen Kuß gibt, wischt sie sich diesen mit der Hand ab und sagt: "Das sollst Du nicht tun." Wir haben einen 7 Wochen alten Sohn. Aber Miriams Verhalten hat sich nicht erst seitdem so entwickelt.Zu ihrem Brüderchen ist sie ganz liebe, umarmt und küßt den Kleinen ganz oft. Wir achten auch darauf, Miriam viel Aufmerksamkeit zu schenken. Wir wissen nicht so recht mit diesen Situationen umzugehen, weil Miriam garnicht hört und für Erklärungen nicht offen ist. Was meinen Sie dazu?

Mitglied inaktiv - 13.04.2004, 09:23



Antwort auf: Kritikaufnahme?

Lieber ReinhardW, die Selbständigkeitsbetrebungen in diesem Alter (fast 3 Jahre) sind sehr stark, hingegen ist die Vernunft noch schwach, um nicht zu sagen beinahe gar nicht ausgeprägt. Das erklärt den "Eigensinn" der Kinder. Es geht immer um das Prinzip der Selbstbestimmung. Ist man aus Sorge oder anderen Gründen nun zu restriktiv, also "verbietet" man ständig etwas, läuft das Kind dagegen Sturm, denn es braucht seine Selbstbestimmung, sonst schwindet das neu gewonnene Selbstbewußtsein. Dabei sinkt natürlich auch die Sympathie für die Eltern etwas, und eine Oma, die der Enkelin die Wünsche von den Lippen abliest, ist natürlich gut für das Selbstbewußtsein. Kinder sind ziemlich eigennützig. Das ist ein Naturprinzip. Kinder rivalisieren auch stark, v.a. mit den Geschwistern, was die Reaktion Ihrer Tochter erklärt, wennn Ihre Frau gerade das Brüderchen stillt. sind Sie dann abends zu Hause und wenden sich Ihrer Tochter zu, ist die Welt für sie wieder in Ordnung. Man muß sich fragen, ob man nicht hier und da zu "streng" mit dem Kind umgeht. Manchmal wollen und müssen Kinder auch eigene Erfahrungen machen, z.B. nasse Füße im Regen bekommen. Das Immunsystem verschmerzt das und die Laune des Kindes steigt! Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 15.04.2004



Antwort auf: Kritikaufnahme?

Meine Frau erzählte mir, daß zumindest dann, wenn sie wochentags mit den Kindern alleine ist, Miriam doch eifersüchtig ist. Miriam möchte gerade ein Buchen vorgelesen haben, wenn meine Frau den Kleinen stillt. Es geht dann nicht, deshalb fängt sie an zu heulen. Und das oft am Tag. Wenn ich abends oder am Wochende auch zu Hause bin und jedes Elternteil sich um ein Kind kümmern kann, tritt das nicht auf.

Mitglied inaktiv - 14.04.2004, 11:49