Frage: Gesellschaftsspiele

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, wie wichtig sind Gesellschaftsspiele? Mein Sohn (5 1/2 Jahre alt) findet wenig bis keinen Gefallen an Spielen wie "Mensch ärger Dich nicht" etc.. Da er nicht taktiert (versteht den Sinn nicht, z. Bsp. mehrere Spielsteine einzusetzen), verliert er sehr schnell die Lust, da der "clevere" größere Bruder ihn sofort überholt. Dass er verliert ist ihm ziemlich egal - er findet es eben nur langweilig. Ist es in dem Alter überhaupt wichtig, vorausschauend zu denken bzw. den größtmöglichen Nutzen aus seinem Handeln zu ziehen? vielen Dank & viele Grüße!

Mitglied inaktiv - 24.11.2008, 13:03



Antwort auf: Gesellschaftsspiele

Stichwort: Spiel Hallo, eine interessante und hoch komplizierte Frage. Denn neben der Frage danach, wieviel logisches Denken und damit wieviel kognitive Fähigkeiten ein gut 5-jähriges Kind schon besitzen muss, steht, wie sie richtig andeuten, die Überlegung, muss ein Kind eigentlich vorteilsnehmend für sich denken. Oder kann es nicht ganz einfach uninteressiert an seinem persönlichen Vorteil sein? Schauen wir auf die Wirklichkeit und das übliche Verhalten der Kinder, dann müssen wir zu dem Schluss gelangen, eigentlich alle Kinder sind von einem Vorteilsdenken für sich selbst erfasst. Ich gebe aber zu, dass der Grad dieses Strebens unterschiedlich stark ausgepräft ist. Das generelle Vorteilsdenken hat etwas mit der Erfahrung zu tun, dass positive Selbstattribute Lust bereiten und Stolz hervorrufen. Ein Spiel gewinnen erzeugt solche positiven Attribute. Dass das gute Ergebnis für sich selbst nur mit Geschick und mit Taktik zu erreichen ist, ist allerdings ein Naturgesetz, welches zu verstehen alle Kinden hochgradig motiviert. Damit wäre auch die Frage nach dem Lustfaktor beantwortet. Es ist die Schlussfolgerung erlaubt, dass insgesamt gut attributierte Kinder nicht so stark auf das Gewinnen fixiert sind wie schlecht attributierte, was sich ganz klar mit der Erfahrung deckt. Aber es gibt natürlich auch Einschränkungen in der kognitiven Fähigkeit, die notwendigen Strategein zu begreifen, die zu dem Erfolg führen. Dann reagiert ein Kind mit zunehmendem Desinteresse, um sich die negative Attributierung zu ersparen. Möglicherweise ist das bei Ihrem jüngeren(?) Sohn tatsächlich so. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 28.11.2008