Mitglied inaktiv
Sehr geehrter Herr Dr. Bluni, ich bin aktuell in der 7. ssw. Mein Mann und ich hatten bereits vor meiner Schwangerschaft eine Urlaubswoche in den Bergen gebucht, die nun nächste Woche ansteht. Ich wäre dann in der 8. ssw. Unsere Hütte liegt auf 1950m. Skifahren würde ich nicht, so dass ich auf der Höhe von 1950m bleiben würde. Ist dies zu hoch? Ich habe gelesen, dass ggfs. die Sauerstoffversorgung des Babys gefährdet sein könnte, zumal ich nicht an die Höhe gewöhnt bin. Mein Wohnort liegt auf 50m. Vielen Dank für Ihre Hilfe. Viele Grüße Anna
Liebe Anna, wie für die meisten Sportarten gilt auch für das Bergwandern: fordern Sie Ihrem Körper und Kreislauf nicht zu viel ab, meiden Sie Extremsituationen. Achten Sie besonders auf Ihren Kreislauf. Die Herzfrequenz sollte nicht dauerhaft über 140 Schlägen pro Minute liegen. Sofern eine schwangere Frau schon vor der Schwangerschaft Leistungssport betrieben hat, können diese Geübten, wie auch Bergaktive solche Pulsspitzen nach Ansicht der Experten gut verkraften. Die körperliche Belastung am Berg sollte, wenn möglich immer im so genannten aeroben Bereich bleiben. Hier gilt die Faustregel: Lässt sich weiter sprechen, ohne aus der Puste zu kommen? Wenn die Schwangere nicht akklimatisiert ist, sollte Sie Höhen von über 2.500 Metern über dem Meeresspiegel meiden. Ebenso gemieden werden sollten Aufstiege mit Höhenunterschieden und rasche Aufstiege mit über 3.000 Metern über dem Meeresspiegel. Hauptargument ist einfach die hier deutlich größere Kreislaufbelastung, bei der sich die Sauerstoffversorgung des Kindes bereits ohne größere körperliche Aktivität verringert. Der Medizinausschuss der Union Internationale des Associations d’Alpinisme (UIAA) rät in seiner Empfehlung dazu, sich vor Betätigungen auf einer Höhe über 2500 Metern über dem Meeresspiegel drei bis vier Tage zu akklimatisieren. Sofern stärkere körperliche Aktivität geplant ist, werden sogar bis zu bis zu zwei Wochen Akklimatisierung empfohlen. Für welche Schwangere ist der Berg tabu? - zu hohem Blutdruck oder Herz-Kreislauf- oder Lungen-Erkrankungen - diagnostizierter Präeklampsie („Gestose“), - Plazentaunterfunktion, - Wachstumsverzögerungen des Kindes - erhöhtem Fehlgeburtsrisiko, - Vorgeschichte mit wiederholten Frühgeburten oder aktuellen Frühgeburtsbestrebungen - Blutarmut - bei anderen besonderen Schwangerschaftsrisiken Beachtet werden sollte in jedem Fall, dass auch bei Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen, es am Berg immer ein höheres Sturzrisiko mit all sich daraus ergebenden Konsequenzen, wie Zerrungen, Knochenbrüchen bis hin zu dem Risiko der Fehlgeburt oder Plazentaablösung gibt. Denn auch bei noch so großer Erfahrung lassen sich Stürze nicht immer vermeiden. Darüber hinaus sollte daran gedacht werden, dass je nach Bergregion/Wintersportort die medizinische Hilfe häufig nicht oder eben erst nach längerer Zeit zur Verfügung steht und dann auch nicht unbedingt deutsche, österreichische oder schweizerische Standards vorhanden sein werden. VB Quellen: http://www.alpenverein-offenburg.de/files/upload/ad_2009_01_04.pdf (Roos, Martin, „Wissen, Risiken, Empfehlungen: Schwanger am Berg?“, Die Alpen 1-2009, 22-25, letzter Abruf: 29.12.2010) http://www.high-mountains.de/Alpinmedizin/Nr12.pdf (Jean, D.; Leal, C.; Meijer, H., Medizinische Aspekte beim Aufenthalt von Frauen in großer Höhe, EMPFEHLUNGEN DER MEDIZINISCHEN KOMMISSION DER INTERNATIONAL MOUNTAINEERING AND CLIMBING FEDERATION (UIAA) Nr. 12, Stand:2008, letzter Abruf: 29.12.2010) Jean, Dominique et al., Medical recommendations for women going to altitude, High Altitude Medicine & Biology 2005, Band 6, S. 22–31 Kelly, Amanda, Practical exercise advice during pregnancy, The Physician and Sportsmedicine 2005, Band 33 (Ausg. 6) Mieske, Kelly; Flaherty, Gerard; O’Brien, Timothy, Journeys to High Altitude—Risks and Recommendations for Travelers with Preexisting Medical Conditions, Journal of Travel Medicine 2010; Volume 17 (Issue 1): 48–62 Niermeyer S. The pregnant altitude visitor. Adv Exp Med Biol 1999; 474: 65–77.