nadin79
Sehr geehrter Herr Bluni, mein zweites Kind kam mit angeborener MMC zur Welt. Nun überlegen wir ein weiteres Kind zu bekommen. Ich habe mit meinem FA darüber gesprochen, da mir stets gesagt wurde, dass ich in Vorbereitung auf eine Schwangerschaft 5 mg Folsäure einnehmen müsse. Nun sagte mir mein FA, neuste Studien hätten gezeigt, dass 0,8 mg reichen, denn ein zuviel an Folsäure wäre auch nicht gut. Nun weiß ich gar nicht,was richtig ist und bin verunsichert, den wir wollen natürlich das Risiko soweit wie möglich minimieren. Bekäme man die 5 mg ohne Rezept in der Apotheke? Mein FA hat mir ja nun keines ausgeschrieben. Danke für ihre Antwort Nadin
Liebe Nadin, 1. es ist richtig, dass für Frauen ohne ein Hintergrundrisiko für einen Neuralrohrdefekt die Gabe von 0,4-0,8 mg Folsäure am Tag in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft und sinnvollerweise am besten schon vor der Schwangerschaft, ausreichen zur Prophylaxe. Aus diesem Grund empfehlen wir Frauen mit Kinderwunsch, die Prophylaxe mit Absetzen verhütender Maßnahmen zu starten. 2. liegt ein persönliches oder familiäres Risiko für einen Neuralrohrdefekt vor, dann werden in den Studien 4-5 mg pro Tag empfohlen, um das Risiko zu reduzieren. 3. es gibt bisher keine evidenten wissenschaftlichen Daten, die eine negative Auswirkung einer höheren Folsäuredosis in der Schwangerschaft belegen würden. Die im American Journal of Epidemiology veröffentlichte Studie, an die wohl Ihr Frauenarzt gedacht hat, wird von Deutschen Experten als sehr kritisch angesehen, wenn es um die Frage eines Zusammenhangs mit einer Asthmaerkrankung im Kindesalter geht. Sie empfehlen, zunächst die prophylaktische Gabe, wie vorgesehen fortzusetzen und weitere Untersuchungen und evtl. Empfehlungen abzuwarten. Es gibt vom Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften in Bonn dazu eine Stellungnahme. Im Internet zu finden unter der Adresse http://media.frauenaerzte-im-netz.de/mediadb/media/FiN/pdf/stellungnahme-iel.pdf (letzter Abruf: 5.6.2012) Liebe Grüße VB Quellen 1.Wilson RD, Johnson JA, Wyatt P, Allen V, Gagnon A, Langlois S, Blight C., Audibert F, Desilets V, Brock JA, Koren C, Gloh YI, Nguyen P, Kapur B (2007): Pre-conceptional vitamin/ folic acid supplementation 2007: the use of folic acid in combination with a multivitamin supplement for the prevention of neural tube defects and other congenital anomalies. J Obstet Gynaecol Can 29 (12), 1003-1026. 1. http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=42187 (Gesundheitliche Bedeutung der Folsäurezufuhr, Dtsch Arztebl 2004; 101(23): A-1670 / B-1388 / C-1338, letzter Abruf: 5.6.2012) 2.DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung), Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische, Gesellschaft für Ernährungsforschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung (eds.): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Frankfurt/Main: Umschau Braus Verlag 2000. 3.Koletzko B, von Kries R: Prevention of neural tube defects by folic acid administration in early pregnancy. Joint recommendations of the German Society of Nutrition, Gynecology and Obstetrics, Human Genetics, Pediatrics, Society of Neuropediatrics. Gynäkol Geburtshilfliche Rundschau 1995; 35: 2–5. 4. http://www.frauenarzt.de/1/2007PDF/07-08/2007-08-wenderlein.pdf (Wenderlein, J.Matthias, Folsäure-Substitution: intensiver beraten, FRAUENARZT, 48 (2007) Nr. 8, letzter Abruf: 5.6.2012) 5. Whitrow, Melissa J., Vivienne M. Moore, Alice R. Rumbold and Michael J. Davies, Effect of Supplemental Folic Acid in Pregnancy on Childhood Asthma: A Prospective Birth Cohort Study, American Journal of Epidemiology 2009 170(12):1486-1493
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