Frage im Expertenforum Kinderzahngesundheit an Dr. med. dent. Jacqueline Esch:

flouridhaltiges Trinkwasser

Dr. med. dent. Jacqueline Esch

Dr. med. dent. Jacqueline Esch
Zahnärztin spezialisiert auf Kinderzahnheilkunde

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Frage: flouridhaltiges Trinkwasser

Mitglied inaktiv

Hallo Frau Dr Esch und Frau Dr Freundorfer, ich lebe im Ausland und wir haben hier Flouride dem normalen Trinkwasser beigesetzt (zur Kariesvorsorge). Leider schmeckt das Wasser sehr Chlorhaltig und deswegen filter ich es zum trinken mit Brita-Wasserfiltersystem. Filtere ich damit auch die Flouride weg? Ich glaube ich kann hier gar keine flouridehaltige Zahnpasta kaufen, was nu? Wirken Flouride ueber die Blutbahn oder dadurch, dass man sie im Mund hat? Herzlichen Dank, Christine


Hallo, erkundigen sie sich bitte zuerst beim zuständigen Wasserwerk wie hoch die Fluoridkonzentration des Trinkwasser ist, danach richtet sich dann die Fluoridanwendung. Fluoridhaltige Zahncreme können sie sicherlich auch übers Internet bestellen. Fluorid wirkt systemisch aber auch lokal. Fluoride sind ein natürlicher Bestandteil des pflanzlichen und menschlichen/tierischen Nahrungskreislaufes. Sie sind für den Menschen wichtige Spurenelemente, die eine hohe Bedeutung für die Bildung von Knochen und Zähnen haben (99% des Fluorids befinden sich in Knochen und Zähnen, bei einem Erwachsenen sind dies ca. 2,6 g F.). Natürliche Quellen von F. sind Fisch, Krustentiere, fluoridhaltiges Mineralwasser und schwarzer Tee. Einen festen Platz in vielen Privathaushalten hat inzwischen auch das fluoridierte Speisesalz. Die ständige Anwesenheit niedriger F.-Konzentrationen im Speichel fördert und beschleunigt den natürlichen Wiedereinbau von Mineralstoffen aus dem Speichel in den Zahnschmelz (Remineralisation). Dadurch kann das Mineraldefizit einer beginnenden Karies ausgeglichen und beginnende Karies gestoppt und u.U. Rückgängig gemacht werden. Bei der lokalen Applikation spielt sich folgender Wirkungsmechanismus ab: Die zugeführten, ionisch gebundenen Fluoride gehen zunächst eine Reaktion mit der Schmelzoberfläche ein. Dabei wird in Abhängigkeit von der Fluoridkonzentration, dem pH-Wert, der Kontaktzeit und anderen Parametern eine mehr oder weniger stark ausgebildete kalziumfluoridähnliche Ausflockung (Präzipitat) ausgebildet. Bereits ab einer Fluoridkonzentration von 10 ppm kann dieser Niederschlag entstehen. Eingelagerte Phosphat- und Eiweißbestandteile sind später für das Löslichkeitsverhalten dieser Schicht verantwortlich: Während bei neutralem pH-Wert ein Kalziumfluorid-Präzipat mit hohem Phosphat-Anteil gebildet wird, ist dies bei niedrigem (saurem) pH-Wert umgekehrt. Unter Karies auslösenden Bedingungen (z.B. Zuckeraufnahme) wird diese Beschichtung angegriffen und F. wird rasch in die Umgebung abgegeben. Diese Ionen können dann in beginnende Kariesläsionen diffundieren und hier ihre schützende Wirkung entfalten - Remineralisationsvorgänge werden begünstigt oder überhaupt erst möglich. Steigt der pH-Wert wieder an, weil Karies auslösende Bedingungen fehlen und/oder die Pufferkapazität des Speichels einwirkt, wird die verbleibende Kalziumfluoridschicht erneut von dem oben erwähnten Präzipitat bedeckt. Daneben diffundieren Fluoridionen auch direkt in den Zahnschmelz und werden von den Schmelzkristallen absorbiert oder befinden sich frei zwischen den einzelnen Prismen. systemische Fluoridzufuhr z.B. in Form von Salz-, Tabletten-, Trinkwasser-, Milch-Fluoridierung. F. werden über den Mund ("per os", "oral") aufgenommen, im Magen-Darm-Trakt resorbiert und anschließend in geringen Mengen über den Speichel wieder ausgeschieden. Weiter kommt es bei dieser Anwendung bei in Wachstum befindlichen Zähnen ( Mineralisation) zu einem Einbau von F. in die Zahnhartsubstanzen (Schmelz, Dentin). Dieser früher als sehr wichtig angesehenen Tatsache wird in der neueren Forschung nur noch eine untergeordnete Bedeutung eingeräumt, da die Menge des eingelagerten F. nicht ausreicht, um einen säureabwehrenden Effekt zu erzielen. Werden Fluoridtabletten gelutscht, so wird aus der ursprünglich gedachten systemischen Zufuhr die viel wirksamere lokale Zufuhr lokale Fluoridzufuhr z.B. in Form von Zahnpasta, Mundspüllösungen, Lacken, Gelees, Suspensionen. Heute als die effektivere Maßnahme angesehen, da der direkte Kontakt mit F. eine günstige Beeinflussung der Ent- und Verkalkungsvorgänge (De- und Remineralisation) in den obersten Schichten der Zahnoberfläche hat. Hierbei wird auf der Oberfläche ein kalziumfluoridhaltiger Niederschlag (Präzipitat; KOH-lösliches F.) erzeugt, welcher bei abfallendem pH-Wert - z.B. durch einen Säureangriff von Bakterien - Fluoridionen freisetzt und so die Remineralisation der angegriffenen Zahnhartsubstanzen unterstützt. Weiter nimmt entkalkter Zahnschmelz mehr F. auf als gesunder; ebenso ist die Ausbildung des kalziumfluoridhaltigen Niederschlags bei entmineralisiertem Schmelz stärker ausgeprägt. So können F. in hochkonzentrierter Form die Poren einer Karies quasi "versiegeln". Die häufig nachgesagte antibakterielle Wirkung von F. ist zwar vorhanden - doch reicht die Menge bei den anorganischen F. nicht aus, um die Plaquebakterien nachhaltig zu beeinflussen. Hier wird besonders dem Amin- und Zinnfluorid (s.u.) die stärkste Wirkung nachgesagt. Liebe Grüße


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