Ist durch das Dauerstillen die Loslösung zu mir erschwert?

Dr. med. Rüdiger Posth Frage an Dr. med. Rüdiger Posth Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

Frage: Ist durch das Dauerstillen die Loslösung zu mir erschwert?

Guten Morgen! Vielen Dank für Ihre Antwort von letzter Woche. Ich hab nun noch eine Frage zum Thema "Stillen" und "Loslösung". Da meine 13 Mon alte Tochter ja noch gar essen mag, also eigentlich nur gestillt werden möchte und sie nur ein wenig unter spielen ißt, interessiert mich, ob ihr somit die Loslösung zu mir erschwert ist. Hab ganz viele Beiträge in ihrem Forum zu diesen Themen gelesen und kann alles gut nachvollziehen. Sie hat eine extrem enge Bindung zu mir, kann das der Grund sein, warum sie nur gestillt werden will? Wielange kann das noch anhalten, also bis wann entwickelt ein Kind einen normalen Appetit?   Viele Grüsse und vielen Dank im voraus für Ihre Antwort, Susanne

von Sommerwiese2 am 17.10.2011, 09:02



Antwort auf: Ist durch das Dauerstillen die Loslösung zu mir erschwert?

Stichwort: Langzeitstillen Liebe Susanne, empirische Forschungen der Nahrungsaufnahme bei Säuglingen hat ergeben, dass es ein naturgewolltes Optimum des Zufütterns gibt, das zwischen dem 5. und 8. Lebensmonat liegt. Das heißt nicht, dass man nicht 1 Jahr durchgehend und ausschließlich stillen darf, es heißt nur, dass der Beginn des Zufütterns früher oder danach sich schwieriger gestaltet. Ihre Tochter liegt also außerhalb dieses Zeitfensters und wird jetzt etwas mehr Schwierigkeiten machen. Essen und Spielen gehören aber zusammen, wie Sie sicher längst gelesen haben. Das Thema Langzeitstillen und Loslösung ist bislang keines, das offiziell, d.h. in Stillvereinigungen etc., diskutiert wird, obwohl jeder weiß, dass es eins geben muss. Da aber der Mann bzw. Vater in der Bindungsforschung bisher noch wenig Berücksichtigung gefunden hat (das Forscherehepaar Grossmann in Regensburg macht da eine Ausnahme), findet auch das Loslösungphänomen noch keine ausreichende Beachtung. Meine Beobachtungen hier sprechen dafür, dass ein langzeitgestilltes Kind, d.h. über das erste Lebensjahr hinaus, fast immer ziemlich stark an der Mutter hängt und auf sie zur Selbstberuhigung angewiesen bleibt. Eine solche Mutter muss also viel mehr unternehmen, um ihr Kind zu seinem Selbst "freizugeben", und es gibt immer wieder regressive Rückfälle in Spannungssituationen. Der Vater muss hingegen sehr viel stärker im guten Sinn und präsenter im Beziehungsgefüge sein, um sein Kind in die Autonomie als Loslösungsvorbild zu begleiten. Das sind die Fakten. Jetzt kommt es darauf an, wie geschickt beide Eltern mit den Tatsachen umgehen. Also kann man nicht sagen, dass Langzeit stillen grundsätzlich der Loslösung im Wege steht, aber es macht die Entwicklung in die Autonomie etwas komplizierter. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 19.10.2011



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