Mutter22
Sehr geehrte Frau Franz, mein Sohn ist gerade 17 Monate alt geworden. Er wird 2-sprachig erzogen, wobei ich, die Mutter, die einzige Person bin, die eine andere Sprache mit ihm spricht bulgarisch (ok, und meine Eltern über Skype, aber das sind ein paar Minuten am Tag), in der restlichen Familie bzw. in der KiTa und unter Freunden wird Deutsch gesprochen. Er hat mit 10 Monaten zum ersten Mal gezielt Mama gesagt, kurz darauf auch Papa bzw Tati (auf bulg.) und fraglich/vereinzelt Oma auf beide Sprachen. Mit 13 Monaten kamen Lampe/Lampa (was ziemlich sein Lieblingswort ist) und waw-waw für Hund (auch mit ca. 13 Monaten). Seitdem ist nicht wirklich etwas passiert, bzw. es sind eher Rückschritte zu verzeichnen, da er außer Lampa/Lampe, was manchmal auch Tampa genannt wird, und "Mammama", wenn er wirklich was von mir will, sonst nichts spricht. Das Sprachverständnis ist auf jeden Fall sehr gut und zwar in beiden Sprachen, manchmal sind wir überrascht, dass er Sachen, die wir nur in eine Sprache geübt haben, auch in der anderen versteht. Aber ich weiß auch, dass Sprachverständnis und aktiver Spracherwerb 2 verschiedene Paar Schuhe sind. Wie ist Ihre Erfahrung mit bilingual aufwachsenden Kindern? Ich weiß, dass das Erlernen beider Sprachen zwar verlangsamt und verspätet sei, aber muss ich mir Sorgen machen? Vielen Dank für Ihre Antwort im Voraus und mit freundlichen Grüßen
Hallo Mutter22, auch hier möchte ich wieder daran erinnern, dass als "Wort" nicht nur wohlartikulierte Wörter zählen. Gebärden & Gesten, Abkürzungen, Ausrufe, Namen & Geräusche werden in diesen Grenzsteinen berücksichtigt. Dies wird bei bilingualen oder multilingualen Kindern sprachübergreifend gezählt. Wenn sie also eine Liste anfertigen, werden sie wahrscheinlich auf mehr als die fünf genannten Wörter, oder? Wie kommuniziert ihr Sohn dann mit ihnen? Wie teilt er ihnen mit, was er möchte? Wie funktioniert das im Kindergarten? All diese Beobachtungen können ihnen Hinweise geben, ob er in seiner Kommunikationsfähigkeit eingeschränkt ist. Das ist nicht zwangsläufig der Fall, nur weil weniger Wörter als erwartet gesprochen werden. Mehrsprachig aufwachsende Kinder sind nicht immer langsamer in der Sprachentwicklung & nicht immer ist die Umgebungssprache die Herzenssprache oder dominante Sprache. Ich hoffe diese Ideen können sie etwas beruhigen - es ist wirklich noch sehr früh! Alles Gute Leonie Franz