Frage: Quetiapin

Guten Tag Herr Doktor, Ich habe bereits 2 gesunde Mädchen, 6 und 3 Jahre alt in deren Schwangerschaften ich jegliche Medikamente gemieden habe. Dementsprechend schlecht ging es mir während und nach der Schwangerschaft. Mein Ehemann und ich würden gerne noch ein Kind haben. Darum Frage ich mich ob ich das Quetiapin 150mg Retard auch in der Schwangerschaft und Stillzeit nehmen kann. Ich wäre sehr dankbar für eine Antwort. Liebe Grüße und ein schönes Wochenende

Mitglied inaktiv - 09.03.2018, 16:51



Antwort auf: Quetiapin

Bei Quetiapin handelt es sich um ein neueres Neuroleptikum aus der Klasse der Dibenzothiazepine. In Tierversuchen mit Ratten und Kaninchen fand sich kein Anstieg der Fehlbildungsrate. In einer prospektiven Followup-Studie zur Anwendung von atypischen Neuroleptika in der Schwangerschaft registrierte man bei 151 exponierten Schwangeren im Vergleich zu einer Kontrollgruppe keine Zunahme von Aborten oder Fehlbildungen. Darunter befanden sich auch 36 Fälle mit einer Quetiapin-Medikation (McKenna et al 2005). Zuvor waren zwei Fälle publiziert worden, in denen Quetiapin während der gesamten Schwangerschaft in Dosen von 150 bis 300 mg/d verabreicht worden war. Die beiden Neugeborenen wiesen keine Anomalien auf (Tényi et al 2002; Taylor et al 2003). In einer Übersichtsarbeit wurden 2006 487 Schwangerschaftsverläufe unter mütterlicher Therapie mit Quetiapin zusammengefasst (Gentile 2006). Darunter traten lediglich acht Fälle von kongenitalen Anomalien auf (1,6%). Im Rahmen einer prospektiven Followup-Studie wurden von unserem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum zwischen 2001 und 2011 108 Schwangerschaftsausgänge nach Medikation mit dem atypischen Neuroleptikum Quetiapin in der Frühschwangerschaft dokumentiert. Ein Zusammenhang mit einem erhöhten Fehlgeburts- oder Fehlbildungsrisiko konnte nicht nachgewiesen werden. Grundsätzlich wäre der Einsatz von Quetiapin in der Schwangerschaft vertretbar, wobei eine möglichst moderate Dosis gewählt werden sollte. Bei Messungen an 9 Mutter-Kind-Paaren konnte man feststellen, dass der Säugling weniger als 0,5% der mütterlichen Quetiapin-Dosis aufnimmt. Damit kann man beim Säugling nicht einmal 0,6% der mütterlichen Serumkonzentration erreichen. Die mütterlichen Tagesdosen betrugen in diesen Fällen zwischen 6,25 und 100 mg. Komplikationen wurden bei den Säuglingen nicht beobachtet. Nach Kalkulation der Autoren würde der Säugling selbst unter einer mütterlichen Maximaldosis von 800 mg/d weniger als 0,05 mg/kg/d aufnehmen (Yazdani-Brojeni et al 2010).

von Dr. Wolfgang Paulus am 12.03.2018