Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Paroxat und Schwangerschaft

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Paroxat und Schwangerschaft

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Guten Tag Herr Dr. Paulus, bei mir wurde im Jahr 2006 eine Form der Agoraphobie sowie eine Soziale Phobie diagnostiziert. Ein Neurologe hat mir seinerzeit Paroxat verschrieben, das ich nach wie vor täglich einnehme. Die Dosis schwangt zwischen 10 und 20 mg. In psychotherapeutischer Behandlung befinde ich mich im Moment nicht. Ich bin 32 Jahre alt und möchte mit meinem Partner ein Baby bekommen. Wir sind uns aber aufgrund meiner Paroxateinnahme sehr unsicher, ob das "eine gute Idee" ist und stellen uns in diesem Zusammenhang folgende Fragen: Gibt es Studien über Schwangerschaften mit Paroxateinnahme? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind nach der Entbindung Entzugssymptome hat? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind beispielsweise mit Missbildungen zur Welt kommt? Gibt es alternative Medikamente (z.B. auf pflanzlicher oder homöopathischer Basis), die in ihrer Wirkungsweise mit Paroxat vergleichbar sind? Ich bin gespannt auf Ihre Antworten und bedanke mich vorab. Viele Grüße


Dr. Wolfgang Paulus

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Bis Dezember 2004 dokumentierte das Swedish Medical Birth Registry 6.555 Kinder nach intrauteriner Exposition mit SSRI (z. B. Paroxetin, Sertralin, Citalopram) in der Frühschwangerschaft. Die kumulierte Fehlbildungsrate lag bei 4,1%, was dem erwarteten Hintergrundrisiko entspricht. Dabei wurde kein typisches Fehlbildungsmuster beobachtet. In diesem Kollektiv sind 959 Kinder nach mütterlicher Medikation mit Paroxetin enthalten. Die Fehlbildungsrate gab mit 4,8% keinen Anlass zur Beunruhigung. Allerdings befanden sich in dem Paroxetin-Kollektiv 20 Kinder mit Herzfehlern, insbesondere Vorhof- und Ventrikelseptumdefekte. Auch wenn der Anteil von 2,1% die Herzfehlerrate von 1,3% in der Normalbevölkerung übertrifft, ist das Risiko für kardiovaskuläre Anomalien unter Paroxetin in absoluten Zahlen gering (Kallen & Otterblad Olausson 2007). Als Alternative kämen erprobte trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin in Frage. Allerdings erscheint nach den aktuellen Daten das Risiko für angeborene Anomalien unter SSRI allenfalls geringfügig erhöht (Greene 2007). Wenn andere Präparate wie Amitriptylin (evtl. auch die SSRI Citalopram, Sertralin) nicht ausreichend wirken, wäre eine Fortsetzung der Anwendung von Paroxetin in moderater Dosis (z. B. 10 - 20 mg pro Tag) auch in der Schwangerschaft vertretbar. Nach vorgeburtlicher SSRI-Medikation (z. B. Paroxetin) wurden bei Neugeborenen in einigen Fällen vorübergehende Anpassungsstörungen wie Zittrigkeit, Übererregbarkeit und erhöhter Muskeltonus beobachtet. Daher sollte in den ersten Lebenstagen auf entsprechende Symptome geachtet werden.


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