Estrella08
Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich freue mich sehr Ihnen mein Anliegen mitteilen zu dürfen: Mein Mann und ich planen erneuten Nachwuchs (unsere Tochter ist nun 2 Jahre und 3 Monate). Nach der ersten SS hatte ich nach 6 Monaten (nach der Entbindung) auf einmal Schwindelanfälle, es hat sich nach mehreren Arztbesuchen herausgestellt, dass ich Morbus Menière (wahrscheinlich ausgelöst durch die erste SS) habe. Somit habe ich einige Zeit Betavert 24mg eingenommen (früh und abends 1 Tablette). Als ich bei meinen Arztbesuchen geäußert habe, dass wir Nachwuchs planen möchten, wurde ich auf Flunarazin eingestimmt (da Betavert während der SS nicht eingenommen werden soll). Nun habe ich von meiner Frauenärztin und meiner HNO Ärztin "grünes Licht " bezüglich der Familienplanung erhalten, möchte aber sicher gehen, dass es wirklich ok ist, wenn ich diese Tabletten nehme (eine Tablette am Abend, leider geht es nicht ohne). Die erste SS war recht schwierig, letztendlich wurde meine Kleine mit 1.785 g schon 5 Wochen vorher geholt und musste auf der Intensivstation bleiben, da die vorherige Versorgung im Mutterleib leider nicht ausreichte. Dieses Mal möchte ich es "besser machen". Können Sie mir sagen, ob Sie Erfahrungen mit Flunarazin acis 5mg während der SS haben? Ganz liebe Grüße und herzlichen Dank im Voraus
Die Wirksamkeit der Medikamente gegen M. Meniere ist sehr umstritten. In einer Studie mit 50 Schwangeren wurde bei fetaler Wachstumsretardierung Flunarizin zur Verbesserung der Perfusion im II./III.Trimenon ohne Komplikationen eingesetzt (Janssens 1985). Ausreichende Daten zur Sicherheit einer Anwendung von Flunarizin in der Frühschwangerschaft liegen leider nicht vor. Bei Betahistin handelt es sich um ein Histamin-Analogon, das als Vasodilatator zur Behandlung des M. Meniere Verwendung findet. Die Nutzenbelege für die zugelassene Indikation Morbus Menière sind allerdings schwach. Die Autoren einer systematischen Übersicht finden sieben kleine Studien mit 243 Patienten, die jedoch bis auf eine Arbeit ungenügende Diagnosekriterien und zusätzlich andere schwere methodische Mängel aufweisen und daher keine Aussage zu einem Nutzen ermöglichen. Die einzige methodisch bessere Arbeit findet keinen Vorteil für Betahistin in Bezug auf Tinnitus (James & Burton 2011). Betahistin und seine Salze sind bezüglich Einsatz in der Schwangerschaft ebenfalls unzureichend geprüft. Nach der Vorgeschichte Ihrer Schwangerschaft wäre die Einnahme von ASS 100 zu erwägen.