Frage: Schmerzen im Steißbereich

Hallo Dr. Bluni, ich habe seit mittlerweile 3 Wochen Schmerzen ungefähr dort wo sich der Steiß befindet. Es strahlt bei Bewegung auf´s rechte Bein aus und fühlt sich an wie ein kurzer "Stromstoß". Hatte ich der 1. SS auch schon. Allerdings nicht so intensiv. Habe schon ein paar Mal mit der Rotlichtlampe draufgestrahlt, brachte kurzzeitig Besserung. Aber wenn ich über den Tag auf Arbeit bin ist es schwierig und teilweise laufe ich in Schonhaltung, was im Nachhinein neue Schmerzen bringt. Habe gute Erfahrungen mit TRAUMAPLANT mit Beinwell (im nichtschwangeren Zustand)gemacht. Leider steht in der Packungsbeilage, das es aufgrund fehlender Erkenntnisse nicht für Schwangere und Stillende geeignet ist. Können Sie mir ein anderes Medikament empfehlen oder andere Tipps geben, die helfen könnten ? Bin verzweifelt ! Danke mausepieps

Mitglied inaktiv - 19.11.2010, 18:57



Antwort auf: Schmerzen im Steißbereich

Hallo, bei anhaltenden Beschwerden Sprechen Sie bitte grundsätzlich mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt oder der Frauenklinik, auch schon deshalb, um auszuschließen, ob für Ihre persönliche Situation die Beschwerden eine andere Ursache haben als das Steißbein. Bedingt durch hormonelle Veränderungen der Schwangerschaft kann es zu einer Lockerung des Beckenringes kommen, was wiederum den Abstand zwischen der Hinterkante des Schambeines und der Oberkante des Kreuzbeines um bis zu 1 cm vergrößern kann Das Steißbein kann unter Geburt zusätzlich um ca. 2 cm nach hinten ausweichen. Bei einigen Frauen kann diese anatomische Veränderung/Verletzung länger anhaltende Beschwerden bedingen. Als Behandlungsoptionen stehen folgende Möglichkeiten zur Auswahl: - Sitzringe und ggf. auch ein Beckengurt - Elektrotherapie (TENS), Physiotherapie, Manuelle Therapie - lokale Infiltrationen und auch lokale epidurale (ähnlich der Periduralanästhesie) Infiltrationen, "Sakralanästhesie" Schmerzmittel der Wahl ist Paracetamol, das über die gesamte Schwangerschaft angewendet werden darf. Im zweiten Schwangerschaftsdrittel - danach aber nicht mehr - ist auch ASS, u. Diclofenac erlaubt. Ibuprofen u. Naproxen (nur) im 2. Schwangerschaftsdrittel sollten sicher nur mit größter Zurückhaltung verordnet werden. Im letzten Schwangerschaftsdrittel sollten Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen wegen eines möglichen vorzeitigen Verschlusses des kindlichen Kreislaufs im Herzen (Ductus botalli) nicht eingesetzt werden. Im letzten Schwangerschaftsdrittel sollte die ASS-Gabe (bei hoher Dosierung) wegen des möglichen vorzeitigen Verschlusses des Ductus botalli zurückhaltend durchgeführt werden. Darüber hinaus muss eine ASS-Therapie spätestens mit Abschluss der 37.SSW beendet werden, um Blutungskomplikationen unter der Geburt zu vermeiden (Gynäkologe: 2009, 42:219) Unter der Geburt kann der Einsatz der Periduralanästhesie gerade bei solchen Beschwerden sehr hilfreich sein. VB Quellen: Briggs GG, Freeman RK, Yaffe SJ. Drugs in pregnancy and lactation. Philadelphia: Lippincott: Williams & Wilkins 2005. Ericson A, Kallen BA. Nonsteroidal anti-inflammatory drugs in early pregnancy. Reprod Toxicol 2001;15: 371–375. Grosso NP et al: Total coccygectomy for the relief of coccygodynia: A retrospective review. J Spinal Disord 8:328-330, 1995. Guy R. Fogel, MD et al: Coccygodnia: Evaluation and Management. JAAOS 12(1):49-54, 2004. Ryder I, Alexander J., Coccydynia: a woman's tail. Midwifery. 2000 Jun;16(2):155-60. Scharf, R.E. and Beck, L., Anwendungsbeschränkung von Aspirin während der Schwangerschaft, Gynäkologe: 2009, 42:219

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 19.11.2010