Macke oder doch was anderes?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Macke oder doch was anderes?

Hallo Dr. Nohr! Ich bräuchte mal eine weitere Einschätzung zum Verhalten meines Sohnes. Er ist jetzt 3 1/2 Jahre alt. Schon immer war er sehr empfindlich mit seinem Genitalbereich. Reinigen, Waschen etc. war ihm schon immer unangenehm, aber er hat es dann doch machen lassen. Er selber fasst seinen Penis gar nicht an, oder nur "mit Fingerspitzen" falls er zum Reinigen angehoben werden muss. Vom Kinderarzt bekomme ich seit Jahren die Aussage, dass alles ok ist. Jetzt war ich beim Urologen, der feststellte, dass er eine Entzündung auf der Eichel hatte und die Vorhaut etwas eng ist, aber man noch abwarten kann mit einer OP. Eigentlich sollte jetzt die Vorhaut regelmäßig zurückgeschoben werden für die ordentliche Reinigung. Dem verweigert er sich völlig und reagiert total panisch seit dem Arztbesuch. Er selber will das auch nicht. Ich bin jetzt ratlos, wie wir weitermachen sollen. Ignorieren und warten, dass es sich von selber ändert und er ein anderes Verhältnis zu seinem Penis bekommt? Ist das nur eine Macke oder doch eine Störung im Verhältnis zu seinem Körper? Ich will nur nichts verpassen um ihm nicht den Weg zu einer normalen Sexualität im späteren Leben zu verbauen. Ich weiß auch nicht, ob das Verhalten überhaupt schon auffällig ist, oder manche Jungs einfach so sind. Eventuell können Sie mir ja einen Rat geben. Vielen Dank!

von Ally79 am 20.09.2018, 19:55



Antwort auf: Macke oder doch was anderes?

Hallo, der Genitalbereich ist in keinem Alter ein Bereich wie jeder andere. Er reagiert besonders, macht besondere Empfindungen, ist oft schambesetzt, seine lustvolle Wahrnehmung kann Schuldgefühle machen usw.. Die Reaktion Ihres Sohnes sollte man deshalb keinesfalls als Macke ansehen oder gar ironisch damit umgehen. In der jetzigen Situation, in der versucht wird, durch regelmäßige Dehnung eine OP überflüssig zu machen, ist auch der Vater gefragt. Allerdings nur, wenn es da ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis gibt, die Scham ernst genommen wird. Besser ist auch immer ein Anleiten zum Selbsttun. Das ist weniger übergriffig und längerfristig hilfreicher.Und sonst ist der familiäre Umgang mit Genitalität und Sexualität wichtig für Ihren Sohn und seine zukünftige Sexualität und sein Verhältnis zu seinem Körper. Ein weites Feld. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 21.09.2018