Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

baby hat sich gedreht - Liegendtransport?

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: baby hat sich gedreht - Liegendtransport?

greentomato

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Hallo Hr. Dr. Bluni, die Frauenärztin sagte, dass Baby habe sich gedreht, der Kopf liegt nun unten, aber noch nicht fest im Becken. Es könne sich also immer noch drehen. Ich weiß nicht, ob ich es merke, wennes sich drehen würde und dann anders liegt. Es bewegt sich die ganze Zeit und ich kann nicht sagen wo welches Körperteil von ihm grad ist ;-) Wenn ich nun einen Blasensprung hätte in den nächsten 2 Wochen, vor der nächsten Untersuchung, sollte ich dann trotzdem vorsichtshalber den DRK anrufen für einen Liegendtransport oder ganz normal im Auto sitzend von meinem Mann ins Krankenhaus gebracht werden? Danke! Sonja (35.SSW)


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo Sonja, die Schwangere braucht nach einem Blasensprung nicht generell zu liegen oder muss sich gar generell per Liegendtransport in die Klinik begeben. Es sei denn, der Frauenarzt oder Frauenärztin vor Ort würde hier eine entsprechende Empfehlung aussprechen. Jedoch sollte die Frau nicht erst 12 Stunden warten, bis sie sich in die Klinik begibt, sondern sollte sich unmittelbar nach Blasensprung dort melden. Was die Frage nach einem generellen Liegendtransport bei Blasensprung angeht, kann ich dazu folgendes sagen: es ist sicher ein wenig verwunderlich, von wem denn eine solche Empfehlung ausgesprochen wird. Von der überwiegenden Mehrzahl der Frauenärzte in Klinik und Praxis scheint dies nicht zu stammen. Die allgemeine Empfehlung an die Schwangere, deren Fruchtblase zuhause springt, ist, sich kurzfristig in die Klinik zu begeben. Und dies geschieht in aller Regel per PKW, was auch sicher für die allermeisten Schwangeren ausreicht. Die Statistiken besagen, dass ein Nabelschnurvorfall bei 0,3-07% der Schwangeren vorkommt= 3-7 Nabelschnurvorfälle pro 1000 Schwangere; bei Beckenendlage und Querlage etwas häufiger. (Pschyrembel: Praktische Geburtshilfe). Das würde bedeuten, dass man in ca. 990 Fällen einen Krankenwagen (Transportkosten ca. 300-500 Euro) bestellt, obwohl dieser gar nicht notwendig ist. In Anbetracht dieser Zahlen und der nicht gegebenen ärztlichen Empfehlung, sich generell bei einem Blasensprung per Krankenwagen in die Entbindungsklinik zu begeben, würde ich eine solche Empfehlung nicht generell aussprechen. Ich bin mir natürlich bewusst, was ein Nabelschnurvorfall bedeutet und was für Konsequenzen dies hat. Jedoch gibt es bis heute keine evidenzbasierten Studien, die belegen würden, dass der Liegendtransport das Risiko des sehr seltenen Nabelschurvorfalls reduzieren würde. Aber: hier gibt es sicher Ausnahmen, die völlig berechtigt erscheinen, nach Blasensprung der Schwangeren einen Liegendtransport nahe zu legen. Das wären zum Beispiel eine Beckenendlage, Querlage, bekanntermaßen noch hoch liegendes Kind oder wenn der behandelnde Frauenarzt oder Frauenärztin dieses für die jeweilige Schwangere für ratsam hält. VB Quellen: Oblasser, Claudia, „Hinlegen und Liegendtransport nach Blasensprung“, Die Hebamme 2006; 19:90-96 Nikolajsen IL, “Should pregnant women at term with supposed ruptured membranes and unengaged fetal head be transported to the delivery room lying down?” Ugeskr Laeger. 2003 Nov 17;165(47):4530-3 Pichler, A.(2003) Was sollte ich tun, wie kann ich mich schützen, Österreichische Hebammenzeitung 9 (4) Aug 7-9 Roberts, E.W., Martin R.W., Roach HH,(1997), “Are obstetrics interventions such as ripening, induction of labor, amnioinfusion, or amniotomy associated with umbilical cord prolapse ?” Am J Obstet Gynecol. 1997 Jun;176(6):1181-3


greentomato

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noch was: die Frauenärztin meinte das letzte mal, als das Baby noch mit dem Kopf oben lag, ich sollte bei Blasensprung auf jeden Fall das DRK anrufen.


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