MiaMich
Liebe Ärzte, ich hatte einen sehr großen Uterus myomatosus. Habe 1 Mo. Ryeqo genommen und dann Yselty. Die Myome sind deutlich zurückgegangen. Nun steht die Überlegung an, ob der Rest noch mit Sonata behandelt werden soll? Ich möchte, aufgrund von Kinderwunsch, keine Narben, möchte aber natürlich auch, dass die Myome nicht wiederkehren, nach dem Absetzen der Medikation. Ausgeprägte Nebenwirkungen. Halten Sie Sonata geeigneter oder ein Fortführen der Medikation für weitere 1-2 Monate? Werden die mit Ryeqo und Yselty behandelten Myome abgebaut, d.h. sind für immer weg oder wächst das gleiche Myom wieder nach? Vielen Dank für Informationen.
Guten Tag, das ist eine sehr berechtigte und differenzierte Frage – und Sie sprechen genau die Punkte an, die man bei einem Uterus myomatosus mit Kinderwunsch besonders sorgfältig abwägen muss. Hier eine strukturierte Übersicht, wie man Ihre Situation medizinisch betrachtet: 1. Wirkung von Ryeqo und Yselty Beide Medikamente (Ryeqo = Relugolix + Estradiol + Norethisteron / Yselty = Linzagolix) gehören zur Gruppe der oralen GnRH-Antagonisten. Sie führen zu einer reversiblen Suppression der Östrogenwirkung und damit zu einer Reduktion des Myomvolumens durch: Verminderte Durchblutung Rückgang der Zellaktivität im Myom Schrumpfung des Bindegewebsanteils Aber: Die Myome werden nicht „abgebaut“ oder aufgelöst. Sie schrumpfen nur funktionell und strukturell, bleiben jedoch als kleine inaktive Knoten erhalten. Nach Absetzen der Medikamente kann das Gewebe wieder wachsen, da die hormonelle Stimulation zurückkehrt. 2. Rückfallrisiko nach Absetzen Etwa 6–12 Monate nach Therapieende beginnen Myome bei einem Teil der Frauen wieder zu wachsen, sobald der Zyklus sich normalisiert. Das Risiko hängt stark ab von: Größe und Zahl der verbliebenen Myome Östrogenspiegel nach Therapie Alter und Hormonlage (prämenopausal < 40 J. = höheres Risiko) Daher ist nach der Therapie ein engmaschiges Ultraschall-Monitoring (alle 2–3 Monate) sinnvoll, vor allem, wenn Kinderwunsch besteht. 3. Sonata-Verfahren (transzervikale Radiofrequenzablation) Sonata ist eine minimalinvasive, narbenfreie Methode, bei der Myome unter Ultraschallkontrolle von innen mit Radiofrequenzenergie verödet werden. Vorteile: Keine Bauchnarben, kein Schnitt Kurze Erholungszeit Erhalt der Gebärmutterstruktur Aber: Es gibt noch wenig Daten zur Schwangerschaft nach Sonata. Die thermische Ablation kann in Einzelfällen die Gebärmutterwandstruktur verändern, was bei tieferliegenden oder submukösen Myomen für den Kinderwunsch relevant sein kann. In der Regel empfiehlt man Sonata eher bei Frauen ohne aktuellen Kinderwunsch oder mit nicht submukösen Myomen. 4. Empfehlung in Ihrem Fall Da Sie Kinderwunsch haben, würde man typischerweise: Die medikamentöse Therapie noch 1–2 Monate fortsetzen, wenn die Nebenwirkungen tolerabel sind, um eine maximale Schrumpfung zu erzielen. Danach die Myomsituation per 3D-Ultraschall oder MRT neu bewerten. Wenn dann noch Reste bestehen, prüfen: ob diese die Gebärmutterhöhle deformieren (→ evtl. hysteroskopische Myomresektion, keine Bauchnarbe) oder außerhalb der Höhle liegen (→ meist kann man sie belassen, solange sie klein bleiben). Sonata wäre nur bei ausgewählten Fällen sinnvoll – etwa bei wenigen, gut zugänglichen Myomen, die klar symptomatisch bleiben und nicht hysteroskopisch erreichbar sind. 5. Langfristige Perspektive Nach Therapieende kann sich die Hormonbalance rasch erholen. Wenn Sie schwanger werden, wirkt die Schwangerschaft selbst protektiv gegen Myomneubildung. Wenn kein sofortiger Kinderwunsch besteht, kann man die Therapie zyklisch wiederholen oder mit niedrig dosierten Gestagenen kombinieren, um das Wachstum weiter zu bremsen. Kurzfazit: Für Ihren aktuellen Kinderwunsch ist das Weiterführen von Ryeqo oder Yselty für 1–2 Monate meist der sicherere Weg als Sonata. Sonata kann zwar narbenfrei sein, birgt aber noch Unsicherheiten bezüglich der Gebärmutterschleimhaut und Implantation. Die behandelten Myome sind nicht „für immer weg“, sondern nur vorübergehend verkleinert – sie können nach Absetzen theoretisch wieder wachsen, meist jedoch langsamer und kleiner als zuvor. Alles Gute wünsche ich Ihnen, Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger und das Bestfertility-Team
MiaMich
Guten Tag Herr Dr. Gagsteiger, ich bedanke mich von ganzem Herzen für die so detaillierte und schnelle Beantwortung all meiner Fragen und das sogar am Sonntag :-))) ! Vielen herzlichen Dank!! Eine Frage hätte ich bitte noch zur langfristigen Gabe von niedrig dosierten Gestagenen: Ich hatte vor ein paar Jahren eine Myom-Operation und anschließend sollte ich die Minipille nehmen. (Ich hatte keine verstärkte Blutung ...). Bei der nächsten Ultraschall-Untersuchung ca. 3-6 Mo. nach der OP hatte ich sehr viele kleine Myome unterschiedlicher Größe, die fortan gewachsen sind und das Gestagenpräparat wurde weiter verordnet. Bis zu dieser OP hatte ich nur ein einziges Myom und seitdem große Probleme mit vielen. Kann die Bildung von Myomen und/oder das Wachstum durch die Gestagengabe hervorgerufen oder beschleunigt worden sein? Da es mir sehr ungewöhnlich für meinen Körper erschien. Vielen herzlichen Dank!!
Guten Tag, Zunächst vorweg: Ihre Einschätzung, dass die Gestagentherapie einen Einfluss auf das Wachstum Ihrer Myome haben könnte, ist medizinisch durchaus plausibel. Forschungen zeigen, dass Progesteron beziehungsweise Gestagene Myomzellen stimulieren können – etwa durch Aktivierung von Wachstumsfaktoren und Hemmung von Apoptose. Gleichzeitig muss an dieser Stelle betont werden, dass die klinischen Belege dafür, dass eine niedrig dosierte Gestagentherapie bei Myomen das Wachstum fördert oder Myome vermehrt entstehen lässt, nicht ausreichend sind, und dass aktuelle Leitlinien Gestagene hierfür nicht als Standardtherapie vorsehen. Vor diesem Hintergrund kann ich Ihnen folgendes empfehlen: Lassen Sie Ihre hormonelle Situation (Estradiol, Progesteron, LH, FSH, ggf. SHBG) im Rahmen eines Zyklusmonitorings bestimmen, um Ihr individuelles Hormonmilieu besser zu verstehen. Erwägen Sie die Umstellung von einer Gestagen-Monotherapie auf eine Methode, die das Eisprungsrisiko effektiv unterdrückt oder eine hormonfreie Option, wenn der Myomstatus eine Langzeitstrategie erfordert. Alternativ kann überlegt werden, ob eine Therapie mit gestagenarmen oder gestagenfreien Optionen sinnvoller ist – insbesondere wenn viele Myome vorhanden sind und/oder diese wachsen. Gezielte sonographische Verlaufskontrolle (z. B. alle 6-12 Monate) der Myome inkl. Dokumentation von Zahl, Größe und Wachstumstendenz. Besprechung mit einem Myom-Spezialisten oder Zentrum, ob eine individuelle Therapie unter Berücksichtigung der Myomlage, Wachstumstendenz und Kinderwunsch sinnvoll ist. Zusammengefasst: Ihre Situation spricht dafür, dass bei Ihnen ein gestageninduzierter oder – begünstigter Effekt möglich ist – allerdings lässt sich dies nicht mit Sicherheit bestätigen, da entsprechende evidenzbasierte Daten fehlen. Aus diesem Grund würde ich Ihnen raten, die Therapie gemeinsam mit einem erfahrenen Myomzentrum kritisch zu überprüfen und eine auf Ihre Situation zugeschnittene Hormonstrategie zu entwickeln. Ihr Dr. med. Friedrich Gagsteiger
MiaMich
Sehr geehrter Herr Dr. Gagsteiger, ich bedanke mich nochmals recht herzlich für Ihre Einschätzung :-) und wünsche Ihnen eine gute Woche!
Sehr gerne geschehen.