Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Parabene

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Parabene

Gigi T.

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Lieber Herr Dr. Paulus, ich bin in der 16 SSW mit meinem ersten Kind schwanger. Nun mache mir große Sorgen und unendlich viele Vorwürfe: seit ca. SSW 8 creme ich mir den Bauch mit einer Creme ein, die, wie ich letzte Woche erst herausfand, Inhaltsstoffe enthält auf die man in der Schwangerschaft verzichten sollte. - Methylparaben (hormonell wirksam) - Ethylparaben (hormonell wirksam) - Benzophenone-3 (Verdacht auf hormonelle Wirksamkeit) - Propylparaben (hormonell wirksam) In dem Zeitraum von ungefähr 9 Wochen habe ich mind. 750 ml dieser Creme verbraucht (2x tägl. Bauch und hin und wieder gesamter Körper). Selbstverständlich werde ich die Creme nicht mehr verwenden. Darüber hinaus fand ich jetzt raus, dass meine diversen Kosmetikartikel (wie Shampoo, Haaröl), die ich seit mindestens Schwangerschaft verwende, ebenfalls diese Inhaltstoffe erhalten. Seit ich über die hormonelle Wirksamkeit erfahren habe, stehe ich unter einem kleinen Schock. Können Sie mir sagen, ob diese Inhaltstoffe in diesen Mengen negative Folgen haben können? Kann es zur Fehlbildung des Geschlechtsorganes kommen oder Unfruchtbarkeit des Kindes nach sich ziehen? Und falls ja, kann man am Ultraschall etwas erkennen oder irgendeinen Test nach der Geburt zur Feststellung der Folgen durchführen? Oder muss man bis zur Geschlechtsreife des Kindes warten, um die Auswirkungen im vollen Maße zu sehen? Herzlichen Dank für Ihre Zeit und Bemühungen. Viele Grüße, Gigi


Dr. Wolfgang Paulus

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Methylparaben (4-Hydroxybenzoesäuremethylester) ist als Konservierungsmittel beispielsweise in Shampoos, Duschgels und anderen Kosmetika sowie in flüssigen Arzneimitteln zu finden. Es ist in der EU als Lebensmittelzusatzstoff der Nummer E 218 zugelassen. Wegen möglicher estrogenartiger Wirkungen in Laborexperimenten wurden Bedenken geäußert (Hossaini et al 2000). Butylparaben zeigte die stärkste estrogenartige Aktivität, lag aber noch um den Faktor 100.000 niedriger als das im Eierstock produzierte 17 ß-Estradiol (Routledge et al 1998, Lemini et al 2004). Die Wirkung von Methylparaben ist noch deutlich geringer (Hossaini et al 2000). Die orale Applikation von Parabenen zeigte im Tierversuch keine estrogenartigen Wirkungen und beeinflusste die männliche Fortpflanzungsfunktion nicht (Oishi 2004, Hoberman et al 2008). Bei oraler bzw. dermaler Applikation werden die Parabene im Darmtrakt bzw. in der Haut hydrolysiert, so dass die Estrogenwirkung weitgehend verlorengeht (Routledge et al 1998). Mit den Kosmetikartikeln haben Sie Ihrem Kind sicher wesentlich weniger hormonelle Einflüsse zugemutet, als über die körpereigene Produktion von Estrogenen in Eierstock und Plazenta. Eine Besorgnis hinsichtlich der Fortpflanzungsfunktion des Kindes besteht daher nicht berechtigt.


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