Sehr geehrter Herr Dr. Bluni,
ich komme aus Österreich, habe 2 Kinder (31 und 21Monate alt), beide per KS entbunden. Nun bin ich wieder in der 12Woche schwanger. Ich habe tierische Angst, nochmals einen KS ertragen zu müssen und habe mich deswegen glich auf die Suche nach einem Krankenhaus gemacht, dass auch nach 2KS einer Frau noch die Möglichkeit gibt, spontan zu entbinden. Die Suche war nicht einfach, doch ich bin fündig geworden. Mir wurde gesagt, dass ich in der 30SSW zur Voruntersuchung und zu einem Gespräch kommen sollte, man würde dann die OP-Berichte von dem Krankenhaus wo ich die letzten beide male entbunden habe anfordern, um zu sehen, ob das Becken breit genug ist. Anscheinend wird bei jedem KS das Becken vermessen, stimmt das????
Eine Frage die mich aber auch sehr beschäftigt, ist das Risiko einer Ruptur. Die Hebamme meinte, eine Ruptur könne auch bei Frauen entstehen, die zuvor noch nie einen KS hatten. Ist das wahr?Währe es nicht vielleicht sinnvoll oder anders gefragt, wäre es machbar 2 oder 3Wochen vor dem ET die Geburt einzuleiten? Das Kind wäre ja dann nicht so groß, würde dadurch die Gefahr einer Ruptur sinken? Sollte während der Geburt etwas schief gehn und es müsste ein Notkaiserschnitt gemacht werden, wie hoch ist das Risiko dass mein Kind oder ich daran sterben? Ich habe so panische Angst vor einem erneuten KS, dass ich umbedingt eine spontane Geburt haben möchte, aber ich will auch mein Kind nicht in Gefahr bringen.
Tut mir leid, ist wohl etwas länger geworden, als ich dachte.
Vielen Dank schon mal für die Antwort.
LG Nina
Mitglied inaktiv - 09.02.2008, 19:24
Antwort auf:
spontan geburt nach 2kaiserschnitten
Liebe Nina,
1. zu beantworten sind bei der Frage, ob bei einer Folgeschwangerschaft erneut ein Kaiserschnitt erfolgt, die folgenden Fragen:
1.warum wurde der Kaiserschnitt gemacht? Wie war der Geburts-und Wehenverlauf?
2. Gibt es bei der folgenden Schwangerschaft besondere, geburtshilfliche Risiken bei der Frau und während der Schwangerschaft?
3. Wie schwer ist das folgende Kind ungefähr bei Geburt? Dieses sollte um die 36. SSW durch Untersuchung und US abgeschätzt werden.
4. Wie sind die Bedürfnisse der Eltern hinsichtlich des Entbindungsmodus?
5. Was empfehlen Frauenarzt/ärztin und die Entbindungsklinik den Eltern?
Generell ist es wohl sicher den meisten Fällen möglich, eine vaginale Entbindung spontan, per Saugglocke oder Zange auch nach einem Kaiserschnitt durchzuführen, ohne, dass hier Probleme entstehen. Einen Automatismus: "einmal Kaiserschnitt immer Kaiserschnitt" gibt es nicht.
Dieses sollte aber in Absprache mit dem behandelnden Frauenarzt oder Frauenärztin und der Entbindungsklinik entschieden werden, wo die Frau sich eigentlich immer vor der Geburt vorstellen sollte und nach einem Kaiserschnitt vielleicht noch mehr, um über die Vor-und Nachteile und auch die möglichen Risiken des ein oder anderen Vorgehens zu sprechen.
2. nach zwei Kaiserschnittten ist es umso wichtiger, die Gründe zu kennen. Insgesamt sind die Chancen auf eine spontane Geburt hier aber sicher deutlich geringer.
3. die Besprechung vor der Geburt findet in aller REgel am besten um die 36.SSW statt. Deutlich vorher macht es meist keinen Sinn.
4. eine vorzeitige Einleitung bei unreifem Befund und Zustand nach zweimaligem Kaiserschnitt ist in aller Regel sinnlos, weil dieses dann kaum klappen wird.
Lassen Sie sich bitte in einem aufklärendem Gespräch beruhigen.
5. bei einer Schwangerschaft/Geburt nach einem oder mehreren Kaiserschnitten ergeben sich besondere Risikenn im wesentlichen durch die mögliche Ruptur der Gebärmutter. Dieses kann während der Gravidität (sehr selten) als auch unter der Geburt eintreten.
Man spricht von einer kompletten Ruptur, wenn es zur Zerreißung des Bauchfells über der Gebärmutter (viszerales Peritoneum) mit mit teilweisem Vorfall fetaler Anteile in die Bauchhöhle kommt. Dies bringt eine akute Gefährdung von Mutter und Kind mit sich. Geht die Naht ein wenig auseinander (Nahtdehiszenz), kann dieses ohne Symptome verlaufen.
Die Ruptur der Gebärmutter noch während der Schwangerschaft bei regelmäßiger Wehentätigkeit ist offensichtlich so selten, dass es hierzu keine Zahlen in der Literatur gibt, auch wenn die Anzahl der Kaiserschnitte deutlich zugenommen hat. Auch für Schwangere mit mehr als zwei Kaiserschnitten ist der Versuch einer Spontangeburt nicht zwangsläufig mit einem deutliche erhöhten Risiko einer Uterusruptur verbunden. Ein Auseinanderweichen der Naht findet sich 1,8-5,5% der Fälle bei Zustand nach zwei oder mehr Kaiserschnitten.
Eine Narbenruptur fand sich nach einmaligem KS in 0,69%.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 10.02.2008