Frage: 3,5 jähriger zu vorsichtig?

Lieber Dr. Posth, mein Sohn wird Ende September 4 Jahre alt. Er geht seit einem 3/4 Jahr in den Kindergarten, vorher habe ich mit ihm 2-3 x wöchtenlich Spielgruppen besucht. Seit seinem 11. Lebensmonat gehen wir zum Baby- bzw. Kinderturnen. Tim ist sehr aufgeschlossen und fröhlich und war sprachlich schon immer sehr weit, dafür motorisch eher etwas später dran. Er hat sich mit 10 Monaten zum ersten Mal vom Rücken auf den Bauch gedreht, konnte dann allerdings innerhalb von 4 Wochen sitzen und sich hochziehen, mit 14 Monaten ist er allein gelaufen. Was mich nun beschäftigt: Tim geht und klettert überall hoch, traut sich allerdings dann nicht mehr herunter. Er würde nie allein eine Leiter heruntergehen. Er weigert sich absolut, einen kleinen Sprung nach unten zu machen, sei es von einer Treppenstufe oder beim Turnen vom Kasten auf eine dicke Matte o.ä. Er möchte immer, daß ich ihm die Hand reiche, was ich bisher auch immer getan habe, um ihm den Spaß nicht zu nehmen. Er geht Treppen normal hoch, aber noch im "Babyschritt" hinunter. Ich wüßte nicht, daß er schon mal irgendwo hinuntergefallen wäre und kann mir sein Verhalten absolut nicht erklären. Eine Bekannte meinte nun, daß das psychologische Ursachen haben könnte, daß Tim im übertragenen Sinne noch Bodenhaftung bzw. eine enge Bindung an mich benötigen würde. Können Sie dem zustimmen oder haben Sie eventuell eine andere Erklärung? Herzlichen Dank für Ihre Antwort. Viele Grüße Bea

Mitglied inaktiv - 18.05.2004, 07:54



Antwort auf: 3,5 jähriger zu vorsichtig?

Liebe Bea, das klingt immer so schön einfach: Bodenhaftung, anhaltendes Bedürfnis nach enger Bindung ...Ich bin zu der Überzeugung gelangt, daß der statomotorische Bereich in der Entwicklung eher wenig mit der Psyche oder gar der geistigen Entwicklung zu tun hat. Ich habe zuviele körperbehinderte Kinder erlebt, die geistig völlig auf der Höhe waren. Die geschilderte Unsicherheit muß aus dem statomotorischen Bereich, sprich in diesem Fall der Balance kommen. Und da muß auch angesetzt werden, therapeutisch zu agieren. Die vestibulären Funktionen eines Menschen schaffen die Sicherheit des Stehens und des Gehens. Um diese zu verfestigen wäre viel Balancieren angesagt, z.B. auf kleinen Mäuerchen, später auf breiten Baumstämmen oder über Hängebrücken (Spielplatz). Hochklettern an Seilpyramiden ist auch gut. Schaukeln generell. Mit der Zeit wird sich das Unsicherheitsverhalten deutlich verbessern. Andernfalls wäre auch eine Untersuchung bei einem Kinderneurologen angesagt. Veile Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 19.05.2004



Antwort auf: 3,5 jähriger zu vorsichtig?

Das kann auch möglicherweise eine ganz einfache Ursache haben: schlechtes Sehen! Sind die Augen überprüft worden?

Mitglied inaktiv - 19.05.2004, 22:11