Lieber Herr Dr. Posth,
Unsere Tochter (4J) hat leider 2x eine erzw. Ablösung hinter sich. Mit 8 Mon. bis ca. 2J in Fremdbetreuung. Dann 1 Jahr zu Hause (kl. Bruder bekommen). Dann mit 3 J in Kiga. Ich kannte das Konzept der sanften Ablösung leider noch nicht. Freut sich nach Ferien (5Wo) jetzt wieder auf den Kiga, ging aber letztes Jahr nicht gerne (ich arbeite vormittags) und hat morgens manchmal geweint. Ansonsten gute Entwicklung (beide Kinder bei uns im Familienbett), muss sonst nirgends alleine bleiben, wenn sie nicht will. Wollte alleine zur Oma auf Urlaub (4 Tage), keine Probleme. Will aber tw. nicht alleine zu Freundin (begleite sie dann), manchmal kann ich dann gehen. Vater gutes Loslösungsvorbild, macht alles auch alleine mit beiden Kindern. Es kommen aber Aussagen wie: Ich will immer nur dort sein, wo du bist. Ansonsten aufgeweckt u. selbstbew.
Mehr können wir gegen die Trennungsangst wohl nicht tun, oder? Und wie zeigt sich eine erfolgreiche Loslösung?
Danke und lg, Sigrid
Mitglied inaktiv - 17.08.2009, 09:23
Antwort auf:
erfolgreiche Loslösung?
Stichwort: Selbstbewußtsein
Liebe Sigird, die erfolgreiche Loslösung zeigt sich in einem "ausgewogenen Selbst". Das ist aber mit 4 Jahren noch sehr schwer zu beurteilen. Denn die Selbststrukturen eines Menschen sind um diese zeit erst im Wachsen begriffen. Immerhin lassen sich einige Feststellungen treffen, wie weitgehende Angstfreiheit in neuen Situationen und bei gewissen Anforderungen (z.B. Schlafen im eigenen Zimmer, Verzicht auf Übergangsobjekt usw.), selbstbewusstes Auftreten fremden erwachsenen Personen gegenüber, erfolgreiches Agieren in der altersgleichen Gruppe, Spielideen und kooperatives Rollenspiel, erkennbare Empathie bei Leidenszuständen anderer Kinder und evtl. auch Erwachsener, Verständigkeit in Konfliktsituationen, d.h. verbale Auseinandersetzung über affektive Ausbrüche, emotionale Beständigkeit und Zuverlässigkeit sowie auch zunehmendem Gehorsam. Das Kind mit ausgewogenem Selbst zeigt Stolz auf seine Fähigkeiten ohne ständig damit zu prahlen und kann Scham bei Fehler und Versagen schon ganz gut ertragen.
Vielleicht treffen diese Eigenschaften ja schon auf Ihre Tochter zu, und es ist trotz anfänglicher Schwierigkeiten alles noch einmal gut gegangen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 19.08.2009