Sehr geehrter Herr Dr. Paulus,
vor drei Tagen entdeckte ich eine kleine Warze im Bereich der Achselhöhle. Ich bin in der 29. SSW und ohne nachzudenken verwendete ich einmal Verrumal (Fläche ca. 1-2mm²), das ich noch von einer länger zurückliegenden Behandlung daheim hatte. Am nächsten Tag trug ich es abermals auf, bekam aber einen großen Schreck, als ich im Beipackzetel las, dass es während der Schwangerschaft nicht angewendet werden darf. Daraufhin entfernte ich das Verrumal schnell wieder von der Haut.
Jetzt mache ich mir große Vorwürfe.
Kann diese einmalige bzw. zweimalige Anwendung meinem Kind geschadet haben?
Wann sind solche Schädigungen erkennbar und wie?
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen,
vielen Dank, Hannah
von
Hannah.09
am 15.06.2012, 14:22
Antwort auf:
Verrumal in der Schwangerschaft
Verrumal® Lösung enthält Fluorouracil und Salicylsäure.
Fluorouracil (5-FU) wäre als Zytostatikum potentiell fruchtschädigend, jedoch ist angesichts der geringen Resorption bei kleinflächiger Anwendung nicht mit problematischen Serumspiegeln zu rechnen.
In einer Resorptionsstudie am Schwein konnte nach Anwendung auf der Haut - auch großer Mengen Verrumal - kein Fluorouracil im Serum nachgewiesen werden, d. h. der Wirkstoff wurde nicht in mit üblichen analytischen Methoden (HPLC) erfassbarer Menge resorbiert. Nach neueren Untersuchungen liegt die Resorptionsrate von Fluorouracil beim Menschen nach Anwendung von Verrumal deutlich unter 0,1 % (
Beim Auftragen einer 0,5% 5-FU-Lösung auf eine 25 cm2 große Hautfläche wird eine Menge von 1 mg 5-FU appliziert. Bei einer theoretisch angenommenen maximalen Resorption von 100% über die Haut würde dies bei einer 60 kg schweren Patientin eine Aufnahme von 0,017 mg/kg Körpergewicht bedeuten. Im Tierversuch mit Ratte und Maus liegt die Schwellendosis für eine Fruchtschädigung bei 5 bis 15 mg/kg Körpergewicht.
Ein erhöhtes Risiko für eine Schädigung des Kindes durch die kurzfristige kleinflächige Anwendung von Verrumal in der 29.SSW – also jenseits der sensiblen Phase der Organdifferenzierung - besteht nicht.
Allerdings sollten Sie das Präparat im weiteren Schwangerschafsverlauf möglichst nicht einsetzen.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 19.06.2012