Kleinkind Rückschritte und Ängste wegen 2. SS?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Kleinkind Rückschritte und Ängste wegen 2. SS?

Meine Tochter ist 26 Mon. alt,ich in der 37. SSW.Daher kann ich sie nicht mehr so oft heben/tragen.Ich versuche, sie in die SS einzubinden,habe das Buch "Wir sind jetzt 4" gekauft,lasse sie an den Bauch fassen,erzähle vom kommenden Bruder.Kontakt zu anderen Babys und Kindern hat sie viel.Sie läuft erst seit Ende des 16. Monats,aber seither gern.Sprachlich ist sie weit,spricht in 5- Wort- Sätzen.Bisher war es kein Problem,wenn ihr Vater sie zu Bett gebracht oder auf die Toilette gesetzt hat,sie hängt sehr an ihm.Ein-und-Durchschlafen geht seit einem halben Jahr, bis dahin hatte sie immer wieder Phasen,in denen sie nicht durchschlief,zuletzt vor 6 Monaten.Da wollte sie ein Viertel Jahr lang nachts zu mir,schlief aber nicht, sondern "randalierte" stundenlang.Da es mir am Anfang der SS nicht gut ging,habe ich auf Rat der Hebamme eines nachts konsequent nein gesagt,sie hat es fast problemlos beim ersten Mal akzeptiert und ist in ihrem Bett geblieben,wo sie seither durchschlief.Seit einiger Zeit jedoch macht sie motorisch und sprachlich Rückschritte,den ganzen Tag sagt sie "Mama traaa" (womit sie tragen meint,was sie eigentlich sagen kann),will nicht vom Vater sondern von mir versorgt werden,schläft schlecht ein und durch,weint auch viel und "trotzt" massiv.Sind dies Ängste? Was kann ich tun, um ihr zu helfen oder muss sie da durch?Es wird ja mit Bruder nicht besser. Vielen Dank und VG

von FrohNie am 08.08.2019, 06:18



Antwort auf: Kleinkind Rückschritte und Ängste wegen 2. SS?

Hallo, Ihre Tochter macht auf kreative Weise klar, dass auch sie noch eine Kleine ist, die versorgt werden muß. Es ist häufig, dass ältere Geschwister bei SS und Geburt scheinbare Rückschritte machen, um auf ihre "Bedürftigkeit" hinzuweisen. Eltern reagieren oft so, dass sie auf schon vorhandene Fähigkeiten hinweisen ("du bist ja schon groß, du kannst mir toll helfen, gut, dass ich so eine Große habe" usw.). Das ist auch sinnvoll, aber der bedürftige und ängstliche Teil (bleibe ich wichtig?) sollte nicht übersehen werden, sollte seinen Platz bekommen. Die scheinbaren Rückschritte müssen Ihnen also keine Sorgen machen, Sie sollten sie als situationsgebunden verstehen, annehmen und angemessen damit umgehen. Das kann in Form von besonderen Einheiten miteinander passieren aber auch darin, dass die mögliche Sorge angesprochen und angenommen wird. Das wird die Sorge nicht einfach wegmachen, aber bewusst machen und so mildern. Alles Gute für die nächsten Wochen. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 08.08.2019