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Hallo Doktor Bluni, bei mir wurde eine Faktor-V-Genmutation festgestellt, heterozygot. Die behandelnden Ärzte sind sehr zurückhaltend mit ihren Aussagen zur Schwangerschaft, Einigkeit besteht darin, dass man peripartal "besonders vorsichtig" damit umgehen müsste. Eine Gefäßmedizinerin riet mir trotz gutem Venenzustand zur durchgehenden Heparinisierung. Meine Gynäkologin meint, es reiche aus, nur im Wochenbett zu heparinisieren. Nun habe ich ausserdem von einer signifikant erhöhten Fehlgeburtenrate bei Faktor-V-Mutation gehört. Das macht mir jetzt zusätzlich Sorge. Können Sie mir 1. sagen, ob sich das Risiko einer FG für mich auf die gesamte Schwangerschaft erstreckt, 2. ob man das Risiko durch Heparin verringern kann und 2. ob es ein standardisiertes Vorgehen / eine Lehrbuchmeinung zum Thema Heparin in der Schwangerschaft bei dieser Disposition gibt? Ich bin in der 13. SSW und habe vor sechs Jahren bereits einen gesunden, normalgewichtigen Sohn geboren. Probleme in der Schwangerschaft gab es damals nicht. Vielen Dank. MH
Liebe Mimi, diese Mutation (ein Austausch eines Eiweißes) in einem wichtigen Gerinnungsfaktor des Blutes wird auch als Faktor V-Mangel oder APC-Resistenz bezeichnet und sie kommt einer angeborenen Thromboseneigung gleich. Hierdurch kann eine körpereigener Hemmstoff der Gerinnung (das aktivierte Protein C = APC) nicht mehr ausreichend am Faktor V binden und dies führt so zu einer verstärkten Gerinnbarkeit des Blutes. Die Störung liegt auf dem Chromosom (Teil der Erbanlage) Nr. 1. Da alle Chromosomen beim Menschen in doppelter Form vorliegen, kann entweder nur ein Chromosom betroffen sein (heterozygoter Träger) oder beide Chromosomen (homozygoter Träger). In gewissen Situationen (Pille, Schwangerschaft) kann diese Störung eine besondere Bedeutung gewinnen, als nämlich hiermit ein erhöhtes Thromboserisiko verbunden ist. Unter Berücksichtigung einer solchen Gerinnungsstörung wäre dann in Anlehnung an die Empfehlungen der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH) zu erörtern, ob und ab wann man der Schwangeren, neben Kompressionsstrümpfen auch einen so genanten "Blutverdünner" (niedermolekulares Heparin) verordnet, um das Thrombose- und Embolierisiko zu minimieren. Dazu würde dann ggf. auch der Zeitraum des Wochenbettes (etwa 6 Wochen nach der Entbindung) gehören. Meines Wissens - bitte dieses aber nochmals vor Ort individuell besprechen! - bietet der alleinige, heterozygote Defekt ohne Thrombose in der Vorgeschichte ein niedriges Risiko nach der Klassifikation: Man würde aber einen Blutverdünner für die Zeit des Wochenbettes empfehlen. Heterozygote Merkmalsträger weisen ein ca. 5 -10fach erhöhtes Thromboembolierisiko auf, homozygote Merkmalsträger ein 80 - 100faches Risiko. VB
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Hallo Du, ich misch mich mal kurz ein,falls du erlaubst. Ich bin 31 und hatte bisher 2 Fehlgeburten.Im Rahmen der Ursachenforschung wurde bei mir ebenfalls eine Faktor V Mutation heterozygoter Art festgestellt.Als ich erneut schwanger wurde,wurde ich die gesamte SS über lediglich mit ASS therapiert.Als ich meine große Tochter entbunden habe,wurde diese Therapie nicht im Wochenbett fortgeführt.Mittlerweile habe ich noch eine Tochter gesund entbunden,ebnefalls während der SS mit ASS behandelt.Nun bin ich mit meinem 3.Kind schwanger und war zwischenzeitlich bei einem anderen FA in Behandlung,dieser riet mir auf Heparin umzustellen.Nehme aber bis jetzt immernoch(jetzt 28.SSW )das ASS.Durchblutungsprobleme sind bisher beim Kind oder mir noch nicht aufgetreten. Bin aber gespannt wie Dr.Bluni das Problem diskutiert.Bis dann Gruß Alex
Mitglied inaktiv
Ich bin Faktor V heterozygot, spritze seid 20.SSW Heparin und trage seid Beginn der SS Stützstrümpfe. Der Arzt hat mir empfohlen bis 6 Wochen nach der Geburt zu spritzen. Bei meiner 1. Tochter habe ich das auch so gemacht (alles gesund und fit) Ob das jetzt wirklich alles so sein muß kann und möchte ich nicht entscheiden. LG und alles Gute Susanne
Mitglied inaktiv
Meine Schwester ist zur Zeit auch schwanger und ist APC-Resistent. Sie spritzt sich seit ca. der 6. SSW Heparin auf Anraten ihrer FA und einigen Spezialisten. Ich bin auch schwanger, allerdings ungetestet, da mein FA meint, ich hätte ja schon einmal ein gesundes Kind ohne Thrombose zur Welt gebracht und deshalb müsste man mich nicht testen, wenn damals ohne Meds nichts passiert ist, dann habe ich das Gen wohl nicht. Naja, ich bin da nicht ganz seiner Meinung, wir diskutieren noch, ob ich nicht doch noch getestet werde. Auf jeden Fall ist es interessant, die Unterschiede zwischen Schweden und Deutschland zu sehen. Nach einer Studie ist es nun hier allgemein so üblich, dass bei APC-Resistens, soweit man "nur" heterozygot ist, keine Heparinisierung während der Schwangerschaft gemacht wird, sondern nur im Wochenbett. In Deutschland sind die Ärzte eher vorsichtiger und heparinisieren schon während der SS. Die Spritzen sind kein Weltuntergang, man muss sich aber selber jeden Tag spritzen, das ist nicht so angenehm. Du solltest dich allerdings genau erkundigen, inwieweit das Heparin den Geburtsverlauf beeinfluss. Von wegen PDA usw. Lies mal im Geburtsforum nach, da wurden auch schon Fragen zu diesem Thema gestellt. Jennifer